Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music
den Achtzigerjahren auf mehreren Rocktours gearbeitet hatte, unter anderem mit Big Country und Deacon Blue. Einer der Musiker wurde mit den Worten zitiert, »Charlie« könne »selbst in einem Hangar den idealen Sound abmischen«. Noch früher war er Studiomusiker gewesen und hatte bei Alben von Nazareth, Frankie Miller und den Sutherland Brothers mitgespielt, was bedeutete, dass Rebus wahrscheinlich Sachen besaß, auf denen er zu hören war.
»Hätte ich’s bloß vorher gewusst«, hatte er zu sich gesagt.
Während er auf das Mediengetümmel starrte, fragte er sich, wer wohl die Information hatte durchsickern lassen, dass der Tod von Todorow und der von Riordan miteinander in Verbindung standen. War eigentlich egal; früher oder später wäre es sowieso rausgekommen. Aber das bedeutete, dass er jetzt entsprechend weniger in der Hinterhand hatte. Er war auf eine Gefälligkeit angewiesen, und es wäre ganz hilfreich gewesen, etwas zu haben, was er im Gegenzug hätte anbieten können …
Von der Zielperson allerdings nach wie vor keine Spur. Dafür war ein dienstlich aussehender Wagen vorgefahren und hatte Corbyn abgesetzt, der in seiner schicken Uniform für ein paar Fotos stehenblieb. Offiziell war er vermutlich hier, um die Moral der Truppe zu heben, doch Rebus vermutete, dass Corbyn mit Sicherheit von der Anwesenheit der Medien gewusst hatte. Nichts machte einen Chief Constable mehr an als eine hungrige Journalistenmeute. Die Typen würden ihm aus der Hand fressen. Rebus tippte Siobhans Nummer in sein Handy.
»Bonzenalarm«, warnte er sie.
»Wer und wo?«
»Corbyn höchstpersönlich, posiert momentan für die Presse. Zwei Minuten, und er steht vor Ihnen.«
»Das heißt also, Sie sind in der Nähe …«
»Keine Angst, er kann mich nicht sehen. Wie läuft’s?«
»Wir werden uns noch mal mit Nancy Sievewright unterhalten müssen.«
»Hat sie der Banker wieder belästigt?«
»Nicht dass ich wüsste.« Clarke schwieg kurz. »Also, was machen Sie so, außer uns zu überwachen, meine ich?«
»Um ehrlich zu sein, bin ich froh, dass ich nicht ins Büro kommen muss … jedenfalls solange ich mich mit Kollegen vom Schlag eines Rattenarsches Reynolds herumschlagen müsste.«
»Hören Sie auf.«
»Ich meinte allerdings, auch jung Todd reingehen zu sehen, frisch gebügelt und geschniegelt …«
»Ja.«
»Ich dachte Sie hätten ihn vielleicht fallen lassen, jetzt, wo sein Bruder mit von der Partie ist.«
»Phyl hegt die gleiche Hoffnung, aber Todd ist zurzeit damit beschäftigt, zweihundert Stunden Committee-Bänder abzuhören, die Riordan uns hinterlassen hat. Dürfte genügen, um ihn aus der Gefahrenzone zu halten.«
»Und der Chief weiß Bescheid?«
»Das ist mein Fall, nicht Ihrer.«
Rebus machte »ts-ts« und beobachtete Corbyn, wie er den Reportern ein letztes Mal zuwinkte, bevor er in der Wache verschwand. »Er ist drin«, sagte er ins Handy.
»Dann bereite ich mich am besten darauf vor, überrascht auszusehen.«
»Angenehm überrascht, Shiv. Könnte Ihnen einen Extrapluspunkt einbringen.«
»Ich werde wegen Ihrer Suspendierung mit ihm reden.«
»Haben Sie nichts Besseres zu tun?«
»Trotzdem …« Sie zog scharf die Luft ein. »Und wenn man vom Teufel spricht …« Das Telefon verstummte in Rebus’ Hand. Er klappte es zu und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad.
»Wo bleibst du, Mairie?«, murmelte er. Aber genau in dem Moment, bog Mairie Henderson um die Ecke der London Street und ging mit flottem Schritt den Platz hinauf in Richtung Polizeiwache. In der einen Hand hielt sie ein Notizbuch, in der anderen Stift und Diktaphon, und um die Schulter hing eine große schwarze Umhängetasche. Rebus drückte auf die Hupe, aber sie reagierte nicht. Er versuchte es noch einmal, mit dem gleichen Resultat, aber er wollte niemand anders auf sich aufmerksam machen. Also gab er es auf, stieg aus dem Auto und postierte sich, die Hände in den Taschen, daneben. Henderson unterhielt sich mit einem ihrer Kollegen. Dann fing sie einen Fotografen ab und redete mit ihm. Rebus erkannte ihn, Mungo irgendwas hieß er wohl. Er wusste, dass er früher mit Mairie zusammengearbeitet hatte. Eine SMS ging auf ihrem Handy ein, sie überflog sie, noch während sie mit dem Knipser sprach, und tippte dann eine Nummer ein. Das Handy am Ohr, entfernte sie sich vom Gedränge und schlenderte auf das Stück Rasen zu, das die Mitte des Gayfield Square einnahm. Darauf lagen Abfälle herum – leere Weinflaschen und
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