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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Köpfchen in die Luft reckten. Er überlegte sich eine Route nach Leith, die ihn durch die Meadows führen würde. Es wäre ein Umweg, aber mit dem zusätzlichen Vorteil einer Fahrt durch den Holyrood Park. Im Übrigen hatte er es ja nicht gerade eilig.
    Vor ein paar Jahren hatten Fox und seine Leute gegen einen Polizisten aus der Polizeiwache Leith ermittelt. Er hatte beide Augen zugedrückt und Schmiergeld angenommen. Einer seiner eigenen Männer war zu ihnen gekommen, allerdings nur unter der Bedingung, dass sie ihm völlige Anonymität zusicherten. Die Treffen hatten in einer Spelunke in der Nähe der Docks stattgefunden, und die war heute Fox' Ziel. Das Lokal hieß The Marina, draußen blätterte die Farbe ab, und die Innenwände glänzten vor Fett. Es gab ein halbes Dutzend Resopaltische und am Fenster ein Bord, an dem man, wenn man wollte, im Stehen essen konnte. Die Besitzerin, eine dicke, rotgesichtige Frau, besorgte einen Großteil des Kochens, während ein osteuropäisches Mädchen sich Kasse und Service kümmerte. Fox saß schon eine Weile bei einer Tasse starkem Tee, als Max Dearborn hereinkam. Kaum hatte Dearborn ihn entdeckt, schien sein ganzer Körper zusammenzusacken. Seit ihrem letzten Treffen hatte er ein paar Kilo zugelegt und Hängebacken entwickelt. Um den Mund herum hatte er immer noch Akne, und seine dunklen Haare sahen aus wie angeklatscht. Er erinnerte Fox mehr denn je an Oliver Hardys schottischen Neffen. »Hallo, Max«, sagte Fox.
    Dearborn atmete schwer, als er sich auf den Stuhl Fox gegenüber quetschte.
    »Ist das nur ein schrecklicher Zufall?«, gab der junge Mann vor zu raten.
    Fox schüttelte den Kopf. Die Kellnerin war an den Tisch gekommen und nahm seine Bestellung auf: ein Brötchen mit gebratenem Schinkenspeck.
    »Für dich das Übliche, Max?«, fragte sie Dearborn, der, den Blick auf Fox gerichtet, mit einem Kopfnicken antwortete. Als die Kellnerin gegangen war, sprach Fox leise weiter.
    »Ich habe gehört, Sie sind inzwischen Detective Sergeant. Meinen Glückwunsch!«
    Dearborn reagierte mit einem Zucken um den Mund. Fox erinnerte sich an ihn, wie er damals gewesen war - ein Detective Constable mit noch intakten Idealen und Prinzipien, aber großer Angst davor, seine Kollegen zu verprellen. »Serpico«, hatte Tony Kaye ihn genannt.
    »Was wollen Sie?«, fragte Dearborn, nachdem er sich in dem Lokal gründlich nach Feinden und Lauschern umgesehen hatte.
    »Bearbeiten Sie Charlie Brogans Ertrinkungstod?« Fox spürte, wie sich auf seinem Rücken Schweiß bildete; sein Herz schlug viel zu schnell. Der Tee war so stark, dass er einen Bären umgehauen hätte. Deshalb schob er die Tasse zur Seite.
    »Noch ist es kein Ertrinkungstod«, verbesserte ihn Dearborn. »Was haben Sie denn überhaupt damit zu tun?«
    »Es interessiert mich einfach. Denken Sie daran, Sie schulden mir einen Gefallen.«
    »Einen Gefallen?«
    »Dafür, dass ich Ihren Namen für mich behalten habe.« »Soll das eine Drohung sein?«
    Fox schüttelte den Kopf. Dearborn hatte inzwischen seinen Kaffee bekommen und schaufelte jetzt zwei Löffel voll Zucker hinein, den er geräuschvoll umrührte.
    »Wie gesagt, ich bin einfach interessiert. Ich hoffe, jemand kann mich auf dem Laufenden halten.«
    »Und das bin wohl ich, wie?« Dearborn starrte ihn an. »Woher das Interesse?«
    Fox zuckte die Achseln. »Es könnte einen Zusammenhang zwischen Brogan und einem anderen Fall geben.«
    »Der mit der Inneren zu tun hat?« Plötzlich wich Dearborns Feindseligkeit einer gewissen Neugier.
    »Kann sein. Es ist alles streng geheim, aber falls doch etwas rauskommt, bin ich bereit, die Anerkennung dafür zu teilen.« Fox zögerte. »Sie wissen, dass mein Chef bei Ihrer Beförderung ein Wörtchen mitzureden hatte?«
    »Dachte mir schon so was.«
    »Es muss nicht das letzte Mal gewesen sein, Max ...«Fox senkte bedeutungsvoll die Stimme. Dearborn nahm einen Schluck Kaffee, dann noch einen und begann nachzudenken. Fox saß einfach da, die Hände im Schoß, denn er wollte seinen Anzug möglichst nicht mit der Oberfläche der Tischplatte in Berührung bringen. Die Kellnerin kam mit dem Essen: ein Schinkenspeckbrötchen für Fox, ein deftiges Pfannengericht für Dearborn. Nach einem Blick auf seinen üppig gefüllten Teller drehte der junge Mann sich zu der Köchin um und nickte ihr lächelnd zu, worauf sie das Lächeln erwiderte. Fox hatte sein Brötchen aufgeklappt. Der Schinkenspeck sah blass und sehnig aus. Er klappte es wieder zu und

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