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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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konfrontieren. Sie würde ihm Schnüffelei und Einmischung vorwerfen.
    Mein Leben ist meine Sache, Malcolm ... So würde sie es vermutlich formulieren. Für Polizisten waren Fälle mit häuslicher Gewalt die widerlichsten. Weil sie nur selten einen glücklichen Ausgang nahmen und es nur herzlich wenig gab, was ein Polizist tun konnte, um die Situation zu beheben oder zu verbessern. Genauso würde die Mehrheit von Fox' Kollegen Judes Fall betrachten. Hier ging es ganz eindeutig um häusliche Gewalt. Die Raucher standen an der Theke. Einer von ihnen trank Whisky. Fox konnte ihn riechen und spürte sogar einen Hauch davon hinten in der Kehle. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen.
    »Dann schieß mal los«, forderte Tony Kaye ihn auf. Joe Naysmith hatte sich, die Ellbogen auf die Knie gestützt, nach vorne gebeugt.
    Im Kopf das Bild seiner Schwester, in der Nase das Aroma des Single Malts, erzählte Fox Kaye und Naysmith, was er über Jamie Breck wusste.
     
     
    Dienstag, 10. Februar 2009
     
    4
     
    Am nächsten Morgen rief Fox bei Jude an, erreichte sie aber nicht. Er hatte es bereits am Abend zuvor bei ihr versucht. Wahrscheinlich besaß sie ein Telefon mit Rufnummernanzeige und ignorierte ihn einfach. Nach dem Frühstück fuhr er zur Arbeit. Kaye und Naysmith wollten ihren »Aktionsplan« erfahren. Fox stellte sich vor, dass Annie Inglis sie instruieren sollte, aber in 2.24 war niemand. Stattdessen schickte er ihr eine SMS, in der er sie bat, sich mit ihm in Verbindung zu setzen.
    »Wir warten«, sagte er zu seinen Kollegen. »Nur keine Hektik.« Sie waren auf dem Weg an ihre Schreibtische, als Fox'Telefon klingelte. Er rannte hin, nahm ab und hörte eine ihm unbekannte Stimme fragen, ob er Malcolm Fox sei.
    »Wer ist da?«, fragte Fox zurück.
    »Ich bin Detective Sergeant Breck.« Fox wurde stocksteif, sagte aber nichts. »Spreche ich mit Malcolm Fox?« »Ja.«
    »Mr. Fox, ich rufe Sie im Auftrag Ihrer Schwester an.« »Ist sie da? Was ist passiert?«
    »Ihrer Schwester geht es gut, Mr. Fox. Leider sind wir aber unterwegs zum Leichenschauhaus. Ich habe sie gefragt, ob es jemanden gibt, und sie ...«
    Die Stimme klang professionell, aber nicht kalt.
    »Sagen Sie mir, was passiert ist.«
    »Der Lebensgefährte Ihrer Schwester, Mr. Fox ... Wissen Sie, wie man zum städtischen Leichenschauhaus kommt?«
    Und ob er es wusste: Es lag in der Cowgate. Ein unauffälliges Backsteingebäude, an dem man vorbeifuhr, ohne zu ahnen, was darin vor sich ging. Der Verkehr floss schrecklich langsam; überall schien es Baustellen und Umleitungen zu geben. Schuld war nicht nur der Bau der neuen Straßenbahn; sie ersetzten auch Gasleitungen, und am Grassmarket wurde die Straßendecke erneuert. Fox hatte den Eindruck, mehr Absperrkegel als Fußgänger zu sehen. Kaye hatte gefragt, ob er jemanden dabeihaben wolle, worauf er den Kopf geschüttelt hatte. Vince Faulkner war tot, und genau das würde Jamie Breck ihm sagen. Breck, der es schaffte, besorgt und taktvoll zu klingen. Breck, der mit Jude am Leichenschauhaus wartete ...
    Fox parkte seinen Volvo in einer der Ladezonen und ging rasch hinein. Er wusste, wo sie warten würden. Der Leichenschauraum lag ein Stockwerk höher. Jedem Angestellten, an dem er vorbeikam, hielt er den Dienstausweis unter die Nase, wobei keiner sich auch nur im Mindesten dafür interessierte. Sie trugen irgendwie zu klein wirkende, grüne Gummiüberschuhe und dreiviertellange Kittel und hatten sich entweder gerade die Hände gewaschen oder waren unterwegs zum Waschbecken. Jude hörte seine Schritte auf der Treppe und lief, sobald sie ihn sehen konnte, auf ihn zu. Am ganzen Körper zitternd, heulte sie Rotz und Wasser, die tränenerfüllten Augen waren blutunterlaufen. Er nahm sie in den Arm, wobei er sorgsam auf ihren Gips achtete. Nach einer Weile öffnete er die Augen und warf einen Blick über ihre Schulter auf DS Jamie Breck.
    Du weißt nicht, dass er Jamie heißt, besann sich Fox. Am Telefon hat er sich mit DS Breck vorgestellt. Jetzt kam Breck auf ihn zu. Fox gelang es, Jude ganz sanft von sich wegzuschieben. Dann streckte er dem Kriminalbeamten die Hand hin. Breck lächelte fast verlegen.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Ich hätte wissen müssen, dass es eine Fettes-Nummer ist.« Mit einer Handbewegung deutete er auf Jude. »Ihre Schwester hat mir gesagt, Sie seien DI.«
    »Inspector reicht«, berichtigte ihn Fox. »In der PSU lassen wir den Detective unter den Tisch fallen.«
    Breck nickte. »PSU, das

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