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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Mund hob, klirrten die Eisstücke, die sich noch darin befanden.
    »Dieser Herr hier«, erklärte Fox seinem Begleiter, »sieht die größten Chancen an Tisch drei.«
    »Stimmt das?« Breck spähte über den Balkon. An Tisch drei wurde Black Jack gespielt, und Breck drehte sich wieder zu Fox um. »Was meinen Sie?«
    »Ich genieße meinen Drink«, antwortete Fox und nahm noch einen feurigen Schluck. »Lassen Sie sich aber nicht abhalten ...«
    Nachdem Fox die zweite und letzte Runde spendiert hatte, beschloss Breck, sein Glück zu versuchen. Im Laufe der folgenden Viertelstunde verlor er fast dreißig Pfund, während Fox von der Seite aus zusah.
    »Aua«, war Brecks einziger Kommentar, als er das Experiment für beendet erklärte.
    »In der Tat«, pflichtete Fox ihm bei. Sie zogen sich in den Automatenbereich zurück. »Was machen wir eigentlich hier, Jamie?«, erkundigte sich Fox.
    Breck nahm seine Umgebung in Augenschein. »Ich weiß es selbst nicht«, schien er damit zuzugeben. Und als er sah, dass Fox' Glas leer war: »Noch einen Absacker?«
    Doch Fox schüttelte den Kopf. »Ab nach Hause«, sagte er nur.
    Auf der Rückfahrt fing Breck an, über Glück zu reden und dass er eigentlich nicht daran glaube. »Meiner Ansicht nach entscheiden wir selbst, wie die Dinge sein werden, und lassen sie dann genauso geschehen.«
    »Und davon sind Sie überzeugt?«
    »Sie nicht?«
    Fox zuckte die Achseln. »Ich bin der Meinung, dass die Dinge einfach passieren, ohne dass wir viel daran ändern können.«
    Breck musterte ihn. »Haben Sie schon mal von einer Band namens Elbow gehört? In einem ihrer Songs geht es darum, dass wir uns in betrunkenem oder einfach glücklichem Zustand der Überzeugung hingeben können, wir hätten die ganze Welt um uns herum erschaffen.«
    »Aber das ist eine Illusion.«
    »Nicht unbedingt, Malcolm. Ich glaube, wir formen jeden einzelnen Moment. Wir wählen den Weg, den unser Leben nehmen wird. Deshalb machen mir Spiele auch so großen Spaß.«
    »Spiele?«
    »Onlinespiele. RPGs, das sind Computerrollenspiele. Eins davon, Quidnunc, spiele ich oft. Ich habe einen Avatar, der beim Durchstreifen der Milchstraße verschiedene Abenteuer bestehen muss.«
    »Wie alt sind Sie?«
    Breck lachte nur.
    »Ich glaube nicht, dass wir die Welt kontrollieren können«, fuhr Fox fort. »Mein Dad lebt in einem Pflegeheim; er hat kaum Kontrolle über sein tägliches Leben. Die Leute kommen einfach und tun Dinge um ihn herum, treffen Entscheidungen für ihn - genauso wie Politiker, ja selbst unsere Chefs es für uns tun. Sie sind diejenigen, die unser Leben bestimmen. Die Werbung sagt uns, was wir kaufen, die Regierung, wie wir leben sollen, die Technologie ermahnt uns, wenn wir uns falsch verhalten haben.« Zum Beweis öffnete Fox seinen Sicherheitsgurt. Ein Kontrolllämpchen leuchtete auf, begleitet von einem akustischen Warnsignal. Er schnallte sich wieder an und schaute zu Breck hinüber. »Haben Sie je einen Computer bedient, der Sie nicht gefragt hat, ob Sie Hilfe benötigen?«
    Breck grinste breit. »Freier Wille kontra Determinismus«, stellte er fest.
    »Sie sagen es.«
    »Ich wette, Sie haben keine Profilseite bei Facebook oder so etwas?« »Um Himmels willen, nein.« »Friends Reunited?«
    Fox schüttelte den Kopf. »Ich finde es schon schwierig genug, überhaupt eine Art Privatleben zu haben.«
    »Meine Freundin twittert gerne - Sie wissen, was das ist?«
    »Ich habe davon gehört, und für mich klingt es schrecklich.«
    »Sie gehören einfach zu den Zuschauern des Lebens, Malcolm.«
    »Und das ist gut so ...« Fox hielt inne. »Sie haben die im Casino gar nicht nach Vince Faulkner gefragt.« »Ein andermal«, erwiderte Breck.
    Fox war sich bewusst, dass er eine Entscheidung treffen musste. Ideal wäre es, wenn er Breck an der Hauptstraße absetzen und die letzten paar hundert Meter nach Hause laufen lassen könnte. Dann würden die drei Insassen des Überwachungswagens ihn selbst nicht sehen. Allerdings könnte Breck stutzig werden, wenn er ihn nicht bis an die Haustür brächte. Und wäre sein Argwohn erst einmal geweckt, würde er womöglich auch den Abhörwagen entdecken. Am Ende war es Breck, der die Entscheidung traf. Sie waren gerade in die Oxgangs Road eingebogen, als er Fox bat, an den Rand zu fahren und ihn aussteigen zu lassen.
    F»Soll ich Sie nicht vor Ihrem Haus absetzen?«
    Breck schüttelte den Kopf. Fox blinkte bereits, um am Bordstein anzuhalten. »Ich möchte gerne den Spaziergang beenden,

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