Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music
könnte mir nicht gleichgültiger sein. Die Moskauer Staatsanwaltschaft ist einen Mückenschiss breit davon entfernt, ihn wegen weiß der Geier was unter Anklage zu stellen – Betrug und Täuschung und Bestechung …«
»Er scheint dem ziemlich gelassen entgegenzusehen. Liegt’s vielleicht daran, dass er auszuwandern gedenkt?«
»Warten wir’s ab. Aber nach dem, was man so hört, scheint der Grund seines Aufenthalts hier völlig legal zu sein.«
»Selbst mit Cafferty im Schlepptau?«
»Das Problem mit Gangstern, John, ist, dass neunzig Prozent von dem, was sie tun, hundert Prozent koscher ist.«
Rebus dachte einen Augenblick nach, und das Wort Überwelt hallte in seinem Kopf. »Wenn’s also nicht Andropow ist, hinter dem Sie her sind …«
»Wir haben Ihren Freund Cafferty im Visier, John, und diesmal ist er fällig. Dass Ihr Name auf dem Radar aufgeblinkt ist, liegt an all den Zusammenstößen, die Sie im Lauf der Jahre mit ihm gehabt haben. Aber er gehört uns, John. Sechs von uns haben die letzten sieben Monate wie die Blöden an der Sache geackert. Wir haben angezapfte Leitungen und Wirtschaftsprüfer und noch eine Menge mehr, und wenn’s nach uns geht, sitzt er in Kürze im Knast, und seine übel verdienten Gewinne gehen ans Schatzamt.« Stone sah selbstzufrieden aus, aber seine Augen waren kalte blanke Murmeln. »Das Einzige, was die Sache noch vermasseln könnte, wäre, dass uns ein Fanatiker mit einer unausgegorenen Theorie und einem langjährigen persönlichen Hass in die Quere kommt.« Stone schüttelte langsam den Kopf. »Das kann ich nicht zulassen, John.«
»Mit anderen Worten: Ich soll mich aus der Sache raushalten.«
»Wenn ich Ihnen das sagte«, fuhr Stone ruhig fort, »würden Sie vermutlich aus reinem Trotz genau das Gegenteil tun.« Im Saab kämpfte Prosser mit der Türverkleidung, und sein Kopf war auf Tauchstation gegangen.
»Womit wollen Sie Cafferty drankriegen?«
»Vielleicht Drogen, vielleicht Geldwäsche … Steuerhinterziehung ist immer gut. Er bildet sich ein, wir wüssten nichts von seinen verschiedenen Auslandskonten …«
»Die Wirtschaftsprüfer, von denen Sie sprachen?«
»Die sind so gut, dass sie anonym bleiben müssen – sonst wär längst ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt.«
»Kann ich mir vorstellen.« Rebus dachte kurz nach. »Irgendeine Verbindung zwischen Cafferty und Andropow einer- und Alexander Todorow andererseits?«
»Nur, dass Andropow ihn von Moskau her kannte.«
»Er kannte Todorow?«
»Von früher her … selbe Schule oder Uni oder so.«
»Dann wissen Sie also doch einiges über Andropow. Sagen Sie mir, was hat er mit Cafferty zu schaffen? Ich meine, er spielt doch in einer ganz anderen Liga.«
»Sie müssten sich selbst hören, John … bald sechzig und so munter wie ein junger Hund.« Stone lachte wieder, aber diesmal klang es echt. »Sie wollen Cafferty hinter Gittern sehen – so viel ist klar. Aber die beste Chance, Ihnen dieses kleine Abschiedsgeschenk zu machen, haben wir, wenn Sie die Sache uns überlassen. Cafferty wird nicht ins Gefängnis wandern, weil Sie ihn so eifrig beschattet haben. Was ihm das Genick brechen wird, ist eine Papierspur: Mantelgesellschaften, Umsatzsteuerhinterziehung, Banken in Bermuda und Litauen, Bestechungs- und Schmiergelder und frisierte Bilanzen.«
»Deswegen beschatten Sie ihn also?«
»Wir haben ein Telefonat Caffertys mit seinem Anwalt abgehört. Er meinte, Sie hätten ihn zur Vernehmung vorgeladen. Der Anwalt wollte eine offizielle Beschwerde einreichen, sprach von ›Schikane‹; Cafferty wollte nichts davon wissen, meinte, er fände es sogar ›ein bisschen schmeichelhaft‹. Das hat uns Sorgen gemacht, John – wir können keinen Berserker auf dem Spielfeld gebrauchen, nicht jetzt, wo wir uns auf den Angriff vorbereiten.Wir wissen, dass Sie seit längerem Caffertys Haus beobachten, wir haben Sie dabei gesehen. Aber ich wette, Sie haben uns nie bemerkt.«
»Das liegt daran, dass Sie viel, viel besser sind als ich », erwiderte Rebus.
»Sie wissen gar nicht, wie recht Sie haben …« Stone lehnte sich auf seinem Sitz zurück, was offenbar ein verabredetes Signal für Prosser war. Die Tür des Saabs öffnete sich, und der Dicke stieg aus und zog die Beifahrertür des Vectras auf.
»Wie geht’s meiner Hi-Fi-Anlage?«, fragte Rebus ihn.
»Wieder so gut wie neu.«
Rebus richtete seine Aufmerksamkeit erneut auf Stone. Der Detective reichte ihm seine Visitenkarte.
»Seien Sie so nett«, erklärte
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