Ein Prinz wie aus 1001 Nacht
einen Schlag einstecken müssen. Ein Brief von meinem Cousin“, erklärte Shahir, als er Kirstens fragenden Blick auf sich gerichtet sah. „Er hat mir mitgeteilt, dass eine Frau, die für mich sehr wichtig war, die Ehefrau eines anderen Mannes geworden ist.“
Kirsten hatte das Gefühl, als weiche jeder Tropfen Blut aus ihrem Körper. Rasch senkte sie den Blick auf Shahirs schwarze elegante Lederschuhe. Sein Geständnis kam quasi aus dem Nichts und traf sie so unvorbereitet wie ein Messer, das man ihr direkt ins Herz gestoßen hatte. Warum erschien es ihr nur so unglaublich, dass Prinz Shahir eine andere Frau lieben konnte?
Doch er hatte es ihr gerade offen gesagt. Sein Herz gehörte einer anderen. Und da er seine große Liebe nicht haben konnte, wollte er sie als billigen Ersatz haben. Kirsten fühlte sich krank vor Scham, Erniedrigung und … Eifersucht?
„Wie ist ihr Name?“, fragte sie heiser.
Shahir war weder auf ihr langes Schweigen gefasst gewesen noch auf diese Frage.
„Faria …“, antwortete er automatisch. „Sie ist …“
„Du brauchst mir nichts über sie zu erzählen.“
„Doch, das muss ich!“, widersprach er heftig und fuhr sich mit allen zehn Fingern durchs Haar. „Ich weiß wirklich nicht, was mit mir los ist! So kenne ich mich selbst nicht, aber ich habe dich heute auf eine Art und Weise beleidigt, die überhaupt nicht zu meinen Prinzipien und Moralvorstellungen passt. Und da ich das Geschehene nicht rückgängig machen kann, gibt es nur einen Weg, um diesem Dilemma zu entrinnen …“
„Ich verstehe nicht“, murmelte Kirsten steif.
„Heirate mich“, sagte er ruhig. „Ich möchte, dass du meine Frau wirst.“
Kirstens Mund ging auf und wieder zu. Keinen Ton brachte sie heraus. Forschend schaute sie in Shahirs goldene Augen, aber sein Blick war fest und völlig ernst.
„Das ist das Verrückteste, was ich je gehört habe …“
„Nein, das ist es nicht. Es ist die einzige Lösung unser beider Probleme. Wie du weißt, ist dies hier keine so aufgeklärte Gegend, dass Sex außerhalb einer Ehe akzeptabel wäre, und ich müsste früher oder später ohnehin heiraten.“
Das denkst du jetzt, da deine geliebte Faria endgültig für dich verloren ist, schoss es Kirsten durch den Kopf. Ob er an Faria gedacht hatte, als sie in seinen Armen lag?
„Aber doch sicher nicht irgendjemanden“, murmelte sie mit schwankender Stimme.
„Du bist wunderschön.“
Für Kirsten war dieses Kompliment wie ein Schlag ins Gesicht. Ein weiterer Beweis dafür, dass Shahir einzig und allein ihre körperlichen Vorzüge schätzte.
„Lass uns das Ganze vergessen“, sagte sie kühl. „Du schuldest mir gar nichts. Es gibt keinen Grund, warum du mir einen Heiratsantrag machen solltest.“
„Oh, doch, den gibt es“, widersprach er vehement.
„Nicht für mich, Shahir!“ Kirstens Augen glänzten vor ungeweinten Tränen, aber ihre entschlossene Miene zeigte ihm, dass sie es wirklich ernst meinte. „Wenn ich jemals heiraten sollte, dann nur aus Liebe.“
„Ist das dein letztes Wort?“
„Ja. Kann ich jetzt endlich gehen?“
„Wie du wünschst …“
Mit grimmigem Blick verfolgte Shahir ihren hastigen Rückzug. Er hatte fest angenommen, dass sie seinen Antrag akzeptieren würde. Eine Weigerung von ihrer Seite wäre ihm nie in den Sinn gekommen. Insgeheim hatte er sich sogar schon überlegt, wie er seinem Vater diese zweifelhafte Verbindung schmackhaft machen könnte.
Eigentlich hätte Shahir froh sein müssen, dass dies nun nicht mehr nötig war, stattdessen überfiel ihn unerwartet ein schmerzliches Verlustgefühl.
Kirsten hatte kaum drei Schritte durch die Galerie geschafft, als sie auch schon von Jeanie eingeholt wurde.
„Wo warst du denn? Ich habe dich überall gesucht!“ Jeanie hakte sich bei Kirsten unter und warf ihr einen mitleidigen Blick zu. „Du bist ziemlich fertig, was? Und dann auch noch dieser Aufruhr unten im Dienstbotentrakt. Irgendetwas Kostbares wird vermisst, und jetzt durchsuchen sie alle Spinde in unserem Garderobenraum. Jeder von uns musste seine Zustimmung geben. Kannst du dir vorstellen, wie das aussieht, wenn du das ablehnst?“
„Als hätte ich ein schlechtes Gewissen“, gab Kirsten mechanisch zur Antwort. „Was wird denn vermisst?“
„Keine Ahnung. Die Haushälterin und ihre Handlanger machen jedenfalls ein Riesentrara daraus!“, meinte Jeanie mit einer abfälligen Handbewegung.
Kirsten hatte das Gefühl, durch einen dichten Nebel zu laufen. So
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