Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
»Was?«
    »Ich möchte mit ihm sprechen - aber außerhalb von Gilchrists Hörweite.«
    »Ich hole ihn dir.« Jetzt zögerte Kaye. »Gibst du jetzt den Coolen oder hast du es wirklich vergessen?«
    Fox wurde sofort klar, was er meinte. »Hast du Gelegenheit gehabt, mit ihr zu sprechen?«
    »Heute Morgen war sie nicht da. Als Gilchrist etwas von seinem Schreibtisch im Chop Shop holen musste, bin ich mitgegangen, um nachzuschauen. Ich habe ihn gefragt, ob sie irgendwelche Besprechungen hätte, aber er wusste es nicht.«
    »Danke, dass du's probiert hast.«
    »Ich gebe noch nicht auf. Joe!« Fox erkannte, dass Kaye von der Tür aus rief. »Da kommt er«, sagte Kaye. Das Telefon wurde an Naysmith weitergereicht. »Es ist Foxy«, hörte Malcolm Kaye erklären. »Malcolm«, sagte Naysmith.
    »Morgen, Joe. Ich habe gehört, dass du und Gilchrist blendend miteinander auskommt.« »Scheint so.«
    »Es gibt also keinen Grund, warum du ihn nach der Arbeit nicht auf ein Gläschen einladen solltest.«
    »Nein ...« Naysmith dehnte das Wort länger als nötig.
    »Du könntest zum Beispiel das Minter's vorschlagen und um halb sechs dort sein.«
    »Genau.« Auch dieses Wort nahm in Naysmith' Mund eine gedehnte Form an.
    »Du brauchst ihm nicht zu erzählen, dass es meine Idee war.«
    »Was geht hier vor, Malcolm?«
    »Gar nichts, Joe. Lad ihn einfach auf ein Glas ein.« Fox legte auf. Bis zu dem Termin in Fettes hatte er noch jede Menge Zeit. Bei einem Zeitungshändler kaufte er die Evening News, ein belegtes Brötchen mit Salat und eine Flasche Wasser, dann fuhr er in Richtung Inverleith und parkte vor dem Nordeingang des Botanischen Gartens. Er stellte Classic FM ein und aß sein Brötchen, während er die Zeitung durchblätterte. Charlie Brogan war keine Nachricht mehr wert, Vince Faulkner auch nicht. Die Leute schäumten angesichts der Rente und der Vergünstigungen des ehemaligen Chefs der Royal Bank of Scotland. Im Straßenbahnstreit war es inzwischen fünf vor zwölf, denn der Stadtrat hatte den beteiligten Unternehmen erklärt, mehr Geld werde es nicht geben. Und jetzt war die Dunfermline Building Society in Schwierigkeiten. Fox meinte sich zu erinnern, dass der Premierminister aus Dunfermline stammte, nein Kirkcaldy, aber Dunfermline lag in seinem Wahlkreis. Fox' Eltern hatten ein Konto bei dieser Bausparkasse gehabt; er fragte sich, ob Mitch immer noch Geld dort hatte. Fox selbst hatte seins bei der Coop. Das war die einzige Bank, über die man nichts gehört hatte. Er wusste allerdings nicht, ob das nun beruhigend war oder nicht.
    Das Musikstück ging zu Ende, der Ansage nach eine Komposition von Bach. Fox hatte es erkannt - er erkannte viele der Stücke auf Classic FM, ohne jedoch ihre Titel oder Komponisten nennen zu können. Wieder schaute er auf die Uhr, um sich zu vergewissern, dass sie nicht stehen geblieben war.
    »Zum Teufel damit«, sagte er, faltete die Zeitung zusammen und ließ den Motor an.
    Zu seiner Kreuzigung sollte man unbedingt rechtzeitig erscheinen.
     
     
    16
     
    Der diensthabende Beamte am Empfangstresen, ein Mann, den Fox seit zwei Jahren kannte, war so anständig gewesen, sich dafür zu entschuldigen, dass Fox zunächst im Wartebereich Platz nehmen musste. Fox nickte verständnisvoll.
    »Sie befolgen ja nur Anweisungen, Frank«, sagte er. Fox setzte sich also auf einen der Stühle und heuchelte Interesse für seine Zeitung, während andere Polizeibeamte kamen und gingen. Die meisten von ihnen schielten zu ihm hinüber oder starrten ihn unverhohlen an - es hatte sich herumgesprochen - und ein oder zwei blieben stehen, um ihm ihre Sympathie zu bekunden.
    Stoddart erschien mit zwei schwergewichtigen Männern im Schlepptau. Sie selbst war groß und elegant mit langem blondem Haar. Wenn jemand Fox erzählt hätte, sie sitze im Vorstand einer Bank oder eines Großunternehmens, hätte ihn das nicht verwundert. Sie trug einen Besucherausweis um den Hals und wies Frank an, einen für Fox zu besorgen. Der Inspector stand ganz gemächlich auf, nachdem er seine Zeitung sorgsam zusammengefaltet und in die Tasche gesteckt hatte. Stoddart reichte ihm nicht die Hand, machte sich nicht einmal die Mühe, sich oder ihre Spießgesellen vorzustellen. Sie gab Fox den Ausweis und machte auf dem Absatz kehrt. »Hier lang«, sagte sie.
    Sie gingen nicht weit. Fox hatte keine Ahnung, wessen Büro sie in Beschlag genommen hatten; Pinnwand und Schreibtisch boten wenig Hinweise. Es gab Platz für einen runden Kaffeetisch und

Weitere Kostenlose Bücher