Ein reines Gewissen
entschärfen sein.«
»Ich wollte mit Ihnen darüber sprechen, Sir ...«Fox hielt inne. »Tatsache ist, dass sie meine Schwester zur Vernehmung mitgenommen haben. Es muss jemand bei ihr sein.«
»Nicht Sie, Malcolm. Sie müssen hier sein.«
»Die vom Torphichen Place wissen, dass sie meine Schwester ist, Bob. Denen gefällt nicht, was wir ihrem Kumpel Heaton angetan haben.«
»Ich kenne Leute am Torphichen Place, Malcolm. Ich sorge dafür, dass alles seinen ordentlichen Gang geht.«
»Ja, Sir.«
»Dann in einer halben Stunde. Sie, ich und Tony Kaye werden einen netten kleinen Plausch halten ...«Das Telefon in Fox' Hand verstummte.
Die Fahrt dauerte dann doch länger als erwartet. Seine Entschuldigung: Straßenbahnarbeiten. In Wirklichkeit hatte er einen Umweg über Judes Straße in Saughtonhall gemacht. Ihre Haustür stand offen. Am Straßenrand parkte ein Wagen der Spurensicherung. Jemand war in den Laden an der Ecke geschickt worden; die Mannschaft trank aus Styroporbechern und kaute Gebäck und Chips. Er sah nur zwei Polizisten in Zivil, Gesichter, an die er sich von Besuchen am Torphichen Place vage erinnerte. Keine Spur von Billy Giles oder Jamie Breck. Im Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand eine Nachbarin mit verschränkten Armen am Fenster. Fox ließ den Motor laufen, wohl wissend, dass es nichts bringen würde hineinzugehen. Schließlich setzte er den Blinker, um sich wieder in den Verkehr einzufädeln. Die Autofahrer waren allesamt zuvorkommend und traten gerne für ihn auf die Bremse.
So blieb ihnen mehr Zeit zum Glotzen.
»Sie werden überall meine Fingerabdrücke finden«, sagte Fox zu McEwan. Sie saßen nicht im Büro: McEwan hatte einen leeren Konferenzraum aufgetan. Ein ovaler Tisch und acht oder neun Stühle. Auf einem dreibeinigen Gestell ein Whiteboard mit den drei Wörtern:
SICHTBARKEIT
FUNKTIONSFÄHIGKEIT
FLEXIBILITÄT
Tony Kaye hatte den einzigen Stuhl mit Rollen gewählt, auf dem er jetzt rückwärts vom Tisch weg- und wieder hinfuhr.
»Das geht mir auf die Nerven«, warnte ihn McEwan.
»Was machen wir jetzt mit Bad Billy?«, fragte Kaye, weiter in Bewegung.
»Für Sie immer noch DCI Giles, Sergeant Kaye. Wir lassen ihn einfach seine Arbeit tun.« Er drehte den Kopf in Fox' Richtung. »Hab ich recht, Malcolm?«
Fox nickte. »Es ist das Einzige, was wir tun können. Sie werden es genießen, uns einen Tritt zu verpassen.«
McEwan seufzte. »Wie oft habe ich Ihnen das schon gepredigt? Die PSU muss über jeden Vorwurf erhaben sein.«
»Wie gesagt, die Datenbankrecherche war meine Idee.«
McEwan funkelte Fox an. »Und ich bin der Kaiser von China! Aber unser Tony, der würde auch mal fünf gerade sein lassen, stimmt's, Sergeant?«
»Ja, Sir«, gab Kaye zu.
»Giles haben wir gestern Abend etwas anderes erzählt«, warnte Fox.
»Dann bleiben Sie dabei«, knurrte McEwan. »Wenn er Sie bei einer Lüge erwischt, wird er nach weiteren Ausschau halten ...« Er zögerte. »Gibt es weitere?«
»Nein, Sir«, sagten beide Männer unisono.
McEwan wurde nachdenklich. »Billy Giles mag Gift und Galle spucken. Wenn man aber ein bisschen an der Oberfläche kratzt, bleibt darunter nicht mehr allzu viel Furchterregendes übrig.« Er hob warnend den Finger. »Trotzdem sollten Sie ihn nicht unterschätzen.«
Malcolm Fox zog sein Taschentuch hervor, um sich zu schnauzen. »Gilt Judes Haus für sie als Tatort?«
»Möglicher Tatort.«
»Sie werden nichts finden.«
»Sie haben doch gerade gesagt, sie würden Ihre Fingerabdrücke finden.«
»Ich war Montag dort und gestern noch einmal.«
»Dann sorgen Sie dafür, dass sie das erfahren.«
Fox nickte langsam, während McEwan seine Aufmerksamkeit wieder Kaye zuwandte.
»Tony, ich schwöre bei Gott, wenn Sie nicht aufhören, auf diesem verdammten Stuhl herumzufahren ...«
Kaye sprang so heftig auf, dass sein Stuhl bis zur Tafel zurückrollte. Mit großen Schritten ging der Sergeant ans Fenster und spähte auf den Parkplatz hinunter. »Irgendwie kommt mir das merkwürdig vor«, murmelte er kopfschüttelnd. »Foxy fängt an, Jamie Breck unter die Lupe zu nehmen, und als Nächstes erfahren wir, dass die C Division hinter uns herschnüffelt. Vielleicht hat Bad Billy ja Wind davon bekommen und sich gesagt, dass er nicht noch mehr Leute verlieren darf.«
»Und daraufhin was getan?«, fragte McEwan. »Einen Mann kaltblütig ermordet? Wollen Sie das allen Ernstes behaupten?«
»Ich sage ja nicht, dass er ...« Kaye verschluckte
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