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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ließ es auf dem Teller liegen. Dearborn drückte gerade braune Würzsoße über das Arrangement aus gebratenem Schinkenspeck, Spiegelei, Wurst, Bohnen und Pilzen.
    »Sieht gut aus«, kommentierte Fox. Dearborn nickte nur und nahm den ersten Bissen, die Augen beim Kauen auf Fox gerichtet.
    »Die Leiche ist noch nicht aufgetaucht«, sagte Dearborn. »Ist das ungewöhnlich?«
    »Den Fachleuten zufolge nicht. Im Kanal sind die Strömungen unregelmäßig. Er könnte in die Nordsee rausgespült worden sein. Vielleicht hat ihn die Schraube eines Containerschiffs mit sich gerissen und zu Mus zerrieben. Die Küstenwache war bei Tagesanbruch schon wieder draußen. Wir lassen Patrouillen beide Küsten abfahren, im Norden und im Süden.«
    »Ich habe gehört, dass die Fife Constabulary sich für zuständig hält.«
    Dearborn schüttelte den Kopf. Rechts und links seines Mundes hingen Reste von Eidotter. »Damit kommen die nie durch. Wir haben sie um Mithilfe gebeten, aber das ist ganz klar das Territorium der D Division.«
    »Und wo befindet sich das Boot?«
    »Dalgety Bay.«
    »Soweit ich weiß, liegt das in Fife.«
    »Es wird heute im Laufe des Tages in Leith festmachen.«
    »Ich nehme an, Sie haben schon mal einen kurzen Blick darauf geworfen?«
    »Die Spurensicherung, ja«, bestätigte Dearborn.
    »Und Alkohol und Pillen gefunden«, konstatierte Fox.
    »Sie sind gut informiert. Kein Abschiedsbrief, aber ich habe mir sagen lassen, dass das gar nicht so ungewöhnlich ist. Ein paar Tage zuvor hatte er seinen Anwalt kontaktiert, um sein Testament in ein paar Punkten zu überprüfen.«
    Fox kniff die Augen zusammen. »Wann genau?«
    »Dienstagnachmittag.«
    »Wollte er irgendetwas ändern?«
    Dearborn schüttelte den Kopf.
    »Ich vermute, es wird alles an die Witwe gehen?«
    »Das hängt davon ab, ob wir die Leiche finden. Falls nicht, unterliegt sie einer Warteklausel - das ist so ein rechtliches Ding.« Dearborn konzentrierte sich auf sein Essen und beschloss dann, Fox etwas mitzuteilen. »Seine Schuhe sind gefunden worden. Deckschuhe, so nennt man die. Tanzten im Wasser vor Inchcolm Island.« Er hielt inne. »Angenommen, das passt zu dem, woran Sie arbeiten, wie komme ich dann an meinen Teil der Beute, ohne dass jemand auf meiner Seite erfährt, dass ich mit Ihnen geredet habe?«
    »Wir werden das schon so hindrehen«, sagte Malcolm Fox. »Vertrauen Sie mir.«
    Als Dearborn aufgegessen hatte, fragte die Kellnerin, ob mit dem Schinkenbrötchen etwas nicht in Ordnung gewesen sei.
    »Nein, nur keinen Hunger«, versicherte Fox ihr. Dann, an Dearborn gewandt: »Ich lade Sie ein.«
    »Ihr Geld können Sie getrost stecken lassen.«
    »Wieso?«
    Dearborn zuckte die Achseln. »Vor ein paar Monaten wurde hier eingebrochen. Ich habe dafür gesorgt, dass besondere Anstrengungen unternommen wurden ...«
    »Sind Sie sicher, dass Sie das einem von der Inneren erzählen sollten?«
    Max Dearborn zwinkerte ihm zu und erhob sich unter einigen Mühen. Er bestand darauf, das Lokal als Erster zu verlassen. Während Fox ihm nachschaute, malte er sich eine Zukunft mit Bluthochdruck und Diabetes, vielleicht sogar irgendwann einem Herzinfarkt aus. Vor ungefähr einem Jahr hatte sein eigener Arzt ihm so ziemlich dasselbe vorausgesagt. Seitdem hatte Fox sechseinhalb Kilo abgenommen, fühlte sich dafür allerdings kaum besser. Er stand vor dem Lokal, lauschte dem Kreischen von Möwen auf den Dächern der umliegenden Häuser und ging dann einfach los. Das Hauptquartier der D Division lag in der Queen Charlotte Street. Wie die Polizeiwache am Torphichen Place hatte es ein solides, ja fast glanzloses viktorianisches Äußeres, im Gegensatz zu Torphichen wies es innen jedoch noch Spuren einer gewissen verblassten Grandeur auf: Marmorfußböden, geschnitzte Holzbalustraden, verzierte Säulen. Dearborn durfte inzwischen hineingegangen sein. Er hatte Fox versprochen, ihn auf dem Laufenden zu halten. Fox hatte ihm eine Karte mit seiner Handynummer gegeben und dazu gesagt: »Da erreichen Sie mich garantiert!« Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war, dass Dearborn in seinem Büro in Fettes anrief und erfuhr, dass Inspector Malcolm Fox weg vom Fenster war. Die Nachricht würde sich ohnehin schnell genug verbreiten - dafür würde Billy Giles schon sorgen -, aber in der Zwischenzeit könnte Dearborn sich als nützlich erweisen. Er hatte Fox bereits Anlass zum Nachdenken gegeben.
    Dienstagmorgen: Vince Faulkners Leiche wird gefunden.
    Dienstagnachmittag: Charlie

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