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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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alles, was es braucht.«
    Kaye verzog das Gesicht. »Du bist doch kein Alki, Malcolm. Ich habe Alkis gesehen, musste während meiner Probezeit ihre Zellen abspritzen.«
    »Ich vertrage das Zeug einfach nicht,Tony. Im Übrigen ...« Er hob das Glas mit dem Tomatensaft.»... verschafft es mir ein Gefühl von moralischer Überlegenheit.«
    Beide Männer tranken eine Weile schweigend. Drei weitere Gäste hatten das Lokal betreten. Fox, der mit dem Rücken zur Tür saß, beobachtete, wie Kaye sie rasch abschätzte. Das war ein typisches Polizistending: Man behielt die Tür im Auge, um sofort zu registrieren, wenn Ärger bevorstand. Ob es nun der Typ war, den man mal eingebuchtet hatte; oder der, gegen dessen Onkel oder Cousin man ausgesagt hatte; der Typ, den man irgendwann dazu überredet hatte, zum Informanten zu werden und so seine Haut zu retten. In einer Stadt von der Größe Edinburghs war es nicht so einfach, seiner eigenen Geschichte zu entgehen. Ständig war man konfrontiert mit Dingen, die man getan, Menschen, die man benutzt hatte. Doch Kaye konzentrierte sich schon wieder auf sein Glas: kein Grund zur Sorge. Trotzdem schaute Fox sich die Männer flüchtig an. Anzüge und Krawatten, Geschäftsleute nach Büroschluss, die vielleicht anschließend noch beim Inder verabredet waren.
    Als die Tür das nächste Mal aufging, beobachtete Fox Kayes Miene, sah eine Augenbraue zucken und drehte sich um. Es war Joe Naysmith, gerüstet für eine lange, kalte Nacht im Abhörwagen: über einem Holzfällerhemd ein Shetlandpullover, eine Jacke und ein Dufflecoat. Auf dem Weg zu ihrem Tisch streifte er eine Schicht nach der anderen ab.
    »Hier kommt man ja um vor Hitze«, klagte er. Als er sein Hemd aufknöpfte, wurde darunter ein einfarbiges schwarzes T-Shirt sichtbar.
    »Krach mit deinem Freund?«, fragte Kaye verschmitzt.
    Naysmith ignorierte ihn und fragte, was sie trinken würden.
    »Für mich das Übliche«, beeilte Kaye sich zu sagen, während Fox den Kopf schüttelte. Sein Blick traf den des jüngeren Kollegen.
    »Was ist denn nun passiert?«, fragte er.
    »Wir waren gerade dabei, den Wagen noch mal zu überprüfen. Da kriegt Gilchrist einen Anruf und sagt mir, wir brauchten gar nicht loszufahren.« Naysmith zuckte die Achseln und wandte sich der Theke zu.
    »Von wem kam der Anruf?«, bohrte Fox nach. Naysmith zuckte erneut die Achseln und ging die Getränke holen.
    »Glaubst du, es ist irgendwas passiert?«, fragte Kaye Fox.
    »Ich bin kein Hellseher,Tony.«
    »Hübscher Vorwand, DS Inglis zu Hause anzurufen und zu einem spätabendlichen Meeting, Getränke inklusive, einzuladen ...«
    »Sie hat ein Kind.«
    »Dann lad dich eben bei ihr ein; bring eine Flasche mit.«
    Kaye verstummte und drehte die Augen zum Himmel. »Aber du trinkst ja nichts.« »Richtig.«
    »Dann eben was Antialkoholisches für dich und ein paar kräftige Bacardis für die Dame.«
    Naysmith kam, in jeder Hand ein Glas, an den Tisch zurück. »Ich hatte mir Sandwichs eingepackt und alles«, jammerte er weiter. »Videos auf mein Handy geladen, die ich ihm zeigen wollte ...«
    »Und er hat dir nicht verraten, wer der Anrufer war oder welchen Grund er genannt hat?« Fox sah Naysmith den Kopf schütteln. »Hast du denn gar nichts mitbekommen, nicht einmal, was er selbst gesagt hat?«
    »Ich war hinten im Wagen und er ganz vorne.«
    »War das in der Garage in Fettes?«
    Naysmith nickte und trank hastig ein paar große Schlucke von seinem Bier, atmete danach zufrieden aus und wischte sich mit Daumen und Zeigefinger über die Lippen.
    »Inglis schien vorher doch so scharf darauf zu sein«, konstatierte Fox.
    »Vielleicht ist sie am Ende zu derselben Auffassung gelangt wie du«, meinte Naysmith.
    »Vielleicht«, räumte Fox ein. »Und wo ist Gilchrist jetzt?«
    »Er sagte, er hätte keine Lust auf Kneipe.«
    Die drei Männer saßen eine Weile schweigend da, und als das Gespräch wieder in Gang kam, diskutierten sie bald über andere - frühere wie aktuelle - Fälle und kamen von da auf McEwans gegenwärtige »Vergnügungsreise« zu sprechen.
    »Die werden eine Stunde bei Tee und Keksen diskutieren und dann für vier Stunden auf den Golfplatz gehen«, war Tony Kaye sich sicher.
    »Spielt McEwan überhaupt Golf?«, fragte Fox, während er aufstand, um die nächste Runde zu holen. Er war sich unschlüssig, ob er noch bleiben sollte. Vielleicht könnte er Kaye und
    Naysmith jeweils ein Bier holen und ihnen dann sagen, dass er gehen müsse. Doch als er darauf

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