Ein Prinz wie aus 1001 Nacht
noch so groß, dass sie gar keine Chance gehabt hätte, sich zu verstellen. Außerdem log sie nie. „Ich … ich habe mich gefragt, wie es sich wohl anfühlt, wenn Sie mich küssen würden.“
Shahir murmelte irgendetwas auf Arabisch, umschloss Kirstens Hände mit seinen und zog sie langsam immer näher an sich. Das Blut rauschte in seinen Ohren, und mit aller Gewalt versuchte er, die warnende Stimme in seinem Hinterkopf zum Schweigen zu bringen.
„Dann lass es mich dir zeigen …“
Sein Kuss war hart, hungrig, fordernd, aber irgendwie noch nicht hart genug, um das sehnsüchtige Begehren in Kirstens Innerem zu stillen. Mit einem leisen Aufstöhnen schlang sie die Arme um seinen Nacken und stellte sich auf die Zehen, um den Kuss noch intensiver empfangen zu können. Sie legte sich keine Rechenschaft über ihr Verhalten ab, aber wie hätte sie das auch tun können? Kirsten verstand ja selbst nicht, was gerade in ihr vorging.
Mit zitternden Fingern fuhr sie die starken Konturen seines Gesichts nach, strich über den braunen kräftigen Hals, die breiten Schultern und wieder zurück.
Kirsten fühlte sich wie im Auge eines Orkans. Sie stand ganz still, doch um sie herum schien die Welt in einem wilden Strudel zu versinken. Es war, als würde sie von einem unbekannten Fieber erfasst, das sie zu verbrennen drohte und zu einer Wildheit anstachelte, die sie nie in sich vermutet hätte.
Nichts anderes zählte mehr als die Nähe dieses kraftvollen Körpers, der sich an ihre nachgiebigen weichen Formen schmiegte und der berauschende, überwältigende Duft von Männlichkeit, der ihr aus jeder Pore entgegenzuströmen schien.
Während Shahir routiniert seinen Kuss vertiefte, überlief Kirsten ein wohliger Schauer. Sie fühlte sich so sehr in eine andere Welt entrückt, dass sie erschrocken aufkeuchte, als aus der Sprechanlage auf dem Konferenztisch eine tiefe Stimme ertönte. Die für Kirstens Ohren fremden Laute, wahrscheinlich sprach der unsichtbare Störenfried Arabisch, hatten auf Shahir den gleichen Effekt wie ein Eimer eiskalten Wassers, den ihm jemand mitten ins Gesicht schüttete.
Ruckartig hob er den Kopf, warf einen schnellen Blick auf Kirstens erhitztes Gesicht und gab sie abrupt frei. Sie taumelte und wäre vielleicht gefallen, wenn Shahir nicht gleich wieder zugegriffen und sie gestützt hätte. Doch Kirsten entwand sich seinem Griff und lehnte sich schwer atmend gegen die Wand in ihrem Rücken.
„Was … was hat er gesagt?“, fragte sie heiser und fuhr sich mit der Zungenspitze über die geschwollenen Lippen.
„Mein Privatsekretär hat mich davon unterrichtet, dass mich jemand zu sprechen wünscht.“ Auch Shahirs Stimme klang rau und schwankte leicht.
Um sie herum war es plötzlich ganz still, sodass man nur gepresste und unregelmäßige Atemzüge hörte. In der Luft lag so viel Unausgesprochenes, dass Kirsten dem Blick von Shahirs dunklen Augen nicht länger standhalten konnte und mit einem leisen Seufzer den Kopf senkte. Dann gab sie sich einen Ruck, ging zur Tür hinüber und schlüpfte aus dem Konferenzraum, ohne dass sie zurückgehalten wurde.
Shahir tat einen tiefen, zitternden Atemzug und schloss sekundenlang die Augen. Fast übermächtig war der Drang, ihr hinterherzulaufen und sich für sein unverzeihliches Verhalten zu entschuldigen. Doch sein Personal hatte er ohnehin schon viel zu neugierig gemacht, und so, wie er Kirsten bisher kennengelernt hatte, rechnete er sich auch keine großen Chancen aus, dass sie ihn damit so leicht entkommen lassen würde. Shahir lächelte schief.
Was, zur Hölle, war nur in ihn gefahren? Wütend auf sich selbst, überlegte er, wie es dazu hatte kommen können, dass ihn seine gewohnte Selbstkontrolle derart im Stich lassen konnte.
In der eleganten Eingangshalle wartete Lady Pamela mit verschränkten Armen und tippte ungeduldig mit der Schuhspitze auf den Boden. Durch die Glasscheibe der Verbindungstür zum Seitenflügel sah sie eine atemberaubende Blondine aus einem der Konferenzräume stürmen und hastig den Flur entlanglaufen. Es schien so, als würde sie weinen.
Kaum eine Minute später öffnete sich dieselbe Tür noch einmal und heraus trat … Shahir! Auf seinem attraktiven dunklen Gesicht lag ein seltsam reservierter Ausdruck. Lady Pamelas abschätzender Blick verhärtete sich, während sie eins und eins zusammenzählte.
Um Fassung ringend, stand Kirsten vor dem Spiegel in der Personaltoilette und starrte in ihr bleiches Gesicht. Ihre Lippen bebten
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