Ein plötzlicher Todesfall
Kay.
»Was geht?« Terri nahm einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette.
»Setz dich«, befahl Krystal ihrer Mutter, die gehorchte und sich auf demselben Sessel wie beim letzten Mal zusammenrollte. »Wollen Sie âne Tasse Tee oder so?«, fragte Krystal an Kay gewandt.
»Gerne«, erwiderte Kay. Sie setzte sich und öffnete ihre Mappe. »Danke.«
Krystal eilte aus dem Raum. Sie spitzte die Ohren, um mitzukriegen, was Kay mit Terri besprach.
»Sie haben sicher nicht damit gerechnet, mich so bald wiederzusehen, Terri«, hörte sie Kay sagen (mit einem komischen Akzent, der klang wie aus London, genau wie der von der hochnäsigen Neuen, auf die fast alle Jungs scharf waren). »Gestern habe ich mir richtig Sorgen um Robbie gemacht. Heute ist er wieder in der Tagesstätte, sagte Krystal?«
»Ja«, antwortete Terri. »Sie hat ihn gebracht. Sie ist heut Morgen heimgekommen.«
»Heimgekommen? Wo war sie denn?«
»War nur ⦠hab nur bei âner Freundin geschlafen.« Krystal kam ins Wohnzimmer geflitzt, um selbst zu antworten.
»Jaa, sie kam heim, heute Morgen«, sagte Terri.
Krystal lief zurück zum Kessel. Der machte solchen Krach, als er zu kochen begann, dass sie nicht mehr mitbekam, worüber ihre Mutter und die Sozialarbeiterin redeten. Sie kippte Milch in die Becher mit den Teebeuteln, versuchte sich zu beeilen und kam gerade rechtzeitig mit den drei knallheiÃen Bechern ins Wohnzimmer, um Kay sagen zu hören: »â¦Â habe gestern mit Mrs Harper in der Tagesstätte gesprochen â«
»Die Kuh«, knurrte Terri.
»Hier.« Krystal stellte die Becher auf den Boden und drehte einen mit dem Henkel zu Kay.
»Vielen Dank«, sagte Kay. »Terri, Mrs Harper erzählte mir, dass Robbie in den letzten drei Monaten oft gefehlt hat. Er ist seit einer Weile keine ganze Woche mehr hingegangen, stimmt das?«
»Was?«, fragte Terri. »Nee, war er nicht. Doch, ist er. Nur gestern nicht. Und wo er Halsweh hatte.«
»Wann war das?«
»Was? Vorm Monat ⦠anderthalb ⦠so was.«
Krystal setzte sich neben ihre Mutter auf die Armlehne. Von dieser erhöhten Position funkelte sie Kay an, kaute heftig Kaugummi, die Arme verschränkt, genau wie ihre Mutter. Kay hatte eine dicke Mappe auf dem SchoÃ. Krystal konnte Mappen nicht ausstehen. All das Zeug, was sie über einen schrieben und aufhoben und hinterher gegen einen verwendeten.
»Ich bring Robbie in die Tagesstätte«, sagte sie. »Aufâm Weg zur Schule.«
»Nun, laut Mrs Harper hat Robbies Anwesenheit abgenommen«, sagte Kay. Sie schaute auf die Notizen, die sie sich beim Gespräch mit der Leiterin der Tagesstätte gemacht hatte. »Und Sie haben sich verpflichtet, Robbie regelmäÃig in den Kindergarten zu bringen, als Sie ihn letztes Jahr wiederbekamen.«
»Hab verda  â¦Â«, setzte Terri an.
»Halt du die Klappe«, fauchte Krystal ihre Mutter an. Zu Kay sagte sie: »Er war krank, ja, seine Mandeln waren ganz dick, hab ihm Antibiotika vom Arzt geholt.«
»Und wann war das?«
»Vor drei Wochen oder so, auÃerdem, ja â¦Â«
»Als ich gestern hier war«, sagte Kay, wieder an Krystals Mutter gewandt (Krystal kaute heftiger, die Arme als doppelte Barriere um sich geschlungen), »fiel es Ihnen offenbar sehr schwer, sich um Robbie zu kümmern, Terri.«
Krystal blickte auf ihre Mutter hinunter. Ihr Oberschenkel war doppelt so dick wie der von Terri.
»Hab nicht, konnt nicht â¦Â« Terri änderte ihre Meinung. »Ihm gingâs gut.«
Krystal kam ein Verdacht, der über ihr zu kreisen begann wie ein Geier.
»Terri, Sie hatten gespritzt, als ich gestern kam, oder?«
»Nein, hab ich nicht, verdammte ScheiÃe! Was ân Scheiàâ Sie scheià⦠Hab nicht gespritzt, klar?«
Auf Krystals Lunge drückte ein schweres Gewicht, und in ihren Ohren klingelte es. Obbo musste ihrer Mutter nicht nur ein Päckchen, sondern gleich ein ganzes Paket gegeben haben. Die Sozialarbeiterin hatte Terri zugedröhnt gesehen. Morgen würde ihr Test in Bellchapel positiv ausfallen, und sie würden sie einmal mehr rausschmeiÃen â¦
(â¦Â und ohne Methadon würden sie wieder an diesen Alptraumort zurückkehren, an dem Terri durchdrehte und ihren fast zahnlosen Mund für die Schwänze Fremder öffnete, damit sie
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