Ein reines Gewissen
das zu dem PR-Mann gepasst hätte, was bedeutete, dass Lovatt seinen Wagen in der Tiefgarage abgestellt oder ein Taxi genommen hatte. Im ersten Fall musste er sich auf irgendeine Weise Zugang zum Gelände verschaffen können. Dasselbe galt allerdings, wenn er von einem Taxi abgesetzt worden war - auch dann musste er irgendwie durchs Tor gelangt sein. Vielleicht hatte Joanna ihrem Vater aber auch eine der kleinen Fernbedienungen geschenkt...
Fox stieg in sein eigenes Auto und legte Charlie Brogans Terminkalender auf den Beifahrersitz. Er starrte ihn an, während er sich fragte, wie die internen Ermittler von Grampian wohl seine jüngsten Aktivitäten beurteilen würden. Er war den ganzen Morgen sehr vorsichtig gewesen, hatte Ausschau gehalten nach Autos, die ihn verfolgten, und nach Leuten, die in seiner Nähe herumhingen oder ihn beobachteten. In der vergangenen Woche war es für sie ein Leichtes gewesen, ihn zu beschatten, da er gar nicht mit dieser Möglichkeit gerechnet hatte. Doch nun, da er wusste, dass er unter Beobachtung gestanden hatte, war es ungleich schwieriger, sich ihm unbemerkt an die Fersen zu heften. Wenn er allerdings weiterhin so riskante Dinge unternahm wie jetzt ... Er brauchte noch drei oder vier Minuten, um zu einem Entschluss zu kommen, doch dann nahm er den Kalender in die Hand und schlug ihn auf.
Er begann mit dem Montag der vergangenen Woche, fand aber nichts offenkundig Interessantes. Brogan hatte nicht direkt einen Code benutzt, aber wie die meisten Leute Initialen und Abkürzungen. Das J in »20 Uhr-J-Kitchin« stand wohl für Joanna Broughton, vermutete Fox. Das Kitchin war ein Nobelrestaurant in Leith, dessen Besitzer und Küchenchef mit Familiennamen Kitchin hieß. Es gab Notizen von Besprechungen, aber eine aktionsreiche Woche war das nicht gerade gewesen. Beim Zurückblättern stellte Fox fest, dass Brogan im Januar weitaus beschäftigter gewesen war. Im Februar hatte er nur noch Fernsehsendungen notiert, die er sich anschauen wollte.
Eine Viertelstunde war vergangen, als Fox den Kalender zuklappte und den Zündschlüssel umdrehte. Die Fahrt zurück zur Polizeiwache Leith unterbrach er zweimal, zuerst an einem Schreibwarengeschäft, wo er einen wattierten Umschlag für den Kalender kaufte, und dann an einem Telefonladen, in dem er mithilfe seiner Kreditkarte ein Prepaid-Handy erstand. Falls er immer noch unter Beobachtung stand, würde er sich auch mit diesem neuen Handy ihrem Radar nicht lange entziehen können - aber vielleicht doch lange genug.
Und ganz sicher würde jeder interne Ermittler sich ärgern, wenn er herausbekäme, was Fox getan hatte.
Er parkte sein Auto gerade so lange vor der Polizeiwache, wie er brauchte, um den Umschlag am Empfangstresen abzugeben. Vorne hatte er Max Dearborns Namen draufgeschrieben. Möglicherweise würde es Max irritieren, aber das störte Fox nicht im Geringsten. Als er wieder im Auto saß, klingelte sein altes Handy. Fox schaute nach der Telefonnummer, ging aber nicht dran. Als das Klingeln aufgehört hatte, nahm er sein neues Gerät und rief Tony Kaye zurück.
»Wer ist da?«, fragte Kaye, für den Fox jetzt ein unbekannter Teilnehmer war.
»Malcolm. Von jetzt an bin ich unter dieser Nummer zu erreichen.«
»Hast du ein neues Handy?«
»Für den Fall, dass sie mich beschatten.«
»Du bist ja paranoid.« Kaye hielt inne. »Aber gar nicht mal so dumm - meinst du, ich sollte das auch machen?«
»Haben die von Grampian noch mal mit dir gesprochen?«
»Nein, mit dir?«
»Nachher. Weshalb hast du dann angerufen?«
»Ich wollte nur mal jammern. Bleib dran ...« Fox lauschte, während Kaye aus dem Büro der Inneren auf den Korridor hinausging. »Diese beiden machen mich noch verrückt«, sagte er. »Es ist, als wären sie Sandkastenfreunde.«
»Mal abgesehen davon, wie kommt ihr mit Gilchrist zurecht?«
»Ich mag es nicht, dass er an deinem Schreibtisch sitzt.«
»Dann biete ihm doch einen Tausch an.«
»Meinen kriegt er nicht.«
»So kommen wir nicht weiter. War McEwan schon da?« »Der spricht nicht mit mir.«
»Wir haben ihm aber auch ziemlich viel Scheiße auf den Teller geladen«, räumte Fox ein.
»Und ihm nicht einmal ein Lätzchen umgebunden«, fügte Kaye hinzu. »Wird dein Verhör heute Nachmittag von einer Frau namens Stoddart durchgeführt?«
»Irgendwelche Tipps für den Umgang mit ihr?«
»Asbesthandschuhe, Malcolm.«
»Super, danke.« Fox überlegte einen Moment. »Kannst du mir Naysmith geben?«
Weitere Kostenlose Bücher