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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Sonntag mit ihm gerechnet, aber dann ...« Sie warf einen flüchtigen Blick auf ihren gebrochenen Arm. »Vielleicht hat er sich mehr geschämt als sonst.«
    »Und gestern Abend?«, versuchte Fox ihr zu entlocken.
    Wieder ein tiefer Atemzug. »Gestern Abend ... war ich allmählich etwas besorgt.«
    »Oder betäubt.« Fox deutete auf das leere Glas. Sie zuckte die Achseln, so gut es ging. »Als ich gestern Abend vorbeikam«, fuhr er fort, »warum hast du da nichts gesagt?«
    »Du solltest nichts davon wissen.«
    »Gestern Nacht habe ich versucht, dich zu erreichen ... keine Antwort.« »Wie du schon sagtest - ich war ... betäubt.« »Und heute Morgen auch?«
    Sie starrte ihn an. »Haben sie dich hergeschickt, um mich zu verhören?«
    »Ich stelle dir nur die Fragen, die sie dir stellen werden.« »Du hast ihn nie gemocht«, bemerkte sie. »Das kann ich nicht leugnen.«
    »Vielleicht bist du sogar froh, dass er tot ist.« Ihre Stimme wurde anklagend. Mit einem Finger hob Fox ihr Kinn, sodass sie ihm ins Gesicht sehen musste.
    »Das stimmt nicht«, log er. »Aber er war nicht der Mann, den du verdient hättest.«
    »Er war das, was ich bekommen habe, Malcolm. Und das hat mir vollkommen gereicht.«
     
     
     
    5
     
    In der Fettes-Kantine traf er sich mit Annie Inglis auf einen Kaffee. Abgesehen vom Personal war niemand dort. Inglis bestand darauf, die Getränke zu holen, während er sich an einen Tisch in der Nähe des Fensters setzte.
    »Ich bin kein Pflegefall«, sagte er lächelnd zu ihr, als sie ihm die Tasse zuschob.
    »Zucker?« Sie kippte ein halbes Dutzend Tütchen auf den Tisch. Er schüttelte den Kopf und sah zu, wie sie ihren Stuhl heranzog. Sie hatte sich für heiße Schokolade entschieden. Nachdem sie sich zurechtgesetzt hatte, berührte sie mit einem Finger leicht die Oberfläche der Flüssigkeit und lutschte ihn ab. Dann schaute sie Fox in die Augen.
    »So«, sagte sie.
    »So«, echote er.
    »Irgendeine Idee, was passiert ist?«
    »Eine Baustelle am Kanal. Jemand hat ihm übel mitgespielt.« »Wie geht es Ihrer Schwester?«
    »Sie heißt Jude, Kurzform von Judith. Ich weiß nicht so genau, wie es ihr geht.« »Waren Sie bei ihr?«
    »Sie hatte sich mit einer Flasche Wodka ins Bett verkrochen.« »Das kann man ihr nicht verdenken.«
    »Jude hat so ihre Geschichte mit Alkohol.« Er starrte auf seinen Kaffee. Es sollte ein Cappuccino sein, aber Schaum gab es keinen. Inglis zuckte leicht mit dem Mund und ließ das Schweigen noch einen Augenblick in der Luft hängen.
    »Sie hatten also das Vergnügen, DS Breck kennenzulernen?«, sagte sie schließlich.
    »Hab mich schon gefragt, wie lange Sie noch brauchen würden«, murmelte er.
    Das überging sie. »Welchen Eindruck hat er auf Sie gemacht?«
    »Ich würde sagen, er beherrscht seinen Job. Auf seine Neigung zur Kinderfummelei kam er allerdings nicht zu sprechen.«
    Einen Moment lang schäumte sie innerlich. »Ich frage ja nur, Malcolm«, sagte sie dann ruhig.
    »Tut mir leid.«
    »Gilchrist und ich haben uns nämlich unterhalten ...« »Ist er eigentlich Ihr Chef?«
    »Gilchrist?« Ihre Augen weiteten sich ein wenig. »Er ist mein DC.« »Er ist älter als Sie.«
    »Und deshalb war Ihr spontaner Gedanke, dass er ranghöher sein müsste als ich?«
    Das Klingeln ihres Handys ersparte Fox die Antwort. Sie nahm es vom Tisch und schaute aufs Display.
    »Da muss ich drangehen«, sagte sie. »Es ist mein Sohn.« Sie hielt sich das Handy ans Ohr. »Hallo, Duncan.« Fast eine Minute lang hörte sie zu, den Blick auf die Welt hinter dem Fenster gerichtet. »Gut, aber ich möchte, dass du um sieben zu Hause bist. Verstanden? Bis dann.« Sie legte das Handy wieder auf den Tisch und die Hand locker daneben.
    »Ich dachte, Sie wären nicht verheiratet«, sagte Fox.
    »Bin ich auch nicht.« Sie überlegte kurz. »Aber was veranlasst Sie ...?«
    Er schluckte, bevor er antwortete. Es gab Dinge über sie, die er eigentlich nicht wissen durfte. »Kein Ehering«, sagte er schließlich. Dann, etwas zu schnell: »Wie alt ist Duncan?«
    »Fünfzehn.«
    »Sie müssen noch jung gewesen sein.«
    »Das letzte Jahr in der Schule. Mum und Dad waren stinksauer, haben sich aber um ihn gekümmert.«
    Fox nickte bedächtig. In Inglis' Personalakte war von einem Sohn nicht die Rede gewesen. Ein Versehen? Er nahm einen Schluck aus seiner Tasse.
    »Er ist zu einem Freund gegangen«, erklärte Annie Inglis.
    »Sicher nicht einfach - eine alleinerziehende Mutter, der Sohn in der

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