Ein Prinz wie aus dem Maerchen
natürlich eine
Katastrophe, aber keine, unter der er lange würde leiden müssen.
Nicht, wenn eine Scheidung so einfach war, wie er ihr damals gesagt
hatte. Nach und nach fügten sich die Puzzleteile zu einem
Ganzen.
"Auf
dem Empfang in der Wüste wurde unsere Hochzeit gefeiert, nicht
wahr? Weder du noch sonst jemand hat ein Wort darüber verloren!
Wieso habe ich nichts gemerkt?"
"Die
Leute aus meinem Volk, und das schließt meine Familie ein,
würden niemals eine Unterhaltung mit dir beginnen, es sei denn,
du oder ich würden dazu auffordern. So verlangt es die Etikette.
Außerdem sprechen Bräute normalerweise mit niemandem,
außer mit ihren Ehemännern. Ich hatte allerdings geglaubt,
du würdest nach dem Beginn des Tages den weiteren Verlauf
genießen."
"Du
warst verärgert über mich und wütend über die
Lage, in die du dich gebracht hattest." Faye riss sich los und
sprang auf. "Es war unsere Hochzeitsnacht, doch du hast mich
lieber in dem Glauben belassen, ich sei deine Geliebte, mit der du in
aller Öffentlichkeit prahlst!"
"Das
ist bedingt richtig, die Vernunft hätte dir jedoch sagen müssen,
dass ich mich mit keiner Frau in Jumar so hätte benehmen dürfen,
außer mit meiner Gemahlin."
"Ich
weiß, was du vorhattest. Du hättest dir lieber die Zunge
abgebissen, als mir die vermeintliche Genugtuung zu verschaffen, dass
ich deine Frau bin." Sie lächelte bitter. "Ich
versichere dir, dass ich absolut nicht erfreut darüber bin."
Tariq
legte ihr die Hände auf die Schultern. "Hör auf. Wir
beide haben Fehler gemacht, und auch wenn es dir nicht gefällt –
es hat sich zwischen uns in den letzten Wochen viel geändert.
Darüber bin ich froh. Ich will dich als meine Frau. Es wäre
mir eine Ehre, dich meine Gemahlin nennen zu dürfen."
"Seit
wann?" Faye bebte vor Zorn. "Ich war die ganze Zeit deine
Frau und habe es nicht gewusst. Du hast mich wieder einmal zum Narren
gehalten, und das werde ich dir nie verzeihen!"
Er
verstärkte den Druck seiner Finger. "Ich bin der Einzige,
der weiß, dass du es nicht wusstest."
"Meinst
du, dadurch wird es besser? Ich kann nicht einmal dem Mann trauen,
mit dem ich geschlafen habe. Nein, ich habe schlichtweg genug von dir
und deinen Spielchen! Lass mich in Frieden!"
"Nicht
bevor ich dich zur Vernunft gebracht habe und du wieder ruhiger
bist."
"Ruhiger?"
Sie holte aus und versetzte ihm eine heftige Ohrfeige.
Als
er daraufhin die Arme sinken ließ und einen Schritt zurücktrat,
war sie genauso erschüttert wie er. Es schockierte sie zutiefst,
dass sie die Beherrschung verloren und einen Mann attackiert hatte,
der unter dem besonderen Schutz der Gesetze von Jumar stand.
Schweigend
sah er sie an.
"Jetzt
kannst du mich ins Gefängnis werfen lassen und endgültig
loswerden", rief Faye, bevor sie aus dem Zimmer stürmte.
Sie
wusste nicht, wohin sie sich wenden sollte, denn es gab keinen Platz,
an dem sie sich vor dem furchtbaren Schmerz in ihrem Herzen hätte
verstecken können. In ihrem Bestreben, endlich allein zu sein,
hastete sie tränenblind zur nächsten Treppe – einer
steinernen Wendeltreppe, die eigentlich nur von Dienstboten benutzt
wurde.
"Faye!"
rief Tariq dicht hinter ihr.
Als
sie sich kurz zu ihm umdrehte, vergaß sie, wo sie sich befand,
und trat plötzlich ins Leere. Mit einem Aufschrei versuchte sie,
irgendwo Halt zu finden, doch es war zu spät. Im Fallen stieß
sie mit dem Kopf gegen die Wand. Ein heftiger Schmerz durchfuhr sie,
dann wurde es um sie her dunkel.
"Es
ist nur eine Beule am Kopf, Rafi. Es war dumm von mir, diese Treppe
zu nehmen." Faye tätschelte besänftigend die Hand des
Jungen. "Es geht mir gut, und ich bin froh, wieder aus dem
Krankenhaus zu sein."
"Darf
ich bleiben?"
"Faye
braucht jetzt Ruhe." Tariq hob seinen kleinen Bruder auf die
Arme. "Du kannst sie nachher besuchen – versprochen."
Faye
weigerte sich, Tariq anzusehen. Nach ihrem Sturz am Vortag war sie im
Helikopter aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht. Man hatte sie ins
Hospital von Jumar City transportiert, wo sie nacheinander von drei
Experten untersucht worden war. Tariqs Erklärungen zufolge hatte
er ihren Sturz abgebremst und sie vor ernsteren Verletzungen bewahrt.
Sie
hatte ihn nicht angesehen, als sie die Nacht unter strengster
Beobachtung des medizinischen Personals und Tariqs verbringen musste.
Sie hatte ihn auch nicht angesehen, als er im Lauf der schier
endlosen Nacht ihre Hand genommen und sie um Verzeihung gebeten
hatte.
Als
die Tür sich hinter Rafi
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