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Ein Quantum Blut - Biting the Bullet

Titel: Ein Quantum Blut - Biting the Bullet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Rardin
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sicherzustellen, dass ich ihm in die Augen sah. Das war seit Wochen erst das
zweite Mal, dass er mich berührte. Ich hatte versucht zu vergessen, dass die leiseste Berührung seiner Haut auf meiner mich durchfuhr wie ein Stromstoß. Es war verstörend, weckte in mir das Gefühl, als verbrächte ich den Großteil meiner Zeit im Stand-by-Modus. Als wäre ich nur voll funktionstüchtig, wenn mir bewusst war, wie sehr Vayl meine Welt aus den Angeln heben konnte, und wenn ich es zuließ.
    »Die Liebe kennt keine Grenzen«, sagte er. Seine Augen strahlten in dem warmen Bernsteinton, den ich inzwischen mit sanften Gefühlen assoziierte.
    »Das tun Pferde auch nicht«, erwiderte ich gedehnt.
    Er ließ die Hand sinken. Lehnte sich zurück. »Was meinst du damit?«
    »Man führt sie zu einem Bottich mit Eicheln, und sie fressen, bis ihnen der Magen platzt. Man stellt sie auf eine Wiese, und sie laufen weg, wenn man die Wiese nicht einzäunt. Sie gehen nicht einmal immer an dieselbe Stelle zum Scheißen, damit man ihren Mist in den Griff kriegen könnte.«
    So viel zum Bernstein. Vayls Augen nahmen einen harten Blauton an, woran ich erkennen konnte, dass ich seine Gefühle ziemlich genau so beeinflusst hatte, wie es geplant gewesen war. Er meinte: »Ich nehme an, du möchtest mit diesen zynischen Ausführungen auf etwas Bestimmtes hinaus.«
    »Nur weil etwas keine Grenzen kennt, heißt das noch nicht, dass es gut sein muss. Oder richtig. Oder überhaupt möglich.«
    »Was hast du denn für ein Problem mit Cassandra und David?«
    »David hat gerade seine Frau verloren. Er ist noch nicht bereit für eine ernsthafte Beziehung.«

    »Jasmine, das war vor über einem Jahr …«
    »Er ist nicht bereit. Ende der Geschichte.«
    Doch so einfach ließ Vayl sich nicht abspeisen. Er schenkte mir einen seiner strengsten Blicke. »Wessen Gefühle beschreibst du denn gerade wirklich? Die deines Zwillingsbruders? Oder deine eigenen?«

6
    M anchmal bleiben Songs in meinem Kopf hängen. Jetzt gerade spielte einer, selbst als ich döste. Es war der Hit I’m Alright von Kenny Loggins. Und ich wusste auch, warum. Als wir sechzehn waren, hatten Dave und ich uns rausgeschlichen, um auf ein Van-Halen-Konzert zu gehen. Normalerweise wäre er mit einer Gruppe seiner coolen Freunde hingegangen. Aber es war Sommer, wir waren gerade erst in die Stadt gezogen, und er hatte noch keine Chance gehabt, sich als brillanter Runningback, Aufbauspieler oder Stabhochspringer einen Namen zu machen.
    In meinem Traum standen wir näher an der Bühne, so nah, dass wir die Security ärgern konnten, falls wir uns entschlossen, etwas Gefährlicheres als Slips auf die Bühne zu werfen. Die Vorband, die sich Ringgs nannte, coverte den Song, und das verdammt gut. Der Leadsänger, ein anorexiegeplagter Mikrophonfresser, der sich für so toll hielt, dass er ohne Shirt rumlief, sang: » You wanna listen to the man? Pay attention to the magistrate 1 . «
    Ich schaute zu Dave, der sein Bier in sich reinkippte und mit dem Mädchen flirtete, das neben ihm tanzte, und wünschte mir, ich könnte so leicht Kontakte knüpfen. Als ich wieder auf die Bühne sah, hatte sich alles verändert.
    Die Bandmitglieder rissen sich einer nach dem anderen die Haut ab und enthüllten die dämonischen Gesichter,
die ich bei meinem Besuch in der Hölle gesehen hatte. Uldin Beit spielte das Schlagzeug, und ihr geschundener Rücken nässte, als sie durch den Song hetzte. Ihr bösartiger Pathologe Sian-Hichan fingerte an der Bassgitarre herum. Ein riesiger, breitschultriger Dämon mit Widderhörnern spielte die Leadgitarre. Und in der Mitte der Bühne stand der Richter höchstpersönlich. Seine Stimme zerrte an meinem Herzen.
    Ich zwickte mich. Nichts. Ich verpasste mir eine Ohrfeige. Sah mich um. Das Szenario blieb dasselbe. »Dave, wach auf!«
    »Ich bin bei vollem Bewusstsein, Mädchen!«, schrie er und verdrehte die Augen, während er seinen Arm um die Schultern seiner Nachbarin legte.
    Der Richter beendete den Song und hob beide Hände über den Kopf als wollte er den donnernden Applaus einfangen und sich wie einen Mantel über die Schultern hängen. Als er die Arme wieder senkte, zeigte er mit beiden Zeigefingern auf mich. »Komm.«
    Ich flog durch die Luft, als hätten die Roadies Drähte an meinem Gürtel befestigt, während ich mein Ticket kaufte.
    Die Menge brach in Ohs und Ahs aus, während ich einen Schrei unterdrücken musste. Ich hatte nach oben geschaut. Und Feuer gesehen. Das war kein

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