Ein reines Gewissen
während Dearborn hörbar ausatmete. Kaye hatte das Tablett zu einem der Tische getragen, nachdem er noch zwei Schokoriegel daraufgelegt hatte. Einen davon wickelte er bereits aus.
»Gibt es sonst noch was?«, fragte Fox in das Telefon hinein. »Irgendwas Neues von Charlie Brogan?«
»Jetzt machen Sie aber mal halblang«, murmelte Dearborn, bevor er auflegte. Fox rief ihn umgehend zurück.
»Noch eins«, sagte er warnend. »Es kann sein, dass die Innere aus Grampian kommt und herumschnüffelt. Am besten erzählen Sie denen nicht, dass wir zusammen gefrühstückt haben.«
»Sie bringen nichts als Ärger, Fox.«
»Ist mir nicht neu.« Fox schaffte es, vor Dearborn aufzulegen, ging dann zu Kaye an den Tisch und ließ sich ihm gegenüber nieder. Er versuchte herauszufinden, ob er Tee oder Kaffee bekommen hatte; Aussehen und Aroma der Flüssigkeit verrieten jedenfalls nicht viel.
Kaye hatte aufgehört zu kauen und starrte an Malcolm vorbei zur Tür. Als Fox sich umdrehte, sah er, warum. Gerade hatten Mason und Wilson die Kantine betreten.
»Scheiße!«, entfuhr es Kaye durch einen Bissen Schokolade hindurch. Fox dagegen winkte die beiden Männer her. Sie schienen einen Augenblick darüber zu diskutieren, bevor sie den Kopf schüttelten und sich an den Tisch setzten, der am weitesten von Fox entfernt war. Jeder von ihnen hatte sich eine Flasche stilles Wasser und ein Stück Obst gekauft.
»Das erzählen sie garantiert Stoddart«, bemerkte Kaye.
»Niemand hat uns verboten, uns zu treffen, Tony. Du sagst einfach, du wärst schon hier gewesen, stellst das Ganze als zufällige Begegnung dar.«
»Das wird sie mir nicht abnehmen.«
»Wird sie aber müssen, so wie wir es an ihrer Stelle auch müssten.«
»Ich lande bald neben dir auf der Ersatzbank.«
»Du hast nichts Falsches getan, Tony.«
»Aber ich bin wie du, Foxy: schuldig bis zum Beweis des Gegenteils. Und das alles, weil jemand uns hasst.«
»Möchtest du den?« Fox bot Kaye den zweiten Schokoriegel an. Kaye nahm ihn und steckte ihn sich in die Tasche. »Jetzt sag mir aber noch eins: Was zum Teufel trinken wir da eigentlich?«
Kaye starrte auf seinen Becher. »Ich dachte, es wäre Tee.«
»Sicher bist du aber nicht?«
»Vielleicht habe ich auch Kaffee verlangt ...«
Nachdem Fox Frank am Empfangstresen seinen Ausweis zurückgegeben hatte, verließ er das Gebäude. Draußen auf dem Parkplatz ging er an seinem Auto vorbei noch ein Stück weiter. In der hintersten Ecke des Geländes, gleich neben den Sportplätzen, gab es eigens für Besucher gekennzeichnete Parkbuchten, und dort fand er, Seite an Seite, den schwarzen Astra und den grünen Ka. Die Aufkleber auf ihren Heckscheiben verrieten, dass sie bei Autohändlern in Aberdeen gekauft worden waren. In der Metalliclackierung des Ka entdeckte Fox eine frisch aussehende Schramme, von der er inbrünstig hoffte, dass der hiesige Verkehr dafür verantwortlich war.
Er ging zu seinem Volvo, fuhr vom Parkplatz und kroch die lange, steile Schleife zurück in die Stadt hinauf, bis er zur Queen Street kam. Dort hatte ein Auktionshaus seinen Hauptsitz, und Fox meinte sich zu erinnern, dass es auf Gemälde spezialisiert war. Er fand mühelos einen Parkplatz; entweder die Leute mussten ihr Geld zusammenhalten oder sie mieden wegen der Straßenbahnbaustellen die Innenstadt. Nachdem Fox eine Pfundmünze in die Parkuhr gesteckt und den Parkschein an der Windschutzscheibe befestigt hatte, betrat er das Auktionsgebäude. Im Hauptempfangsbereich befand sich eine lange Theke mit zwei Fenstern am Ende, die Ähnlichkeit mit den Kassenschaltern in einer Bank hatten. An einem dieser Schalter stand ein Kunde und schrieb einen Scheck aus.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte die Frau hinter der Theke.
»Ich hoffe«, antwortete Fox. »Ich bin Polizeibeamter.« Anstelle eines Dienstausweises hielt er ihr eine seiner gedruckten Visitenkarten hin, die er seit ungefähr drei Jahren nicht mehr benutzte. »Ich habe ein Problem, bei dessen Lösung mir hoffentlich einer Ihrer Experten behilflich sein kann.«
Nachdem die Frau seine Karte eingehend studiert hatte, bat sie ihn zu warten; sie werde jemanden holen. Der Mann, der dann kam, war jünger, als Fox erwartet hatte. Er trug ein Nadelstreifenhemd mit hellgelber Krawatte, schüttelte ihm energisch die Hand und stellte sich als Alfie Rennison vor. Seine Sprache war die eines gebildeten Schotten. Auch er nahm erfreut eine von Fox'Visitenkarten entgegen.
»Was genau kann ich für Sie
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