Ein reines Gewissen
müsste so gegen sechs oder sieben dort sein. Wenn Sie bis dahin nicht klarkommen, können Sie anfangen, Ihre Kündigung zu schreiben.« Sie legte auf und warf das Handy wieder in ihre Handtasche.
»Probleme mit dem Personal?«, fragte Fox.
»Ich bin selbst schuld, habe keinen richtigen Stellvertreter.«
»Sie delegieren nicht gerne?«
Wieder warf sie ihm einen Blick zu. »Sind wir uns schon mal begegnet?« »Nein.«
»Sie kommen mir bekannt vor.« Sie hatte ihre Sonnenbrille auf die Nasenspitze geschoben und schielte ihn an. Beim Auftragen des Augen-Makeups an diesem Morgen war ihre Hand nicht ganz ruhig gewesen. Aus der Nähe betrachtet war ihr Haar eindeutig gefärbt, die Bräune wahrscheinlich künstlich. Am Hals bekam sie erste Fältchen.
»Das höre ich oft«, war die Antwort, für die Fox sich entschieden hatte. Dann: »Es hat mir leid getan, das von Ihrem Mann zu hören, und das sage ich nicht einfach so. Ein Bekannter hat für ihn gearbeitet... Wusste nur Gutes über ihn zu berichten.«
»Wie heißt Ihr Freund?«
»Vince Faulkner. Ich habe gesagt, er arbeitete für Ihren Mann, in Wirklichkeit hat er auf der Baustelle am Salamander Point gearbeitet.«
Einen Moment lang sagte Joanna Broughton gar nichts. »Viele Leute mochten Charlie«, bestätigte sie schließlich. »So war es einfach.«
»Wer die wahren Freunde sind, erweist sich allerdings erst, wenn man in Schwierigkeiten gerät.«
»So sagt man ...« Sie hatte sich wieder ganz zu ihm umgedreht. »Ich habe Ihren Namen gar nicht mitbekommen.«
Innerhalb einer Sekunde beschloss Fox nicht zu lügen: »Inspector Malcolm Fox.«
»Also schön, Inspector Malcolm Fox, wollen Sie mich dazu bringen, etwas Bestimmtes zu sagen?«
»Wie meinen Sie das?« Fox bemühte sich um einen gekränkten Ton.
»Ich wusste nicht, dass Charlie so etwas vorhatte. Ganz bestimmt habe ich keine Beihilfe geleistet. Und allem Anschein zum Trotz bin ich innerlich aufgewühlt - was ich Ihnen und Ihresgleichen alles schon mehrfach wiederholt habe ...« Sie sah aus dem Fenster. »Vielleicht sollten Sie mich hier rauslassen.«
»Es sind nur noch fünf Minuten.«
»Das Stück kann ich laufen.«
»In diesen Stöckelschuhen?« Fox stieß geräuschvoll die Luft aus. »Tut mir leid, vermutlich haben Sie recht. Wenn man erst mal Polizist ist, kann man den Mechanismus nur noch schwer ausschalten. Keine Fragen mehr, okay? Aber ich möchte Sie wenigstens noch das letzte Stück fahren.«
Darüber dachte sie nach. »Na gut«, sagte sie schließlich. »Im Grunde genommen ist es sogar ideal. Ihre Kollegen wollen Charlies Geschäftskalender sehen - Sie können ihn mitnehmen und mir den weiteren Aufwand ersparen.«
»Klar«, stimmte Fox zu, »mit Vergnügen.«
Das CB-Haus war ein fünfstöckiges Apartmenthaus aus Stahl und Glas. Es stand auf einem mit Steinmauern und metallenen Sicherheitstoren umgebenen Grundstück. Broughton hatte ihre eigene kleine Fernbedienung, die sie jetzt drückte, um den Mechanismus an den Toren auszulösen. Es gab eine Tiefgarage, aber sie bat Fox, am Haupteingang zu halten. Er schaltete den Motor aus und folgte ihr in das Gebäude. Das Foyer war fast so groß wie das Erdgeschoss seines Hauses. An einer Wand gab es zwei Aufzüge, doch Broughton ging auf einen einzelnen, schmaleren Aufzug an der gegenüberliegenden Wand zu.
»Das Penthouse hat einen eigenen«, erklärte sie beim Hineingehen. Und tatsächlich, als die Aufzugtüren sich wieder öffneten, traten sie unmittelbar in einen kleinen, mit Teppichboden ausgelegten Vorraum, von dem nur eine Tür abging. Broughton schloss sie auf, und Fox folgte ihr hinein. »Sie nennen es ein Triplex-Penthouse«, erklärte sie ihm, während sie ihren Mantel abschüttelte und sich die Sonnenbrille auf den Oberkopf schob, »aber das ist Beschiss: Ein Stockwerk hat nur zwei Terrassen.«
»Trotzdem der helle Wahnsinn«, sagte Fox. Glas auf drei Seiten, die Decke in doppelter Geschosshöhe und eine Aussicht über den Botanischen Garten hinweg zum Castie. Zu seiner Linken konnte er Leith und die Küste erkennen und nach rechts bis zum Corstorphine Hill sehen.
»Großes Kino«, stimmte Joanna Broughton ihm zu.
»Sieht alles brandneu aus.«
»Einer der Vorteile, wenn man keine Kinder hat.«
»Allerdings - und ein Segen, nehme ich an.«
»Wie meinen Sie das?«
»Dass man ihnen bestimmte Dinge nicht erklären muss ...« Fox sah, dass sie beifällig zu nicken begann. »Der Arbeiter, der gestorben ist, hatte auch keine
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