Ein reines Gewissen
gebracht, und mit Anfang vierzig hatte er sich bereits ein ansehnliches Portfolio von Mietshäusern aufgebaut; als seine Chance gekommen war, ging er zu kompletten Erschließungsprojekten über. Einen Namen hatte er sich mit dem bahnbrechenden Versuch gemacht, die Stadien der beiden Fußballclubs von Dundee zu kaufen. Als Teil des Geschäfts sollte außerhalb von Dundee auf Aktienbasis ein neues Stadion entstehen, aber die Verhandlungen scheiterten.
»Charlie Brogan wollte sich doch auch mal bei den Celtics einkaufen«, sagte Fox zu Breck.
»Hatte er vor, das Paradies zu pflastern?«
Deutlich brachte Norquay seine Unterstützung für Stadterneuerungsbemühungen zum Ausdruck und griff zu, als der Stadtrat einen Vorschlag zur Sanierung des Hafenviertels unterbreitete.
»Genau wie Brogan«, bemerkte Breck.
»Sie wollten den Kreisel beseitigen, an dem wir vorbeigekommen sind.« Fox tippte mit dem Finger auf den Monitor.
»Und die Straßenführung ändern - klingt sinnvoll«, stimmte Breck zu. »Aber lies mal weiter.«
Aus den nächsten paar Abschnitten ging hervor, wie Norquay in Ungnade gefallen war. Er hatte sich finanziell übernommen, indem er einen der hässlichsten Immobilienkomplexe weit und breit kaufte, ein Sammelsurium von Hochhäusern am Stadtrand aus den Sechzigerjahren. Sein Plan bestand darin, das Ganze abzureißen und neu aufzubauen, aber gleich zu Beginn hatten sich Schwierigkeiten eingestellt. Die Gebäude waren asbestverseucht, was den Abriss erheblich verteuerte. Dann wurden alte Stollen entdeckt, womit die Hälfte des Geländes als Bauland ungeeignet war, sofern man nicht ein Vermögen für Stützmaßnahmen ausgeben wollte. In seiner Begeisterung für das Projekt hatte Norquay unter den gegebenen Umständen mehr als zu viel bezahlt. Als der Markt einbrach, schwand auch das Vertrauen. Dennoch war Norquays Selbstmord für alle, die ihn kannten, ein großer Schock. Er war an diesem Abend bei einem offiziellen Essen gewesen und hatte entspannt und heiter gewirkt. Seine Frau hatte keine Veränderung bei ihm gespürt, die auf wachsende Verzweiflung hingedeutet hätte. »Philip war ein Kämpfer«, hatte sie zu einem Reporter gesagt.
»Erinnert dich das an irgendjemanden?«, fragte Fox Breck.
»Möglich«, räumte Breck ein. »Aber Norquay ist ganz sicher tot, nicht nur unauffindbar.«
»Er hat keinen Brief hinterlassen, hat nicht seinen Anwalt aufgesucht, um sein Testament zu erneuern ...«
Breck scrollte ein Stück nach unten und klickte dann auf einen Link zu einer ähnlichen Geschichte. Laut Suchmaschine gab es dazu noch mehr als 13 000 Einträge, aber Fox war aufgestanden. Er richtete den Blick durchs Fenster, obwohl draußen gar nicht viel zu sehen war.
»Meinst du, sie beobachten uns?«, fragte Breck ihn.
»Nein, eigentlich nicht.« Fox nippte an seiner Getränkedose. Ein leichtes Zittern durchlief ihn, von dem er nicht wusste, ob er es dem Zucker, dem Koffein oder Brecks Fahrweise auf dem Rückweg von Dundee zuschreiben sollte.
»Du glaubst nicht, dass er sich umgebracht hat?«, fragte Breck.
»Du etwa?«
Breck überlegte einen Moment. »Der Mann stand im Begriff, einen Haufen Geld, ja vermutlich überhaupt alles zu verlieren ... und dann noch diese schreckliche Fehlinvestition. Er steigt rauf und beschließt, dem ein Ende zu machen.«
»Nur sagen alle, dass er nicht der Typ dazu war.«
»Vielleicht kannten sie ihn einfach nicht.« Die Hände hinter dem Kopf verschränkt, lehnte Breck sich zurück. »Also gut - was wäre denn die Alternative?«
»Jemand könnte ihn geschubst haben.« Fox nagte an seiner Unterlippe. »Er war bei einem offiziellen Abendessen, hat allen gesagt, er würde direkt nach Hause fahren ... Stattdessen springt er in seinen BMW und rast zu der Asbestruine, die er soeben gekauft hat. Ich kann mir bessere Arten zu sterben vorstellen, Jamie.«
»Ich auch.« Breck zögerte. »Könnte er jemanden getroffen haben?«
»Entweder das, oder jemand ist ihm gefolgt; kannst du deinen Freund noch mal an die Strippe kriegen?«
»Mark?« Breck nahm sein Miethandy zur Hand. »Was frage ich ihn denn?«
»Macht's dir was aus, wenn ich rede?«
»Nein.« Breck tippte die Nummer ein und gab ihm das Handy. Fox hielt es sich ans Ohr.
»Bist du's, Jamie?«, meldete sich Mark Kelly.
»Nein, Mark, Malcolm Fox. Jamie steht hier neben mir.«
»Weshalb so aufgeregt, Malcolm?«
»Wir haben uns gerade im Internet einiges über Norquay angeschaut.« »Hoffentlich bezahlte
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