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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Kraftprotzen zur Strecke gebracht.
    »Der Krieger steckt in dir« lautete der Werbeslogan. Fox dachte an Jamie Breck. In Billy Giles' Büro hatte er sich nicht unbedingt als Krieger erwiesen. Breck, der sich in dieser Fiktion verlor, während das echte Leben mit Annabel auf Pause geschaltet war. Fox fragte sich, was für eine Rolle er selbst sein Leben lang gespielt hatte. War der Alkohol für ihn dasselbe gewesen wie das Rollenspiel für Breck: eine Möglichkeit, sich der Realität zu entziehen, indem man in einer virtuellen Welt versank? Außerdem fragte er sich, ob er Jamie Breck wirklich vertraute. Er glaubte, ja, aber andererseits hatte Breck es selbst gesagt: Heißt das, dass ich deine allerletzte Hoffnung bin? Da er keine Antwort darauf fand, schaltete er den Computer auf Standby und ging ins Bett. Er drehte sich auf die Seite, die einzige Art, ohne Schmerzen zu liegen. Durch die Vorhänge drang der Schein einer Straßenlaterne. Die Erbsen tauten allmählich in ihrer Tüte auf. Im Radio lief Vogelgezwitscher ...
     
     
    Mittwoch, 18. Februar 2009
     
    21
     
    Am nächsten Morgen um sieben Uhr summte sein Handy - das alte, nicht das mit der Prepaidkarte - und meldete den Eingang einer SMS. Sie kam von DI Caroline Stoddart, die Fox für neun Uhr zu einer weiteren Vernehmung nach Fettes einbestellte. Fox schrieb zurück: Unpässlich, sorry - können wir es verschieben?
    Aber deckte »unpässlich« es überhaupt ab? Er hatte Erkältungen und Schnupfen und Ohrenschmerzen und Migräneanfälle gehabt, aber nie so etwas wie jetzt. Hatte er drei Runden mit einem Grizzly gekämpft? Für den Weg vom Bett ins Bad brauchte er länger als eine Minute. Das Gesicht war ganz schön geschwollen und das Kinn zwar verschorft, aber es brannte bei jeder Berührung. Und nach dem zu urteilen, was er von seinem Rücken sehen konnte, hatten sich zu beiden Seiten seiner Wirbelsäule blaue Flecken in der deutlich erkennbaren Form zweier menschlicher Pranken gebildet. Nach zwanzig Minuten unter der Dusche fand er auf seinem Handy im Schlafzimmer eine weitere SMS vor, wieder von Stoddart.
    Dann morgen, stand da.
    Fox beschloss, für den Rest des Tages zu Hause zu bleiben. Er hatte Milch und Brot, damit würde er auskommen. Um neun lag er mit seiner zweiten Tasse Kaffee auf dem Sofa, während im Fernsehen der Nachrichtensender der BBC lief. Als es an der Tür klingelte, erwog er zunächst, nicht aufzumachen. Vielleicht war es Stoddart, die seine Angabe überprüfen wollte. Doch die Neugier gewann die Oberhand, und er ging zum Fenster hinüber. Jamie Breck war ein paar Schritte von der Tür zurückgetreten und starrte ihm direkt ins Gesicht. Mit einem breiten Grinsen hielt er eine Einkaufstüte hoch. Fox machte ihm die Tür auf.
    »Ich habe Croissants vom Supermarkt mitgebracht«, sagte Breck. Erst jetzt sah er Fox' ramponiertes Gesicht. »Ach du lieber Himmel, was ist denn mit dir passiert?«
    Fox ging ihm voraus in die Küche. Er war noch in Schlafanzug und Morgenmantel. »Jemand hat mich überfallen«, erklärte er.
    »Gestern Nacht? Zwischen Hunters Tryst und hier?« Breck klang ungläubig.
    »Cowgate«, stellte Fox richtig. Er hatte den Kessel angestellt und eine saubere Tasse für seinen Besucher gefunden. »Kaffee oder Tee?«, fragte er.
    »Weil Vince ein Taxi dorthin genommen hat?« Breck nickte gedankenverloren. »Nach dem Hunters Tryst bist du also noch dorthin gefahren? Und wer hat sich da an dich rangemacht?«
    »Er kam von hinten; ich habe nichts gesehen. Aber als ich wieder zu mir kam, stand Jack Broughton über mir.«
    »Sag das noch mal.«
    »Du hast richtig gehört. Tee oder Kaffee?« »Tee. Was hat Jack Broughton denn da gemacht?« »Hat er mir nicht verraten.« »War er derjenige, der dich ...?«
    »Ich glaube nicht.« Bis das Teewasser kochte, standen die beiden Männer schweigend da. Mit dem fertigen Tee gingen sie ins Wohnzimmer. Fox deckte einen Teller für jeden, und sie teilten sich die Croissants. Breck saß weit vorgebeugt auf der äußersten Stuhlkante.
    »Ich hatte gedacht, wir könnten einfach in Ruhe miteinander frühstücken.«
    »Das können wir immer noch.«
    »Bist du beim Frühjahrsputz?« Breck deutete auf die Bücherstapel.
    »Nimm dir, was dich interessiert.« Fox griff nach seinem Teller, bemüht, bei der Streckung nicht vor Schmerz zu stöhnen. »Was ich dich fragen wollte ...«Er biss in das Croissant. »Schieß los.«
    »Warum willst du, dass Annabel nichts davon erfährt?«
    Breck kaute

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