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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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weiß doch, was er dir bedeutet hat und was du ihm bedeutet hast.«
    Parminder traten Tränen in die Augen. Sie versuchte sie wegzublinzeln, aber zu spät, Tessa hatte sie gesehen.
    Â»Minda«, sie legte ihre rundliche Hand auf Parminders dünne, doch Parminder schüttelte sie ab, als wäre sie gestochen worden. Dann, ohne es zu wollen, fing sie ernsthaft an zu weinen. Parminder hätte sich gerne versteckt, doch in dem kleinen Raum konnte sie sich nur auf ihrem Drehstuhl so weit abwenden wie möglich.
    Â»Mir wurde ganz schlecht, als mir einfiel, dass ich dich nicht angerufen hatte«, sagte Tessa über Parminders wütende Bemühungen hinweg, ihr Schluchzen zu unterdrücken. »Ich wollte nur noch sterben. Ich hatte fest vor, dich anzurufen«, log sie, »aber wir hatten nicht geschlafen, waren fast die ganze Nacht im Krankenhaus und sind dann direkt zur Arbeit gegangen. Colin ist zusammengebrochen, als er es während der Schulversammlung verkündet hat, dann hat er vor allen eine schreckliche Szene mit Krystal Weedon herbeigeführt. Und dann hat Stuart beschlossen, die Schule zu schwänzen. Und Mary bricht zusammen … Und es tut mir so leid, Minda, ich hätte dich anrufen sollen.«
    Â»â€¦Â  ächerlich«, brachte Parminder mit belegter Stimme heraus, ihr Gesicht hinter einem Papiertuch verborgen, das sie aus dem Ärmel gezogen hatte. »Mary … viel wichtiger …«
    Â»Du wärst eine der Ersten gewesen, die Barry angerufen hätte«, sagte Tessa traurig. Zu ihrem Entsetzen brach sie dann selbst in Tränen aus. »Es tut mir so leid, Minda«, schluchzte sie. »Ich musste schon mit Colin und all dem anderen fertig werden.«
    Â»Sei nicht albern.« Parminder schluckte und tupfte ihr dünnes Gesicht ab. »Wir sind beide albern.«
    Nein, sind wir nicht. Ach, lass dich doch wenigstens einmal gehen, Parminder.
    Doch die Ärztin nahm ihre schmalen Schultern zurück, putzte sich die Nase und richtete sich wieder auf.
    Â»Hat Vikram es dir erzählt?«, fragte Tessa zaghaft. Sie zupfte eine weitere Handvoll Papiertücher aus der Schachtel auf Parminders Schreibtisch.
    Â»Nein«, sagte Parminder. »Howard Mollison. Im Feinkostgeschäft.«
    Â»O Gott, Minda. Das tut mir aber leid.«
    Â»Sei nicht albern. Ist schon gut.«
    Durch das Weinen fühlte sich Parminder etwas besser, milder gestimmt gegenüber Tessa, die sich das Gesicht abwischte. Eine Last fiel von ihren Schultern, denn nach Barrys Tod war Tessa die einzige Freundin, die Parminder in Pagford hatte. (Sie sagte immer »in Pagford«, als hätte sie irgendwo außerhalb der kleinen Stadt noch eine Hundertschaft treuer Freunde. Sie gestand sich nie ein, dass die nur aus der Erinnerung an die Clique ihrer Schulfreunde aus Birmingham bestand, von denen sie der Strom des Lebens längst getrennt hatte, und aus Arztkollegen, mit denen sie studiert und die Ausbildung durchlaufen hatte, die ihr nach wie vor Weihnachtskarten schickten, aber sie nie besuchen kamen, genau wie umgekehrt.)
    Â»Wie geht es Colin?«
    Tessa stöhnte.
    Â»Minda … O Gott. Er sagt, er wolle für Barrys Sitz im Gemeinderat kandidieren.«
    Die ausgeprägte Falte zwischen Parminders dunklen Brauen vertiefte sich.
    Â»Kannst du dir vorstellen, dass Colin kandidiert?«, fragte Tessa. Ihr durchgeweichtes Papiertuch war fest in der Faust zusammengeknüllt. »Dass er mit solchen Leuten wie Aubrey Fawley und Howard Mollison fertig wird? Versucht, an Barrys Stelle zu treten? Er redet sich ein, dass er die Schlacht für Barry gewinnen wird … diese ganze Verantwortung.«
    Â»Colin wird doch in der Schule auch mit viel Verantwortung fertig«, sagte Parminder.
    Â»Kaum«, erwiderte Tessa, ohne nachzudenken. Sofort kam sie sich treulos vor und fing wieder an zu weinen. Seltsam. Sie hatte die Praxis mit dem Gedanken betreten, Parminder Trost zu spenden, doch stattdessen überschüttete sie die Ärztin mit ihren eigenen Problemen. »Du weißt, wie Colin ist, er nimmt sich alles so sehr zu Herzen, nimmt alles so persönlich  …«
    Â»Er kommt sehr gut zurecht, weißt du, wenn man alles bedenkt«, sagte Parminder.
    Â»Das weiß ich«, erwiderte Tessa müde. Jeder Kampfesmut schien sie zu verlassen. »Ich weiß.«
    Colin war einer der wenigen, denen die strenge, selbstgenügsame Parminder echtes

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