Ein reines Gewissen
bearbeiten«. Kaye hatte dem jüngeren Mann gesagt, er solle sich keine Sorgen machen, und ihm dabei die Haare zerzaust. Ihre Entschuldigung: McEwans Abwesenheit. Und dazu die Forderung des Chop Shops, das Ganze als Notfall zu betrachten.
»Das hat schon seine Richtigkeit«, hatte Fox behauptet.
Alles hatte seine Richtigkeit.
Eine DVD ... Vielleicht könnte er sich einen Film anschauen. Doch ihm sprang kein eindeutiger Kandidat ins Auge. Er dachte an die DVDs in Judes Haus, von denen Vince Faulkner sicher keine einzige ausgesucht hatte: Liebeskomödien,Träume von einem anderen, nicht so unvollkommenen Leben. Er versuchte sich zu erinnern, was für Ambitionen Jude gehabt hatte, damals, als sie beide noch Kinder gewesen waren, aber ihm fiel nichts ein. Und er selbst, hatte er immer Kriminalbeamter werden wollen? Ja, mehr oder weniger. Die erste Mannschaft der Hearts hatte nie bei ihm angeklopft, und Stellenangebote für zukünftige Filmstars schien es im Anzeigenteil der Zeitung nicht zu geben. Ich werde Polizist, hatte er seinen Freunden erzählt und dabei die Worte ebenso genossen wie die Wirkung, die sie auf manche Leute ausübten.
Polizist.
Bulle.
Scheißbulle.
Im Laufe der Jahre war er noch übler beschimpft worden, manchmal auch von seinesgleichen, Kollegen, die die Grenze des Legalen überschritten hatten, die auf die schiefe Bahn geraten und dann erwischt worden waren. Er stellte sich Jamie Breck vor, den nach außen hin makellos sauberen Polizisten, wie er nach Hause fuhr und die Tür hinter sich abschloss. Die Vorhänge zuzog. Ganz allein, ohne neugierige Blicke, seinen Computer warm laufen ließ, um seiner geheimen Neigung zu frönen. Ohne auf den Wagen zu achten, der draußen parkte und jede Taste, die er anschlug, jede Website, die er besuchte, registrierte. Alles, was er sich anschaute, schauten sich die Leute in dem Abhörwagen auch an. Fox war selbst schon bei solchen Einsätzen dabei gewesen. Ihm war es kalt den Rücken runtergelaufen, wenn Liebesaffären enthüllt, kriminelle Beziehungen nachgewiesen, Betrügereien und Fehltritte aufgedeckt worden waren.
So besorgst du dir also deine Kicks? Scheißspanner ...
Ja, man hatte ihn noch übler beschimpft. Perverses Schwein ... Haust deine eigenen Kollegen in die Pfanne ... Du bist einfach nur Dreck ...
Dreckiger als Dreck. Aber immer noch besser als du - die einzig mögliche Antwort. Immer noch besser als du.
Er wollte die Worte gerade probeweise laut aussprechen, als es an der Tür klingelte. Er schaute auf die Uhr. Halb zehn. Einen Moment lang stand er in der Diele und lauschte. Als es erneut klingelte, öffnete er einen Spalt weit die Tür.
»Hallo«, sagte Jamie Breck.
Fox machte die Tür ganz auf und schaute flüchtig nach rechts und links. »Das ist aber eine Überraschung«, war alles, was er herausbrachte.
Breck lachte kurz auf. »Ich komme nicht ganz zufällig vorbei, obwohl, in gewisser Weise schon. Gehe manchmal abends spazieren, um den Kopf frei zu bekommen. Als ich das Straßenschild sah, dämmerte mir, wo ich war. Vielleicht hatte ich von Anfang an geplant, hier zu landen. Das Unterbewusste ist doch etwas Wunderbares.«
»Ach ja?« Fox wog seine Möglichkeiten ab. »Dann kommen Sie mal rein.« »Nur wenn ich Sie nicht störe.«
Fox führte Breck ins Wohnzimmer. »Was kann ich Ihnen anbieten?« »Was steht denn zur Auswahl?« »Alles außer Alkohol.« »Oh.«
»Tja, das können Sie jetzt zu meinem Profil hinzufügen.«
Breck lächelte. »KeinTropfen Alkohol im Haus, nicht mal für Besuch?« Er sah Fox den Kopf schütteln. »Das heißt, Sie trauen sich mit dem Zeug selbst nicht über den Weg - hab ich recht?«
»Was kann ich für Sie tun, DS Breck?«
»Das hier ist kein offizieller Besuch, Malcolm.«
»Was kann ich für Sie tun, Jamie?« Breck saß auf dem Sofa, Fox in dem Sessel rechts davon. Breck hatte sich so gedreht, dass er dem Älteren ins Gesicht blickte. Nach der Arbeit hatte er sich umgezogen: Jeansjacke, schwarze Cordhose, dunkelroter Rollkragenpulli.
»Nettes Haus«, sagte er und schaute sich um. »Größer als meins, dafür ist meins neuer. Heutzutage baut man eher kleiner ...«
»Ja«, bestätigte Fox, der immer noch auf eine Antwort wartete.
»Mit dem Band aus der Außenkamera des Pubs haben wir alles probiert, was möglich war«, gab Breck nun endlich Auskunft. »Ich glaube, eine Identifizierung wird uns nicht viel weiterbringen. Könnten die Polizei in Wales trotzdem mal draufschauen lassen, für den
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