Ein reines Gewissen
besprechen, ihn zu fragen, ob er einer der Sargträger sein will.«
»Glauben Sie wirklich, Giles würde darauf hereinfallen?«
Fox zuckte die Achseln. »Über Billy Giles zerbreche ich mir eigentlich nicht so sehr den Kopf.«
»Sollten Sie aber, und das wissen Sie.«
Die Hände auf einer der Gerüststangen, drehte Fox sich um. Wie es aussah, sollten die Lagerhäuser jenseits der Straße ebenfalls umgebaut werden. Ihre Fenster waren zugenagelt, und am Rand des bemoosten Daches bemühte sich ein kleiner Baum nach Kräften, in die Höhe zu wachsen. Ein Auto fuhr vorbei - ein schwarzer Astra.
»Sie lassen mich nicht etwa beschatten?«, fragte Fox Jamie Breck.
»Nein.«
»Könnte Billy Giles es ohne Ihr Wissen tun?« »Ich glaube nicht, dass wir dafür Leute abstellen können. Und warum sollte er Sie beschatten wollen?« »Ein schwarzer Vauxhall Astra? Ein grüner Ford Ka?« Breck schüttelte den Kopf. »Merkwürdig ist es aber schon ...« »Was?«
»Als ich gestern zu Fuß nach Hause kam, parkte draußen vor
der Tür ein Lieferwagen. Unmittelbar nachdem ich ins Bett gegangen war, hörte ich ihn wegfahren.«
»Ach?« Fox tat immer noch, als ließe er die Aussicht auf sich wirken. Sein Griff um die Stange wurde fester.
Breck hatte seinen Schutzhelm abgenommen, um sich mit der Hand durchs Haar zu fahren. »Wir sind alle ein bisschen nervös«, meinte er. Unterhalb von ihnen war ein Mann in Arbeitskleidung aufgetaucht, dessen bespritzte Jeans in dicken grauen Wollsocken und diese wiederum in Stahlkappenstiefeln steckten. Seinen Helm hatte er hochgeschoben, und unter der Warnweste trug er eine Jeansjacke, ähnlich der, die Breck am Vorabend angehabt hatte. Fox wusste, dass das Ronnie Hendry sein musste. Er drehte sich zu Breck um.
»Lassen Sie mich dabei sein«, sagte er.
Breck erwiderte seinen Blick. Hendry hatte den Fuß der Leiter erreicht und begann hochzuklettern.
»Bitte«, sagte Fox.
»Sie sagen nichts«, warnte Breck ihn. »Keinen Ton. Hat er Sie schon mal gesehen?« Fox schüttelte den Kopf.
»Sie haben es selbst gesagt«, fuhr Breck fort, »er wird Sie bei der Beerdigung sehen, wenn nicht sogar vorher. Dann wird er wissen, dass er Sie irgendwoher kennt ...« Breck, der offensichtlich in einem Dilemma steckte, fuhr sich mit dem Finger an der Nase entlang. Dann, als Hendrys Kopf durch das Loch in der Fußbodendielung erschien, sagte er leise das eine Wort, das Fox hören wollte.
»Okay.«
Fox blieb im Hintergrund, als Breck sich Ronnie Hendry vorstellte und ihm die Hand schüttelte. Hendry hatte lederne Arbeitshandschuhe getragen, die er sich jetzt in die Tasche stopfte.
»Mr. Bailey überlässt uns sein Büro«, sagte Breck zu Hendry, während er die ihnen am nächsten liegende Tür aufstieß. »Mein Kollege setzt sich mit rein.« Sprach's und führte sie hinein, ohne Hendry die Zeit zu geben, sich Malcolm Fox näher anzuschauen. Es war ein zweckmäßig eingerichteter Raum: nur ein Schreibtisch, auf dem ein an allen vier Ecken mit Mörtelbrocken beschwerter Plan lag, dazu drei Klappstühle und ein Elektroradiator, das war's. Hendry hielt die Hände an den Radiator und versuchte, sie sich warm zu reiben.
»Kein angenehmer Job bei diesem Wetter«, bemerkte Breck mitfühlend. Hendry nickte und zog seinen Helm ab. Auf dessen Rückseite stand mit Filzstift sein Vorname geschrieben, und wenn Fox es richtig gesehen hatte, waren auch die Handschuhe mit Namen gekennzeichnet. Schließlich war das hier eine Baustelle. Da machten sich die Dinge öfter mal selbstständig. Hendrys Haare waren kurz geschnitten und an den Schläfen schon grau. Fox schätzte ihn auf Ende dreißig. Mit seiner kurzen, drahtigen Figur erinnerte Hendry ihn ein bisschen an Vince Faulkner. Er hatte ein faltiges, vernarbtes Gesicht und buschige schwarze Augenbrauen. Hendry hatte sich jetzt Breck gegenüber an den Tisch gesetzt, während Fox sich dafür entschied, mit verschränkten Armen am anderen Ende des Raums stehen zu bleiben und sich möglichst unauffällig zu verhalten.
»Ich wollte Ihnen ein paar Fragen über Vince Faulkner stellen«, sagte Breck zu Hendry.
»Schreckliche Sache.« Seine Stimme besaß die für die Region typische Schroffheit.
»Sie waren befreundet.«
»Stimmt.«
»Sie haben ihn letzten Samstag nicht gesehen?« Hendry schüttelte den Kopf. »Hab nachmittags eine SMS von ihm bekommen.« »Aha?«
»Ging um die Fußball-Halbzeitergebnisse.« »Gesprochen haben Sie nicht mit ihm?« »Nein.«
»Haben Sie danach
Weitere Kostenlose Bücher