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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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klang wie eine Warnung.
    »Hallo, wie läuft's?«, fragte Breck. »Ordentlich was los, wie?«
    »Fängt gerade erst an.« Nachdem der Mann ihn von Kopf bis Fuß gemustert hatte, blieb sein Blick an Brecks Jeansjacke hängen.
    Der Detective Sergeant klopfte auf seine Innentasche. »Da brennt mir die Kohle ein Loch rein.«
    Der andere Mann starrte Fox an. »Der da ist Polizist«, erklärte er seinem Kollegen, »da könnte ich wetten.«
    »Dürfen Polizisten nicht ausgehen?«, fragte Fox ihn, während er einen Schritt vortrat, sodass er direkt vor ihm stand.
    »Solange Sie keine Freikarte schnorren«, erwiderte der erste Türsteher.
    »Keine Sorge: Wir können uns den Eintritt gerade so leisten«, versicherte Breck ihm.
    »Das will ich hoffen«, knurrte der Mann. Und dann waren sie drin. Um weniger aufzufallen, ließ Breck seine Jacke an der Garderobe zurück. Was auf den ersten Blick nach Glitzerwelt aussah, entpuppte sich jedoch als ziemlich zwanglos: An manchen Tischen spielten Geschäftsleute, an anderen deren Frauen oder Freundinnen. Um sie herum standen ein paar Zuschauer. Einer von ihnen kam Fox vor wie der Kellner aus dem chinesischen Restaurant, der seine Bestellung aufgenommen hatte. Das bestätigte sich, als der Mann ihm grinsend zuwinkte und sich leicht verneigte.
    »Ein Freund von Ihnen?«, fragte Breck.
    Neben einarmigen Banditen gab es Karten- und Würfelspieltische und Rouletteräder, dazu eine hellerleuchtete Bar. Um auf der sicheren Seite zu sein, hatte jeder Croupier zur Kontrolle einen Casinomitarbeiter neben sich. Fox hatte Geschichten von Croupiers gehört, die ihre Aktionen so gleichmäßig ausführten, dass die Spieler sich schon ausrechnen konnten, in welchem Quadranten des Rades die Roulettekugel am ehesten liegen bleiben würde, was wiederum den Gewinnvorteil des Hauses reduzierte. Im Laufe der Jahre waren ein paar Polizisten mit Spielschulden in die Klauen der Inneren geraten; nicht jeder beherrschte das Lesen von Karten und Rouletterädern.
    Eine geschwungene Treppe, die Stufen kunstvoll erleuchtet, führte ins Zwischengeschoss. Fox folgte Breck nach oben. Neben einer zweiten Bar befand sich hier auch das Restaurant. Es bestand lediglich aus einem halben Dutzend Nischen und drei oder vier Einzeltischen, die an diesem Abend alle leer waren. Die Barhocker dagegen waren alle besetzt, und weitere Gäste beobachteten aus der relativen Sicherheit des Balkons heraus, was unten vor sich ging.
    »Was kann ich Ihnen holen?«, fragte Breck.
    »Tomatensaft«, antwortete Fox. Breck nickte und quetschte sich zwischen zwei Barhockern durch. Der Mann hinter der Theke goss gerade einen Cocktail in ein altmodisches Champagnerglas. Fox gesellte sich zu den anderen Gästen und spähte in den Saal darunter. Die zusätzliche Attraktion schien darin zu bestehen, dass man hin und wieder einen Blick ins Dekolleté einer Frau erhaschen konnte, aber die Tische waren so angeordnet und beleuchtet, dass man unmöglich sehen konnte, welches Blatt einer der Spieler auf der Hand hatte. Der Mann neben Fox grüßte mit einem kaum merklichen Kopfnicken. Dem Aussehen nach war er Anfang sechzig, das Gesicht zerfurcht, die Augen wässrig.
    »Heute Nacht ist Tisch drei der beste«, erklärte er ihm halblaut. Fox spitzte die Lippen, so als dächte er darüber nach.
    »Danke«, sagte er. Er hatte drei Zwanzigpfundscheine in der Tasche und wusste, dass er Breck würde anbieten müssen, einen davon zu opfern, um sich bei ihm mit einem Drink zu revanchieren. Blieb zu hoffen, dass der Detective Sergeant das nicht annehmen würde und sie stattdessen nach Hause gingen. Fox hatte ganz bestimmt nicht die Absicht, etwas von dem
    Geld über einen der Tische zu schieben, auch nicht die glückliche Nummer drei.
    »Virgin Mary«, sagte Breck, als er ihm sein Glas brachte. Fox bedankte sich und nippte an dem Getränk. Es war unglaublich scharf gewürzt: Worcestershire-Soße, Tabasco, schwarzer Pfeffer. Fox spürte, wie seine Lippen taub wurden.
    »Hatte mir gedacht, dass Sie das mögen. Prost.«
    Breck hatte ein klobiges, mit Eis und einem dunklen Gebräu gefülltes Glas in der Hand. »Cola Rum?«, riet Fox, worauf er ein bestätigendes Nicken erhielt.
    »War immer das Lieblingsgetränk meines Vaters«, sagte Breck.
    »War?«
    »Er ist wie Sie: kein Alkohol mehr. Als Arzt hat er mehr als genug kaputte Lebern gesehen.«
    Der Mann neben ihnen hatte mitgehört. »Was einen nicht umbringt«, sagte er gleichsam als Toast, und als er das Glas an den

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