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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Fox.
    »Soll ich lieber ..?« Mrs. Sanderson versuchte, sich aufzurappeln.
    »Du setzt dich wieder hin«, befahl Mitch. »Dies ist dein Zimmer, Audrey.«
    »Sieht aus, als hätte er sich Schwierigkeiten eingehandelt«, versuchte Fox zu erklären, »und am Ende Prügel bezogen.« »Wie er's verdient hat.«
    »Aber, aber, Mitch!«, protestierte Mrs. Sanderson. Dann, an Fox gewandt: »Wie wird Jude damit fertig, Malcolm?« »Sie hält sich tapfer.«
    »Sie wird jede Hilfe brauchen, die Sie ihr geben können.« Sie drehte sich zu Mitch um. »Du solltest sie besuchen.« »Was hätte sie davon?«
    »Es würde ihr zeigen, dass du dich um sie sorgst. Malcolm bringt dich hin ...«Nach Bestätigung suchend schaute sie Malcolm an, worauf der etwas zwischen Nicken und Achselzucken zuwege brachte. Ihre Stimme wurde etwas weicher. »Malcolm bringt dich hin«, wiederholte sie, während sie sich vorbeugte und einen Arm ausstreckte. Einen Moment später machte Mitch Fox es ihr nach. Ihre Hände trafen sich und umfassten einander.
    »Aber vielleicht noch nicht gleich«, mahnte Fox, dem der Gips wieder einfiel. »Jude ist noch nicht in der Verfassung für Besuch ... Sie schläft ziemlich viel.«
    »Dann eben morgen«, entschied Mrs. Sanderson.
    »Morgen«, gestand Fox ihr schließlich zu.
    Auf der Heimfahrt dachte er daran, Jude zu besuchen, beschloss dann aber, sie stattdessen unmittelbar vor dem Zubettgehen anzurufen. Sie hatte Alison Pettifer die Telefonnummern von zwei ihrer engsten Freundinnen gegeben, und die Nachbarin hatte Fox versprochen, sie würde sie benachrichtigen und dazu bewegen, sich abwechselnd um Jude zu kümmern.
    »Sie wird nicht allein sein«, hatte Pettifer noch gesagt.
    Er fragte sich auch, was Annie Inglis wohl jetzt tat. Sie hatte ihren Sohn gebeten, um sieben zu Hause zu sein. Jetzt war es sieben. Fox hatte sich ihre Adresse aus der HR-Akte gemerkt. In zehn oder fünfzehn Minuten konnte er dort sein. Aber wozu? Er war neugierig auf den Sohn. Versuchte sich vorzustellen, wie es für die Schülerin gewesen sein mochte, ihrem Vater, dem Landwirt, mit dieser Neuigkeit gegenüberzutreten. Munt und Dad waren stinksauer ... haben sich aber um ihn gekümmert. Ja, genau das taten Familien - sie scharten sich zusammen; und sie packten an.
    Aber Duncan steht nicht in Ihrer Akte, Annie ...
    An der nächsten Ampel starrte er in die Schaufensterauslage eines Spirituosengeschäfts. Kleine Halogenstrahler ließen jede Flasche deutlich hervortreten. Er fragte sich, ob Judes Freundinnen tranken. Würden sie mit Einkaufstüten und einer Sammlung von Erinnerungen auftauchen, tragischen Geschichten, die man immer wieder erzählen konnte?
    »Für dich einen Tee, Foxy«, sagte er sich, als die Autoschlange langsam über die Kreuzung kroch.
    Die Post, die auf dem Teppich in der Diele auf ihn wartete, war das Übliche: Rechnungen und Werbung und ein Kontoauszug. Wenigstens die Royal Bank of Scotland war noch im Geschäft. In dem Umschlag mit dem Auszug steckte sonst nichts, kein Brief mit einer kriecherischen Entschuldigung dafür, dass man größenwahnsinnig geworden war und seine Kunden enttäuscht hatte. Die monatliche Zahlung an die Lauder Lodge war abgegangen. Den Rest schienen Benzin und Lebensmittel auszumachen. Er warf einen Blick in den Kühlschrank, suchte Inspiration für ein schnelles Abendessen. Da sie ihm versagt blieb, probierte er es in den Schränken, wo er mit einer Dose Chili und einem kleinen Glas Peperoni fündig wurde. Auf der Arbeitsplatte stand ein Vorratsglas mit Langkornreis. Im Radio lief Classic FM, aber er wechselte zu einem Kanal, auf den er kürzlich gestoßen war. Der Sender hieß Birdsong Radio, und genau das war es, was er brachte: Vogelgezwitscher. Fox ging zum Kühlschrank und nahm eine Flasche Appletiser heraus, dann setzte er sich mit dem Getränk an den Tisch, rieb sich mit der Hand über Gesicht und Stirn und massierte sich die Schläfen und den Nasenrücken. Er fragte sich, wer wohl für sein Pflegeheim zahlen würde, wenn es so weit wäre. Hoffentlich würde dann jemand wie Mrs. Sanderson auf ihn warten.
    Als das Essen fertig war, trug er es ins Wohnzimmer hinüber und schaltete den Fernseher ein. Aus der Küche war immer noch Vogelgesang zu hören; manchmal ließ er den Sender die ganze Nacht laufen. Er zappte durch die Free-TV-Kanäle, bis er Dave gefunden hatte, den Sender, der Fifth Gear und danach zweimal hintereinander Top Gear brachte. Zwar alles Wiederholungen, aber trotzdem

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