Ein plötzlicher Todesfall
sich das ScheiÃzeug spritzen konnte. Und Robbie würde ihr wieder weggenommen werden, und diesmal käme er vielleicht nicht zurück. In einem kleinen roten Plastikherzen, das an dem Schlüsselring in Krystals Tasche hing, war ein Bild von Robbie, ein Jahr alt. Krystals Herz hatte zu hämmern begonnen, wie es hämmerte, wenn sie aus vollen Kräften ruderte, die Ruder durchzog, durchzog, mit brennenden Muskeln, und die andere Mannschaft zurückfallen sah â¦)
»Du blöde â¦Â«, sagte sie, doch das ging unter, weil Terri nach wie vor Kay anplärrte, die mit dem Becher in der Hand unbewegt dasaÃ.
»ScheiÃe, hab nicht gespritzt, Sie ham kein Beweis â«
»Du blöde Kuh«, blaffte Krystal lauter.
»Hab nicht gespritzt, das ist âne verdammte Lüge«, kreischte Terri; ein wildes Tier, in einem Netz gefangen, zappelnd und zuckend, nur um sich noch weiter zu verheddern. »Hab nicht, ScheiÃe, hab nie â«
»Die schmeiÃen dich wieder aus der verdammten Klinik, du blöde Kuh!«
»Wie kannst duâs wagen, so mit mir zu reden, du mieses Stück ScheiÃe.«
»Jetzt mal langsam«, sagte Kay laut. Sie stellte ihren Becher ab und stand auf, erschrocken über das, was sie da ausgelöst hatte. Dann brüllte sie »Terri!«, nun wirklich alarmiert, als Terri sich auf die andere Armlehne hochhievte, ihrer Tochter gegenüber. Wie zwei Wasserspeier, Nase an Nase, blafften sie sich an.
»Krystal!«, schrie Kay, als Krystal die Faust hob.
Krystal stürzte aus dem Sessel, weg von ihrer Mutter. Sie war erstaunt, eine warme Flüssigkeit auf ihren Wangen zu spüren, dachte verwirrt an Blut, doch es waren Tränen, nur Tränen, klar und schimmernd auf ihren Fingerspitzen, als sie sie wegwischte.
»In Ordnung«, sagte Kay angespannt. »Beruhigen wir uns erst mal.«
»Beruhigen Sie sich doch!«, schnauzte Krystal. Zitternd wischte sie sich mit dem Arm über das Gesicht und marschierte dann zum Sessel ihrer Mutter. Terri zuckte zusammen, doch Krystal bückte sich nur, hob die Zigarettenpackung auf, zog ein Feuerzeug und die letzte Zigarette heraus und zündete sie an. Rauchend ging sie vom Sessel ihrer Mutter zum Fenster, wandte ihnen den Rücken zu und versuchte weitere Tränen zurückzuhalten.
»Okay«, sagte Kay, »wenn wir jetzt mal in Ruhe darüber reden könnten â«
»Ach, verpiss dich«, sagte Terri dumpf.
»Hier geht es um Robbie«, sagte Kay. Sie stand immer noch, wagte nicht, sich zu entspannen. »Deswegen bin ich hier. Um dafür zu sorgen, dass es Robbie gut geht.«
»Dann war er eben mal nicht in der Tagesstätte«, sagte Krystal vom Fenster. »Ist ja wohl kein scheià Verbrechen.«
»Kein scheià Verbrechen«, stimmte Terri als schwaches Echo zu.
»Es geht nicht nur um die Tagesstätte«, sagte Kay. »Robbie war quengelig und wundgescheuert, als ich gestern hier war. Er ist viel zu alt, um noch Windeln zu tragen.«
»Hab sie ihm ausgezogen und ihn in âne Hose gesteckt. Hab ich doch gesagt, verflucht!«, fauchte Krystal wütend.
»Tut mir leid, Terri«, sagte Kay. »Sie waren nicht in der Lage, allein die Verantwortung für ein kleines Kind zu übernehmen.«
»Ich hab nicht â«
»Sie können mir noch so oft erzählen, dass Sie nicht gespritzt haben«, sagte Kay, und Krystal nahm zum ersten Mal etwas echt Menschliches in deren Stimme wahr: Ãrger und Verzweiflung. »Aber Sie werden morgen in der Klinik getestet. Wir wissen beide, dass der Test positiv ausfallen wird. Die haben gesagt, es wäre Ihre letzte Chance und sie werfen Sie wieder raus.«
Terri wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
»Hören Sie, ich sehe ja, dass Sie beide Robbie nicht verlieren wollen â«
»Dann nehmen Sie ihn eben nicht weg!«, schrie Krystal.
»So einfach ist das nicht.« Kay setzte sich wieder und hob die schwere Mappe vom Boden auf. »Als Robbie letztes Jahr zu Ihnen zurückkam, Terri, waren Sie runter vom Heroin. Sie haben sich verpflichtet, clean zu bleiben und das Methadonprogramm zu durchlaufen, und Sie haben bestimmten Dingen zugestimmt, wie Robbie regelmäÃig in die Tagesstätte zu bringen.«
»Hab ich doch â«
»Eine Weile schon, Terri, aber nur die Bereitschaft zu zeigen, reicht nicht. Nach allem,
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