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 Ein reines Gewissen

Ein reines Gewissen

Titel: Ein reines Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Brogan kontaktiert seinen Anwalt.
    Donnerstag: Brogans dahintreibendes Boot wird gefunden, er selbst vermisst. Vermisst, vermutlich tot.
    Fox hatte die vierhundert Meter zur Polizeiwache Leith zu Fuß zurückgelegt, ohne es wirklich beabsichtigt zu haben. Er setzte seinen Weg noch bis an die Ecke Constitution Street fort, dann drehte er um. Als er gerade auf der Höhe des Haupteingangs war, kam eine Frau aus der Polizeiwache und setzte sich als Erstes ihre übergroße Sonnenbrille auf. Sie war dunkel gekleidet, nicht in Schwarz, sondern in farblich abgestimmten Brauntönen. Aus ihrer Tasche in Leopardendruck holte sie Zigaretten und Feuerzeug, doch der leichte Wind durchkreuzte ihre Versuche, sich eine anzustecken.
    »Darf ich?«, sagte Fox und hielt zum Schutz vor dem Wind sein Jackett auf. Es gelang ihr, sich die Zigarette anzuzünden, und sie dankte ihm mit einem Kopfnicken. Fox erwiderte die Geste, bevor er weiterging. Nachdem er wieder in sein Auto gestiegen war, wendete er und fuhr zurück in Richtung Polizeiwache. Die Frau stand immer noch dort und schaute die Straße hinauf und hinunter. Fox hielt neben ihr an und ließ das Fenster auf der Beifahrerseite herunter.
    »Sie sind Ms. Broughton, nicht wahr?«
    Sie brauchte einen Moment, bis sie ihn als ihren Nikotinretter erkannte, dann neigte sie den Kopf leicht zu dem offenen Fenster hin.
    »Ich nehme an, Sie haben gerade mit meinen Kollegen gesprochen?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete sie, die Stimme weniger rauchig, als er erwartet hatte. Wieder spähte sie in beide Richtungen die Straße entlang.
    »Halten Sie nach einem Taxi Ausschau? Ich fahre in Ihre Richtung, falls es Sie interessiert.«
    »Woher wissen Sie das?«
    Fox zuckte die Schultern. »Casino oder Inverleith, liegt beides auf meiner Strecke.«
    Sie musterte ihn einen Moment lang. »Kann ich im Auto rauchen?«, fragte sie.
    »Klar«, sagte er mit einem Lächeln. »Steigen Sie ein.«
    Schweigend fuhren sie über die ersten beiden Ampelkreuzungen. Als sie an der dritten anhielten, fiel ihr auf, dass er sein Fenster halb heruntergelassen hatte.
    »Das mit dem Rauchen haben Sie nicht ernst gemeint«, sagte sie, während sie ihre Zigarettenkippe aus dem Beifahrerfenster schnippte.
    »Wo soll ich Sie absetzen?«, erkundigte er sich.
    »Ich gehe nach Hause.«
    »Beim Inverleith Park?«
    Sie nickte. »CB-Haus.«
    Fox überlegte kurz. »Die Initialen Ihres Mannes?«
    Wieder nickte sie. »Mir fällt gerade etwas auf«, begann sie, während sie sich auf ihrem Sitz zu ihm umdrehte. »Ich habe nichts als Ihr Wort, dass Sie wirklich Polizist sind. Ich sollte Sie nach Ihrem Dienstausweis fragen.«
    »Ich bin Inspector. Was wollten meine Kollegen von Ihnen?«
    »Noch mehr Fragen«, antwortete sie seufzend. »Warum man so was nicht telefonisch erledigen kann ...«
    »Weil das Gesicht viel über uns aussagt; beim Sprechen verraten wir einiges. Ich nehme an, es war nicht DS Dearborn, mit dem Sie zu tun hatten?«
    »Nein.«
    »Ich hatte nämlich zur selben Zeit eine Besprechung mit ihm.«
    Sie nickte, so als hätte er damit für sie seine Legitimation unter Beweis gestellt. Ihr Handy gab einen schrillen Ton von sich, worauf sie es schnell aus ihrer Handtasche zog. Es war eine SMS, auf die sie mit raschen, entschlossenen Bewegungen ihres Daumens antwortete.
    »Lange Fingernägel sind da hilfreich«, bemerkte Fox. »Meine Wurstfinger taugen nicht zum SMS schreiben.«
    Sie sagte nichts, bis sie die Nachricht abgeschickt hatte. Und als sie gerade den Mund aufmachte, meldete sich ihr Handy von neuem. Fox fiel auf, dass es den Klang einer altmodischen Glocke an einer Hotelrezeption nachahmte. Wieder bewegte Broughton ihren Daumen geschickt über die Tasten.
    »SMS von Freunden?«
    »Und Gläubigern«, murmelte sie. »Charlie scheint vor allem mit Letzteren zu tun gehabt zu haben.«
    »Wissen Sie, dass seine Schuhe aufgetaucht sind?« Er merkte, dass sie ihn scharf ansah. »Tut mir leid«, entschuldigte er sich, »nicht sehr taktvoll von mir ...«
    »Auf der Wache haben sie es mir gesagt.« Sie wandte sich wieder ihrer SMS zu. In dem Moment klingelte in ihrer Handtasche ein anderes Handy. Sie wühlte so lange, bis sie es gefunden hatte. Fox erkannte den Klingelton: Es war die Titelmusik eines alten Westerns.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Broughton zu ihm, bevor sie dran ging. Dann, in ihr Handy: »Ich kann jetzt nicht sprechen, Simon. Sagen Sie mir nur, dass alles in Ordnung ist.« Einen Moment lang hörte sie zu. »Ich

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