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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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wartete, bedient zu werden, warf er einen flüchtigen Blick auf den Fernseher. Die Quizsendung war vorbei, jetzt liefen die Lokalnachrichten. Ein adrett aussehender Mann, dem Reporter ihre Mikros unter die Nase hielten, gab, vermutlich in seinem Büro, eine Art Stellungnahme ab. Dann erschien ein Foto auf dem Bildschirm: Ein Mann und eine Frau standen wie aus dem Ei gepellt und in die Kamera grinsend Arm in Arm an Deck einer Jacht. Fox glaubte die Frau wiederzuerkennen.
    »Drehen Sie das lauter«, wies er den Barkeeper an. Doch bis der die Fernbedienung gefunden hatte, war bereits der nächste Beitrag dran. Fox ließ sich die Fernbedienung geben, schaltete damit vom Fernsehen auf Teletext um und ging die Liste der Möglichkeiten durch, bis er den Punkt »Lokalnachrichten« gefunden hatte. Dort klickte er Schottland an und wartete, dass die Themen auf dem Bildschirm erschienen. Die dritte Nachricht von oben entpuppte sich als das, was er suchte.
    Immobilienhai auf See vermisst
    Fox drückte erneut den Knopf und ließ den Text über den Bildschirm laufen. Charles Brogan, 43, millionenschwerer Bauträger, legte mit seinem Boot von dessen Ankerplatz in Edinburgh ab ... Boot trieb verlassen in der Mündung des Firth of Forth ...
    »Was gibt's?«, fragte Kaye. Er stellte sich hinter Fox und las den Bildschirmtext.
    »Der Typ vom Salamander Point. Ich habe gehört, dass seine Firma in Schwierigkeiten steckt, und jetzt ist er von seinem Boot verschwunden.«
    »Harakiri?«, mutmaßte Kaye.
    Fox legte die Fernbedienung auf die Theke und bezahlte die Runde. Ohne darum gebeten worden zu sein, hatte der Barkeeper ihm noch einen Tomatensaft eingeschenkt. Sie trugen die Getränke an den Tisch.
    »Irgendwas in den Nachrichten?«, wollte Naysmith wissen.
    »Nichts, worüber du dir deinen hübschen kleinen Kopf zerbrechen müsstest«, antwortete Kaye und zerzauste ihm dabei das Haar. »Solltest du nicht lieber zum Friseur gehen, bevor unser Tiger Woods wiederkommt?«
    »Ich war erst vor einem Monat.«
    Fox stand wieder auf. »Ich muss mal telefonieren«, erklärte er. »Bin gleich wieder da.«
    Als er hinaustrat, schlug ihm die Kälte entgegen. Er widerstand dem Impuls, noch einmal hineinzugehen und seine Jacke zu holen; ein anderer Impuls erwies sich als stärker. Er nahm sein Handy und tippte Jamie Brecks Nummer ein.
    »Hab mich schon gefragt, wie lange Sie wohl brauchen würden«, meldete sich Breck.
    »Ich habe es gerade in den Nachrichten gesehen.«
    »Ich auch.«
    »Sie wussten es noch nicht?«
    »Wie's aussieht, hat die Frau als Erstes ihren PR-Typen angerufen.«
    »Den, der die Stellungnahme abgegeben hat?«
    »Er heißt Gordon Lovatt. Von Lovatt, Meikle, Meldrum.«
    »Nie gehört.«
    »Große PR-Firma. LMM. Macht auch Lobbyarbeit.«
    »Sie haben ja schon eifrig recherchiert.«
    »Die sind mir schon öfter untergekommen ...« Brecks Stimme verlor sich. Fox konnte eine Sirene heulen hören. Er hielt das Handy vom Ohr weg, um sicherzugehen, dass sie aus dem Hörer kam. »Sie sind irgendwo draußen«, stellte er fest.
    »Auf dem Weg zum Torphichen Place.«
    »Warum?«
    »Nur so.«
    »Ist es wegen Joanna Broughton? Hat sie Sie wegen der Überwachungskameras zurückgerufen?« Fox trat zur Seite, als zwei Gäste aus der Bar kamen, um eine Zigarette zu rauchen. Sie husteten ein paarmal und setzten ihre Unterhaltung von drinnen fort.
    »Welcher Pub?«, erkundigte sich Breck. »Minter's?«
    »Ich hatte nach Joanna Broughton gefragt. Wie kommt es, dass sie gerade im Fernsehen zu sehen war?«
    »Sie war mit Charlie Brogan verheiratet. Hat ihren Namen behalten, aber sie sind seit drei oder vier Jahren zusammen.«
    »Ist seine Leiche schon angeschwemmt worden?«
    »Es ist dunkel draußen, falls Sie das nicht bemerkt haben sollten. Die Küstenwache hat die Suche abgebrochen und wird sie erst im Morgengrauen wieder aufnehmen.«
    »Und trotzdem fahren Sie zur Wache.« Das war eher eine Feststellung als eine Frage.
    »Ja«, bestätigte Jamie Breck.
    »Lassen Sie mich wissen, wenn Sie irgendetwas herausfinden?«
    »Wenn es mit dem Fall zu tun hat. Egal, was dabei herauskommt, ich werde sicher morgen irgendwann mit Ihnen sprechen ... Und jetzt nehmen Sie mal den Rest des Abends frei, Inspector.«
    »Danke, das werde ich tun.«
    »Versuchen Sie es wenigstens«, sagte Breck und verabschiedete sich.
    Auf dem Weg zurück an ihren Tisch rubbelte Fox sich warm. »Die gute Nachricht«, sagte er zu Naysmith, »ist, dass ihr sowieso eure Zeit vertan

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