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Ein plötzlicher Todesfall

Ein plötzlicher Todesfall

Titel: Ein plötzlicher Todesfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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weiteres Zeichen für den Kontrollwahn seines Vaters war, und daher stand der Cursor ständig über dem Kästchen, das die Seite schließen würde.
    Ruth sprang immer noch von einem Thema zum anderen, in dem vergeblichen Versuch, aus Simon mehr als unwirsche Einsilber herauszubekommen.
    Â»Ooooh«, sagte sie plötzlich, »das hab ich ja ganz vergessen. Ich habe heute Shirley erzählt, dass du vielleicht für den Gemeinderat kandidieren willst.«
    Die Worte trafen Andrew wie ein Schlag in den Magen.
    Â»Du willst für den Gemeinderat kandidieren?«, platzte er heraus.
    Simon hob langsam die Augenbrauen. In seinem Unterkiefer zuckte ein Muskel.
    Â»Was dagegen?«, fragte er mit einer Stimme, die vor Aggression bebte.
    Â»Nein«, log Andrew.
    Du machst wohl Witze. Du? Kandidieren? Das kann doch nicht wahr sein.
    Â»Klang aber so, als hättest du was dagegen.« Simon sah Andrew nach wie vor durchdringend an.
    Â»Nein«, wiederholte Andrew und senkte den Blick auf seinen Shepherd’s Pie.
    Â»Hast du ein Problem damit, wenn ich für den Gemeinderat kandidiere?«, fuhr Simon fort. Er ließ nicht locker, wollte seiner Anspannung durch einen befreienden Wutausbruch Luft machen.
    Â»Kein Problem. Ich war nur überrascht.«
    Â»Hätte ich dich vielleicht erst zu Rate ziehen sollen?«, fragte Simon.
    Â»Nein.«
    Â»Oh, vielen Dank. « Der Unterkiefer seines Vaters schob sich vor, wie so oft, wenn Simon kurz davor war, die Kontrolle zu verlieren. »Hast du schon einen Job gefunden, du fauler scheiß Schmarotzer?«
    Â»Nein.«
    Simon funkelte Andrew an, aß nicht weiter, sondern hielt die Gabel mit erkaltendem Shepherd’s Pie in die Luft. Andrew wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Essen zu, entschlossen, keine weitere Angriffsfläche zu bieten. In der Küche herrschte dicke Luft. Pauls Messer klirrte gegen den Teller.
    Â»Shirley sagt«, mischte sich Ruth wieder ein, mit hoher Stimme, immer noch bemüht, so zu tun, als sei alles in Ordnung, »dass es auf der Website des Gemeinderats stehen wird, Simon. Wie man sich bewirbt.«
    Simon reagierte nicht.
    Da ihr letzter, verzweifelter Versuch abgeschmettert worden war, verfiel auch Ruth in Schweigen. Sie begann zu ahnen, was Simons schlechte Laune ausgelöst hatte. Besorgnis nagte an ihr, denn sie war Pessimistin, war es schon immer gewesen, konnte nicht anders. Sie wusste, dass es Simon verrückt machte, wenn sie ihn bat, sich zu beruhigen. Sie durfte nichts sagen.
    Â»Si?«
    Â»Was ist?«
    Â»Ist doch alles in Ordnung, oder? Mit dem Computer.«
    Ruth war eine miserable Schauspielerin. Sie bemühte sich, ihrer Stimme einen beiläufigen, ruhigen Ton zu verleihen, doch sie klang spröde und schrill.
    Es war nicht das erste Mal, dass gestohlene Waren in ihr Haus kamen. Simon hatte auch eine Möglichkeit gefunden, den Stromzähler zu manipulieren, und nahm nebenher in der Druckerei kleine Jobs an, gegen Bares. Das alles verursachte ihr leichtes Magendrücken und ließ sie nachts wach liegen. Aber Simon verachtete Menschen, die es nicht wagten, Abkürzungen zu nehmen (und zum Teil hatte sie ihn von Anfang an dafür geliebt, diesen rauen und wilden Jungen, der geringschätzig, grob und aggressiv zu fast jedem war und sich nicht die Mühe gemacht hatte, sie zu umwerben, und auch dafür, dass er, der so schwer zufriedenzustellen war, ausgerechnet sie für wert befunden hatte).
    Â»Wovon redest du?«, fragte Simon leise. Seine ganze Konzentration wechselte von Andrew zu Ruth, die er mit demselben durchdringenden, giftigen Blick anstarrte.
    Â»Na ja, es wird doch keine … keine Schwierigkeiten geben, oder?«
    Simon wurde von dem brutalen Drang gepackt, sie dafür zu bestrafen, dass sie seine eigenen Befürchtungen intuitiv erfasste und sie durch ihre Ängste verstärkte.
    Â»Tja, ich wollte es eigentlich nicht erwähnen«, sagte er gedehnt, um genug Zeit zu haben, eine Geschichte zu erfinden. »Wie sich herausstellte, gab es ein paar Probleme, als die Geräte geklaut wurden.« Andrew und Paul hörten auf zu essen und starrten ihn an. »Irgend so ein Sicherheitstyp wurde zusammengeschlagen. Ich habe es erst erfahren, als es zu spät war. Ich hoffe nur, dass da nichts mehr nachkommt.«
    Ruth bekam kaum noch Luft. Sie konnte seine Gleichmütigkeit nicht begreifen, die Ruhe, mit der er über einen gewalttätigen

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