Ein Prinz wie aus dem Maerchen
Ekstase meinte, den Himmel berühren zu
können.
Eine
köstliche Trägheit erfüllte sie, als sie schließlich
in die Wirklichkeit zurückkehrte. Tariq hielt sie so fest
umschlungen, dass sie nicht wusste, wo ihr Körper endete und
seiner begann. Ein schönes Gefühl. Noch schöner war
jedoch das Leuchten in seinen Augen.
"Du
bist etwas ganz Besonderes", raunte er ihr ins Ohr.
"Du
auch."
"Vielleicht
lasse ich dich nie wieder gehen."
Faye
lächelte wie eine Sphinx – geheimnisvoll und weiblich.
Lächelnd
betrachtete Faye die Kinder. Zeit für ein Nickerchen, entschied
sie.
Nach
dem ausgiebigen Lunch im Freien saßen sie auf Teppichen, die im
Schatten der Bäume ausgebreitet waren. Hayat klammerte sich Halt
suchend an Fayes Arm, bevor sie ihr einen feuchten Kuss auf die Wange
drückte. Basma kuschelte sich zusammen mit Rafi auf ihren Schoß.
Wenn Tariq fort war, war Faye stets mit den Kleinen zusammen. Er
verbrachte morgens und abends eine Weile bei ihnen, und da ihr
schmerzlich bewusst war, dass Rafi, Basma und Hayat sie nichts
angingen, besuchte sie zu diesen Zeiten niemals den Flügel des
Palastes, in dem die Kinder untergebracht waren.
Gelegentlich
hatte sie sich gefragt, ob Tariq überhaupt ahnte, wie viele
Stunden sie mit den Kindern zusammen war. Er hatte dieses Thema
jedoch nie angeschnitten, deshalb wagte sie nicht, selbst davon
anzufangen. Sie hatte nicht vergessen, wie er sie zurechtgewiesen
hatte, sobald sie versucht hatte, über Rafi zu reden, aber sie
war überzeugt, dass der Junge sie manchmal seinem großen
Bruder gegenüber erwähnte.
Sobald
Tariq und Faye zusammen waren, versank die Welt um sie. Ihre
Beziehung war so leidenschaftlich und intensiv, dass Faye wunschlos
glücklich war. Wenn sie allerdings darüber nachdachte,
bekam sie ein wenig Angst vor der Zukunft, denn sie liebte Tariq mehr
denn je.
Sie
schrak aus ihren Tagträumen hoch, als die beiden Dienerinnen,
die die Picknickreste zusammenräumten, plötzlich auf die
Knie fielen. Tariq lehnte ganz in ihrer Nähe an einem Baumstamm
und betrachtete mit unverhohlenem Erstaunen die Szene, die sie mit
den Kindern bot.
Er
schickte die Bediensteten mit einem Fingerschnippen fort. "Wann
genau habt ihr euch angefreundet?"
Ohne
Vorwarnung sprang Rafi von ihrem Schoß und schrie etwas auf
Arabisch, das Tariq zusammenzucken ließ.
"Hör
auf, Rafi", bat Faye unbehaglich.
Rafi
warf sich ihr schluchzend in die Arme.
"Wie
es scheint, hast du dich ziemlich unentbehrlich gemacht", meinte
Tariq spöttisch, während die Zwillinge in Tränen
ausbrachen und sich an Faye klammerten. "War es Zufall oder
Absicht?" Er drehte sich um und ging davon.
"Was
hast du gesagt, Rafi?" fragte Faye besorgt.
"Du
bist meine heimliche Mama, und wenn er dich fortschickt, gehe ich mit
dir", schluchzte der Kleine.
9.
Kapitel
Faye
fand Tariq in einem der Salons im Erdgeschoss. "Tariq …?"
Sie blieb an der Tür stehen.
Er
drehte sich mit ausdrucksloser Miene um. "Ist es dir gelungen,
die Massenhysterie zu beruhigen, die mein Erscheinen ausgelöst
hat?"
Sie
errötete. "Sie schlafen jetzt. Ich hätte mir nie
träumen lassen, dass Rafi die Zeit, die ich mit ihm und den
Zwillingen verbringe, vor dir geheim hält – und schon gar
nicht, dass er mich als seine heimliche Mutter betrachtet."
"Mir
hat es jedenfalls nicht gefallen, wie der große, böse Wolf
behandelt zu werden", erwiderte er bitter. "Sogar von Basma
und Hayat, die mich sonst mit Lachen und Kichern begrüßen."
"Das
hätten sie auch heute getan, wenn sie nicht so übermüdet
und gereizt gewesen wären", versicherte sie. "Es ist
allein meine Schuld."
"So
würde ich die Situation nicht beschreiben", erklärte
er zu ihrer größten Verwunderung. "Ich habe natürlich
die erhebliche Besserung im Benehmen meines kleinen Bruders bemerkt,
allerdings hatte ich dies dem Umstand zugeschrieben, dass er von
seinen bisherigen Betreuerinnen getrennt wurde."
"Nein,
das hat ihn noch unglücklicher und verwirrter gemacht.
Vielleicht hat er sich deshalb mir zugewandt."
Tariq
seufzte. "Und dann waren Rafis Wutanfälle und Aufsässigkeit
praktisch über Nacht verschwunden. Offen gesagt, war ich so
darüber erleichtert, dass ich an ein Wunder geglaubt habe. Sein
Verhalten hat mir wirklich Sorgen bereitet, aber ich habe ihn
zunächst damit entschuldigt, dass er dazu erzogen wurde, mich zu
fürchten."
"Und
musstest ihn ständig zurechtweisen, ich weiß. Inzwischen
ist mir klar, dass ich gedankenlos und
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