Ein Pony mit Herz
Das Pferd war ein Pony! Ein Pony, das in seiner Panik davongelaufen sein muß, ohne daß es im Tierheim bemerkt wurde. Es muß tagelang draußen im Wald herumgeirrt sein. Und Zottel hat es ausfindig gemacht und zu uns nach Hause gebracht! Zottel, du bist einfach toll! Wie hast du das nur geschafft! Mein Kleiner, du bist wirklich das klügste, beste Pony der Welt! Dafür gibt’s eine ganz besondere Belohnung, das verspreche ich dir!“ Außer sich vor Freude und Stolz hing Bille an Zottels Hals. „Das muß ich sofort den anderen erzählen. Und den Journalisten! Das wird eine Story, du wirst mal wieder der Held des Tages!“
Wohlig grunzend ließ Zottel sich Billes überschwengliche Zärtlichkeit gefallen. Er rieb seinen Kopf an ihre Schulter und knabberte zärtlich an ihrem Ohrläppchen, während Mutsch und Onkel Paul sich der mageren, verschmutzten Ponystute zugewendet hatten und sie zärtlich streichelten.
Es wurde eine lange Nacht. Denn natürlich waren Simon, Bettina, Tom und Florian sofort zu Stelle, als sie von der sensationellen Neuigkeit erfuhren. Und es blieb weder Zottel noch der Schwarzweißen erspart, gleich von mehreren Händen liebevoll gereinigt und geputzt zu werden. Sie ließen es sich gefallen, da die Prozedur von etlichen schmackhaften Gaben begleitet wurde. Am Ende glänzten sie nur so vor Sauberkeit und Frische. Und jetzt sahen alle, wie hübsch die neue kleine Stute war, obwohl sie so mager und schlecht genährt war. Andächtig standen Bille und ihre Freunde vor der Box und betrachteten das so erstaunlich gut zusammenpassende Paar.
„Die wären ein tolles Gespann!“ meinte Florian.
„Habt ihr eine Ahnung, wie sie heißt?“ erkundigte sich Bettina.
„In den Papieren waren keine Namen oder sonstigen Hinweise auf die Identität der einzelnen Pferde und Ponys enthalten“, berichtete Tom. „Da stand einfach: Schlachtpferde.“
„Armes Mädchen“, murmelte Bettina und wäre am liebsten gleich noch einmal in die Box getreten, um die magere kleine Stute zu streicheln. „Was meint ihr, wollen wir sie Panja nennen?“
„Finde ich hübsch! Aber wie kommst du auf Panja?“ fragte Simon.
„Ich weiß nicht. Vielleicht weil sie aus Polen kommt. Und weil sie mich an die russischen Panje-Pferdchen erinnert, über die ich mal gelesen habe. Sie sind unheimlich zäh und klug, Kleinpferde, die den Bauern und Händlern für jede Arbeit dienen und für sie oft unersetzliche Freunde und Familienmitglieder sind. Diese hier allerdings nicht. Sie wurde einfach abgeschoben!“
„Also gut, wir taufen dich Panja! Hast du das bis in deine Träume gehört, Panja?“
„Und was wirst du nun mit ihr machen?“ erkundigte sich Florian. „Sie behalten?“
„Nein“, sagte Bille. „Da weiß ich etwas viel Besseres!“
Ein widerspenstiges Geheimnis
Am nächsten Tag ließ Bille Panja als erstes von Dr. Dörffler gründlich untersuchen. Sie hoffte inständig, daß nicht ausgerechnet diese Ponystute eine tückische Infektion in den Stall eingeschleppt hatte. Doch der Tierarzt konnte sie beruhigen; für Zottel und Moischele bestand keine Gefahr! Panja war gesund, sie mußte nur sorgsam aufgepäppelt werden.
Natürlich hatte Bille sofort mit Hans Tiedjen und der Leiterin des Tierheims über das gesprochen, was sie insgeheim vorhatte. Nachdem dies geklärt war, konnte sie zur Tat schreiten. Sie rief Herrn Krolle, Lenas Vater, in seinem Büro an und teilte ihm mit, daß Lena von ihr ein Pony zum Geburtstag geschenkt bekommen würde. Ein Pony, das dem heißgeliebten Zottel aufs Haar glich! Nur daß es sich nicht um einen Wallach, sondern um eine Stute handelte, und daß sie nicht braunweiß, sondern schwarzweiß gescheckt war. Alter etwa sechs Jahre, sehr mager, aber körperlich gesund, Herkunft unbekannt, besondere Kennzeichen: eine Intelligenz, die die Zottels noch um einiges überschritt. Aber dafür war sie schließlich ein Mädchen, wie Bille lachend hinzusetzte.
Natürlich waren Krolles sehr froh über diese Nachricht, wenn sie auch darauf bestanden, Bille sofort das Geld für Futter- und Tierarztkosten zu überweisen.
Nach einigen vergeblichen Versuchen zu widersprechen, gab Bille nach. Dafür würde sie sofort mit Panjas Training beginnen.
Dann galt es, ein größeres Problem zu lösen. Bille diskutierte es mit Bettina, Florian und seiner Freundin Nico am nächsten Tag in der großen Pause. Sie schlenderten die Parkwege entlang und wärmten sich die Hände an ihren heißen Kakaobechern. Bille
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