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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Kinder.«
    »Welcher Arbeiter?«
    »Mein Freund, der, von dem ich Ihnen erzählt habe, hat Ihr Mann ihn nicht erwähnt?«
    Sie überging die Frage und bat ihn stattdessen zu warten, während sie den Terminkalender holte. Fox schaute ihr nach, als sie die ersten Stufen der Glastreppe zur nächsten Etage erklomm, dann wandte er seine Aufmerksamkeit dem Raum zu, in dem er sich befand. Der sah weitgehend so aus, wie er es von dem Zeitungsfoto in Erinnerung hatte. Ein L-förmiger offener Wohnbereich mit hellem Steinfußboden und modernem Mobiliar. Die Küche war gleich um die Ecke. Ein Blick nach oben zeigte ihm einen Gang, von dem vermutlich Schlafzimmer und das Büro abgingen. Von der hinteren Wand des Wohnbereichs, der einzigen, die aus etwas Massiverem als Glas bestand, schienen Kunstwerke entfernt worden zu sein. Es gab immer noch ein paar Haken, außerdem Löcher, in denen einmal welche gesteckt hatten. Fox besann sich auf den Zeitungsartikel. Darin war Brogan als »Sammler« beschrieben worden. Er trat einen Schritt zurück und sah zu, wie Joanna Broughton, eine Hand am Geländer, gemächlich die Treppe herunterkam. Sie behielt ihre Stöckelschuhe an, obwohl sie zu Hause war. Sie machten sie sicher um drei Zentimeter größer, und er fragte sich, ob das vielleicht der Grund war.
    »Hier«, sagte sie und reichte ihm einen großen, in Leder gebundenen Kalender.
    »Haben Sie eine Ahnung, wozu sie ihn brauchen?«, fragte Fox.
    »Sie sind doch der Kriminalbeamte«, konterte sie, »eigentlich sollten Sie es mir sagen.«
    »Reine Gründlichkeit«, konnte er nur achselzuckend vermuten. »Möchten wohl prüfen, ob es irgendwelche ungewöhnlichen Aktivitäten gab, bevor Ihr Mann ...« Den Rest des Satzes schluckte er hinunter.
    »Sie wollen wissen, in welchem Gemütszustand er war? Ich sage es gerne noch einmal: Es ging ihm wunderbar, als er das Haus verließ. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung.«
    »Schauen Sie, ich habe gesagt, ich würde keine Fragen mehr stellen ...«
    »Aber?«
    »Aber ich frage mich, ob es Sie verletzt hat, dass er keinen Brief hinterlassen hat.«
    Darüber dachte sie einen Moment nach. »Klar, natürlich würde ich gerne wissen, warum. Geldsorgen, ja, aber trotzdem ... das hätten wir hinbekommen. Wenn er gefragt hätte, hätten wir uns gemeinsam etwas ausgedacht.«
    »Vielleicht war er zu stolz, um jemanden um Hilfe zu bitten?«
    Sie nickte langsam und ließ die Arme baumeln.
    »Hat er seine Gemälde alle verkauft?«, fragte Fox in die Stille hinein. Wieder nickte sie. Dann klingelte es an der Haustür, und sie zuckte kurz zusammen, bevor sie an die Gegensprechanlage ging.
    »Ja bitte?«, fragte sie.
    »Joanna, ich bin's, Gordon. Ich habe Jack bei mir.«
    Ihr Gesicht entspannte sich ein wenig. »Kommt rauf«, sagte sie. Dann, zu Fox gewandt: »Danke noch mal fürs Mitnehmen, sonst stünde ich sicher immer noch dort.«
    »War mir ein Vergnügen.«
    Sie streckte ihm die Hand hin, und sie verabschiedeten sich mit einem Händedruck. Da der Kalender in keine seiner Taschen passte, nahm Fox ihn in die Hand und ging in den Vorraum. Als die Aufzugtüren sich öffneten, trat Gordon Lovatt heraus, für eine Sekunde überrascht, jemanden vor sich zu haben. Lovatt sah todschick aus, sein dreiteiliger Nadelstreifenanzug schien maßgeschneidert zu sein. Aus einer der Westentaschen hing eine goldene Uhrenkette. Die edle Seidenkrawatte war extravagant geknotet, und seine Haare wirkten frisch frisiert. Er nickte grüßend, was ihm aber dann doch nicht genügte.
    »Gordon Lovatt«, sagte er und gab Fox die Hand.
    Der erwiderte den Händedruck. »Ich weiß, wer Sie sind«, erklärte Fox, ohne sich jedoch selbst vorzustellen. Der Mann neben Lovatt war viel älter, trug aber einen noch wesentlich teurer aussehenden Anzug. Auch er streckte die Hand aus.
    »Jack Broughton«, verkündete er.
    Fox nickte nur, quetschte sich an den beiden Männern vorbei und drehte sich, als er im Aufzug stand, wieder zu ihnen um. Er drückte den Knopf fürs Erdgeschoss und wartete, dass die Türen sich schlössen. Jack Broughton schien ihn bereits vergessen zu haben; er trat in das Penthouse und begrüßte das einzige Kind, das ihm noch geblieben war, mit einem Kuss. Lovatt dagegen war im Vorraum geblieben, um Fox ebenso forschend zu mustern.
    »Richtung Erdgeschoss«, sagte die automatische Frauenstimme des Aufzugs. Die Türen glitten zu, und Fox ließ die Luft, die er angehalten hatte, ausströmen.
     
    Draußen war kein Auto zu sehen,

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