Ein reines Gewissen
Überstunden.«
»Wir machen das hobbymäßig, Mark. Bei einer Sache könnten Sie uns allerdings behilflich sein ...« »Schießen Sie los.«
»Hat irgendjemand daran gedacht, Norquays Verbindungsdaten zu überprüfen?«
Kelly überlegte. »Ich glaube, das kam nie zur Sprache. Der Typ hat sich umgebracht; so etwas wie Ermittlungen hat es gar nicht gegeben. In welche Richtung denken Sie, Malcolm?«
»Ich frage mich, was ihn veranlasst hat, zu den Wohnblocks zu fahren ... welcher Tropfen das Fass zum Überlaufen gebracht hat...«
»Ich könnte die Witwe fragen.«
»Oder uns die Nummer geben und wir tun es«, schlug Fox vor. Es herrschte Stille in der Leitung. »Mark? Sind Sie noch da?«
»Sie glauben nicht, dass er gesprungen ist«, konstatierte Kelly.
»Aller Wahrscheinlichkeit nach hat er genau das getan, aber nach dieser Geschichte in Edinburgh ...«
»Wie hängen die beiden denn zusammen?«
»Wie gesagt, ich weiß nicht mal, ob es so ist ...«
»Könnte aber sein.« Das war eher eine Feststellung als eine Frage. Kelly atmete hörbar aus, was ein Störgeräusch in der Leitung verursachte. »Glauben Sie, dass wir etwas versäumt haben?«
»Ich will hier gar keine Punkte sammeln ...«
»Okay, passen Sie auf: Wenn ich Ihnen die Info besorge und Sie finden tatsächlich irgendetwas heraus ...«
»Dann kommen wir damit zuerst zu Ihnen. Kein Problem, Mark. Wie schnell können Sie uns zurückrufen?«
»Kommt drauf an, wie lustig die Witwe ist. Bis bald.«
Dann war die Leitung tot, und Fox gab Breck das Handy zurück. »Er glaubt, dass wir versuchen, Tayside vorzuführen.«
»Das könnte durchaus passieren«, sagte Breck.
Fox nickte. »Schon, aber dann möchte er derjenige sein, der die Nachricht überbringt.«
»Würde seiner Karriere nichts schaden. Hat er gesagt, wie lange er braucht?« Fox schüttelte den Kopf. »Und was machen wir jetzt?« »Ich glaube, ich gehe nach Hause.« »Ich kann dich bringen.«
Wieder schüttelte Fox den Kopf. »Der Spaziergang wird mir guttun. Und du wirst sicher gerne noch ein oder zwei Stündchen mit deinem Spiel verbringen.« Er wedelte mit der Hand in Richtung Computer.
»Das Komische ist«, erklärte ihm Breck, »seit die reale Welt interessanter geworden ist, hat es etwas an Reiz verloren ...«
Freitag, 20. Februar 2009
24
Am nächsten Vormittag um elf traf sich Fox mit Linda Dearborn. Ähnlichkeit mit ihrem Bruder konnte er nicht feststellen: Sie war ein zierliches Energiebündel, und überhaupt war ihr Äußeres dazu angetan, so manchen Mann Bekanntschaft mit einem Laternenpfahl machen zu lassen. Aus einem sehr kurzen Faltenrock ragten nackte, braun gebrannte Beine hervor, die in hellbraunen Cowboy stiefeln steckten. Unter ihrer Wildlederjacke trug sie eine Bluse, deren obere vier Knöpfe offen standen und ein üppiges, gebräuntes Dekolleté zeigten. Dazu ein Hauch von Makeup und strohblondes, schulterlanges Haar.
Den Treffpunkt hatte sie ausgesucht: ein Café namens Tea Tree Tea in der Bread Street. Hinter dem Tresen stand ein bärtiger Mann, der die Tatsache, dass Fox Kaffee bestellte, mit einem hörbaren »Aber, aber!« quittierte. Fox war zwanzig Minuten früher da gewesen, denn er wollte noch einen Blick in die Zeitung werfen. Er hatte seine Bestellung um ein Käsebrötchen ergänzt und sich an einem Tisch am Fenster niedergelassen. Die Sonnenstrahlen waren schon einigermaßen warm, vielleicht ein Hinweis darauf, dass endlich der Frühling im Anmarsch war. Linda Dearborn traf zehn Minuten zu früh ein. Sie lächelte, als würde sie ihn wiedererkennen.
»Linda?«, fragte er trotzdem.
»Ich sage es ja wirklich nicht gerne«, lachte sie, »aber man sieht auf den ersten Blick, dass Sie Polizist sind. Wahrscheinlich ist es die Haltung oder die Angewohnheit, ununterbrochen den Blick schweifen zu lassen; Max ist ganz genauso.« Sie hatte ihre schwer aussehende Umhängetasche auf dem Stuhl gleich neben Fox abgestellt.
»Na, ich weiß ja nicht, ob ich Sie gleich als Reporterin erkannt hätte«, erwiderte Fox.
»Heute ist mein freier Tag.«
»Sie haben eine kühne Aufmachung gewählt.« Sie schien ihm nicht folgen zu können. »Nackte Beine im Winter.«
Sie schaute an sich hinunter. »In Anbetracht dessen, was das Solarium kostet, kann ich es mir nicht leisten, meine Beine zu verstecken. Manche leiden für die Kunst, und meine Beine sind doch ein Kunstwerk, finden Sie nicht?«
»Was kann ich Ihnen holen?«
Doch sie war schon auf dem Weg zum
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