Ein reines Gewissen
Vass aus?«
Sie schüttelte den Kopf, weigerte sich aber, ihn anzuschauen.
»Ich vermute, dass es kurz vor zwölf war, als Mr. Brogan Ihnen erzählt hat, wie die Dinge stehen. Und ich könnte wetten, dass Sie deswegen stinksauer auf ihn sind. Es wäre Ihnen höchst unangenehm, wenn Ihr Vater herausbekäme, was für einen Trottel Sie geheiratet haben.« Fox' Stimme wurde etwas sanfter. »Aber Charlie brauchte Ihre Hilfe, Joanna, und Sie haben sie ihm nicht verwehrt, Wut hin oder her. Dieses Handy, das Sie immer bei sich haben und das angeblich auf dem Boot war - da haben Sie uns angelogen. Ihre Geschichte hat ein Leck, und ich glaube, Sie beide sind im Sinken begriffen ...«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, doch sie legte den Kopf in den Nacken, um nicht zu weinen.
»Wir müssen mit ihm reden«, fuhr Fox seine Worte abwägend fort. »Er hat die Investoren nicht täuschen können, und ich möchte stark bezweifeln, dass er mit Bull Wauchope mehr Glück gehabt hat. Landauf, landab werden Kriminelle nach ihm Ausschau halten. Die Chancen stehen gut, dass sie ihn vor uns finden - und ich denke, Sie wissen, was das bedeutet. Vermutlich hatte er nicht viel Zeit zum Planen. Er hat gesehen, was mit Vince Faulkner passiert war, und wusste, dass er schnell handeln musste.« Fox deutete auf die kahlen Wände. »Auf der anderen Seite hat er den Familienschmuck vertickt. Ich nehme an, ein Teil des Geldes hat dazu gedient, Bull Wauchope hinzuhalten. Mit dem Rest wird er jetzt und in absehbarer Zeit seinen Lebensunterhalt bestreiten.« Er hielt wieder inne, aber von der Gestalt auf dem Sofa kam keine Reaktion. Ihr ganzer Körper schien erstarrt, als posierte sie für ein Ölgemälde.
»Ist er überhaupt im Land?«, fragte Fox sie. »Ich vermute ja; sonst hätte er zwangsläufig irgendeine Spur hinterlassen. Er könnte sogar in einer der Wohnungen in den unteren Stockwerken sein, sich nachts heraufschleichen, tagsüber wie ein Eremit leben ...«
»Ich möchte, dass Sie gehen.«
»Wenn er Ihnen etwas bedeutet, sprechen Sie mit ihm. Wir sind nicht seine Freunde, Joanna, aber seine mit Abstand beste Chance. Was haben Sie Ihrem Vater erzählt? Haben Sie auch nur daran gedacht, ihn um Hilfe zu bitten?« Ihr Blick brannte sich in seine Augen. »Wahrscheinlich nicht«, fuhr er fort. »Weil Sie ja selbst für sich sorgen können und weil Jack sowieso nie so recht an Ihren Mann glaubte ... So ist es nun mal mit Vätern und Töchtern.« Fox zuckte die Achseln.
»Raus«, wiederholte sie, noch eine Spur giftiger.
Fox hielt ihr zwischen Daumen und Zeigefinger eine Visitenkarte hin. »Meine neue Nummer steht auf der Rückseite«, erklärte er, während er sie auf die Sofalehne legte. »Wir haben es rausgekriegt«, erinnerte er sie. »Wauchope wird es rauskriegen - und er wird kommen und Fragen stellen, Joanna.«
»Dazu hätte mein Dad etwas zu sagen. Genauso wie über Sie!«
Fox schüttelte langsam den Kopf. »Jack ist müde, das können Sie in seinen Augen sehen und an seinem Gang. Ich weiß,
Sie haben immer noch Achtung vor ihm, aber nur, weil Sie ihn nach wie vor so sehen, wie er war. Vielleicht hatten Sie sogar mal richtig Angst. Aber das hat sich alles geändert. Denken Sie darüber nach; hätte Charlie Angst vor ihm gehabt, hätte er sich nie auf Wauchope und die anderen eingelassen. Er hätte einen großen Bogen um sie gemacht, vor lauter Angst, den berühmt-berüchtigten Jack Broughton zu verärgern.« Fox ging ein wenig in die Knie, um besser Blickkontakt mit ihr halten zu können. »Manches von dem, was Wauchope in Edinburgh besitzt, gehörte vermutlich früher zum Imperium Ihres Vaters. Er hat Wauchope sich einkaufen lassen, weil er weiß, was die Stunde geschlagen hat. Heute ist Jack nicht mehr viel mehr als ein Minderheitsaktionär. Und Wauchope hat ein Gespür für Schwäche. Bull will Ihren Mann, Joanna, und ich bin mir nicht sicher, ob Sie imstande sind, das ganz allein zu verhindern.«
Diesmal konnte Joanna Broughton ihre Tränen nicht zurückhalten. Sie wischte sie mit dem Ärmel ihrer Bluse weg und schmierte sich dabei Wimperntusche über beide Wangen.
»Gehen Sie«, sagte sie, kaum lauter als ein Flüstern.
»Werden Sie mit Charlie sprechen?«
»Gehen Sie doch einfach!« Sie straffte die Schultern und füllte ihre Lunge mit Sauerstoff. »Hauen Sie ab!«, brüllte sie. »Verschwinden Sie!«
»Meine Karte liegt da, wenn Sie sie brauchen«, rief Fox ihr in Erinnerung. »Raus.«
»Wir gehen ja schon.«
Im
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