Ein Prinz wie aus 1001 Nacht
und noch überlegte, ob er sich in diese Angelegenheit einmischen sollte, klingelte das Telefon. Es war Pamela Anstruther, die ihn sofort zu sehen wünschte. Kaum zwei Minuten später erhob er sich von seinem Schreibtisch, um Pamela zu begrüßen, die einen aufgeregten Eindruck machte.
„Was ist denn nun so wichtig, dass Sie es mir nicht am Telefon sagen können?“, wollte Shahir wissen.
„Nun, es ist ja eine ziemlich delikate Angelegenheit …“, druckste sie nun herum. „Ich … ich befürchte, mir ist ein Schmuckstück aus meinem Schlafzimmer gestohlen worden.“
Shahirs Miene wurde schlagartig ernst. „Wir müssen die Polizei anrufen.“
„Oh nein, ich möchte nicht die ganze Dienerschaft in Aufruhr bringen, indem die Polizei eingeschaltet wird! So kostbar war die Brosche dann doch nicht.“
„Der finanzielle Wert spielt in diesem Fall keine Rolle“, sagte Shahir hart. „Aber ich dulde keinen Dieb in meinem Haus.“
„Vielleicht habe ich das dumme Ding ja auch nur verlegt“, beeilte sich Pamela zu sagen. „Ich werde Kirsten bitten, sich noch einmal in meiner Suite umzusehen.“
„Wie Sie wünschen“, murmelte Shahir. Insgeheim wunderte er sich, warum Pamela ihn überhaupt alarmierte, bevor sie eine gründliche Suche eingeleitet hatte. „Ist die Gästeliste inzwischen komplett?“
„Fast. Warum leisten Sie uns heute nicht einfach beim Kaffee Gesellschaft? Dann kann ich sie Ihnen zeigen“, forderte sie ihn strahlend auf. „Kirsten und ich haben eben erst beschlossen, dass wir uns eine Arbeitspause redlich verdient haben.“
Shahir schaute kurz auf seine Uhr und nickte. „Gut, in dreißig Minuten dann.“
Kirsten war völlig verstört, als Pamela ihr von dem Verlust der Brosche erzählte, weil sie wusste, dass jeder, der im Schloss ein und aus ging, damit unter Verdacht geriet.
„Soll ich mich noch einmal ganz genau umschauen?“, bot sie an.
Pamela nickte. „Beginnen Sie mit diesem Raum, und wenn der Prinz dann gleich kommt, können Sie nebenan in meinem Schlafzimmer weitersuchen. Vielen Dank für Ihre Mühe. Hoffentlich taucht das verflixte Stück wieder auf.“
Kirsten suchte gerade auf Händen und Knien jeden Zentimeter des dicken Teppichs ab, als sie im Zimmer nebenan Shahirs dunkle Stimme hörte. Wie ertappt fuhr sie zusammen und schluckte heftig. Sosehr sie sich auch bemühte, es gelang ihr einfach nicht, die Erinnerung an die wenigen kostbaren Momente, in denen sie sich so nahe waren, aus ihrem Kopf zu verbannen. Ihre Finger krampften sich um einen kleinen harten Gegenstand, und Kirsten schaute erstaunt auf die Brosche in ihrer Hand. Sie hatte tatsächlich einfach auf dem Teppich gelegen.
„Ich habe sie! Verzeihung …“, stammelte sie, als sie in der Tür zum Nebenzimmer auftauchte und Pamela und Shahir dicht nebeneinandersitzen sah. „Ich wollte Sie nicht unterbrechen.“
Shahir war bei ihrem Erscheinen sofort aufgesprungen.
„Aber das macht doch nichts, meine Liebe“, versicherte Lady Pamela. „Sie haben meine Brosche also wirklich gefunden?“ Rasch eilte sie auf Kirsten zu, nahm ihr das Schmuckstück aus der Hand und betrachtete es mit gerunzelter Stirn. „Seltsam, dabei habe ich selbst bereits jeden Zentimeter des Schlafzimmers unter die Lupe genommen, noch bevor Sie heute Morgen gekommen sind. Wo war sie denn?“
„Auf dem Teppich neben dem Frisiertisch.“
„Aber das ist unmöglich!“ Lady Pamela schüttelte entschieden den Kopf. „Natürlich bin ich noch im Nachhinein froh, dass wir nicht die Polizei eingeschaltet haben, trotzdem verstehe ich nicht, wie ich sie dort übersehen konnte …“
„Dennoch ist es passiert. Gratulation, Kirsten“, sagte Shahir ruhig und zog damit die Aufmerksamkeit beider Frauen auf sich.
Kirstens Irritation über Lady Pamelas seltsames Benehmen legte sich, während sie Shahir zum ersten Mal richtig anschaute. Wie immer sah er einfach umwerfend aus. Mit sehnsüchtigem Blick nahm sie jede noch so winzige Kleinigkeit seiner Erscheinung in sich auf. Sein dichtes schwarzes Haar, das in der Sonne wie das Gefieder eines Raben glänzte, die unglaubliche Tiefe der goldbraunen Augen und den Anflug eines Lächelns, das in den Mundwinkeln lauerte und Shahirs markanten Zügen ein wenig von ihrer Härte nahm …
„Ja, ich bin Ihnen auch sehr dankbar, Kirsten“, schaltete sich Lady Pamela wieder ein. „Kann ich Sie eine Sekunde unter vier Augen sprechen? Sie entschuldigen uns, Euer Hoheit?“
Verwirrt folgte Kirsten ihr hinaus
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