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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Fastfood-Verpackungen -, die sie, während sie redete, stirnrunzelnd betrachtete. Dann hob sie den Blick und entdeckte Rebus. Er lächelte. Sie redete weiter, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Als sie das Gespräch beendet hatte, machte sie einen Bogen um das Rasenstück. Rebus saß wieder im Auto; es brauchte ihn schließlich sonst niemand zu sehen. Mairie Henderson stieg auf der Beifahrerseite ein und legte die Umhängetasche auf den Schoß.
    »Was gibt’s?«, erkundigte sie sich.
    »Auch Ihnen hallo, Mairie. Was macht das Zeitungsgeschäft?«
    »Geht allmählich in die Binsen«, gestand sie. »Dank Gratiszeitungen und Internet nimmt die Zahl der Leser, die bereit sind, für ihre Nachrichten Geld auszugeben, rapide ab.«
    »Und mit ihnen die Werbeeinnahmen?«, fragte Rebus.
    »Was wiederum Sparmaßnahmen bedeutet«, seufzte sie.
    »Weniger Arbeit für Freie wie Sie?«
    »Storys gibt’s nach wie vor zur Genüge, John, es ist nur leider so, dass die Herausgeber keine Lust haben, dafür zu zahlen. Haben Sie nicht mitgekriegt, dass die Boulevardblätter neuerdings ihre Leser auffordern, Nachrichten und Fotos einzuschicken …« Sie lehnte den Kopf zurück und schloss für einen Moment die Augen. Rebus verspürte einen Hauch von Mitleid. Er kannte Mairie schon seit Jahren, hatte während dieser Zeit mit ihr immer wieder Tipps und Informationen ausgetauscht. So mutlos hatte er sie noch nie erlebt.
    »Vielleicht könnte ich Ihnen helfen«, sagte er.
    »Todorow und Riordan?«, riet sie, schlug die Augen auf und wandte sich ihm zu.
    »Genau die.«
    »Wie kommt’s, dass Sie hier draußen sind statt da drin?« Sie deutete auf die Polizeiwache.
    »Weil ich Sie um einen Gefallen bitten möchte.«
    »Im Klartext, ich soll ein bisschen für Sie buddeln?«
    »Sie kennen mich einfach zu gut, Mairie.«
    »Ich weiß lediglich, dass ich Ihnen im Lauf der Jahre eine Menge Gefallen getan habe, John, und die Bilanz scheint irgendwie nie aufzugehen.«
    »Könnte diesmal anders laufen.«
    Sie lachte müde. »Wieder einer Ihrer Standardsprüche.«
    »Also gut, dann nennen Sie es Ihr Verabschiedungsgeschenk an mich.«
    Sie sah ihn aufmerksamer an. »Ich hatte vergessen, dass Sie auf dem Weg nach draußen sind.«
    »Ich bin schon draußen. Corbyn hat mich suspendiert.«
    »Warum das?«
    »Ich hab einen Kumpel von ihm angepöbelt, Sir Michael Addison.«
    »Den Banker?« Ihre Stimmung hob sich.
    »Es besteht eine Verbindung – eine lose Verbindung – zwischen ihm und Todorow.«
    »Wie lose?«
    »Loser geht’s gar nicht.«
    »Trotzdem faszinierend.«
    »Ich wusste, dass Sie das so sehen würden.«
    »Und Sie erzählen mir die ganze Story?«
    »Ich erzähle Ihnen das, was ich kann«, stellte Rebus richtig.
    »Und was genau wollen Sie dafür?«
    »Er heißt Andropow.«
    »Das ist der russische Industrielle.«
    »Richtig.«
    »Seit kurzem mit einer Handelsdelegation in der Stadt.«
    »Die anderen sind alle schon wieder abgereist; Andropow ist geblieben.«
    »Das wusste ich nicht.« Sie schürzte die Lippen. »Also, was wollen Sie nun wissen?«
    »Wer er ist und wo er sein Geld herhat. Und auch hier besteht eine Verbindung zu Todorow.«
    »Insofern sie beide Russen sind?«
    »Ich hab gehört, dass sie sich früher kannten, in grauer Vorzeit.«
    »Und?«
    »Und an dem Abend, an dem er starb, hat Todorow in derselben Bar wie sein alter Schulfreund was getrunken.«
    Mairie Henderson stieß einen leisen, lang anhaltenden Pfiff aus. »Die Info hat sonst niemand?«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Und es gibt noch mehr davon.«
    »Wenn ich eine Story schreibe, können sich Ihre Bosse leicht ausrechnen, wer meine Quelle ist.«
    »Die Quelle ist in ein paar Tagen wieder eine Privatperson.«
    »Also nichts zu befürchten?«
    »Nichts zu befürchten.«
    Ihre Augen wurden schmaler. »Ich wette, es gibt noch jede Menge Dreck, den Sie auftischen könnten.«
    »Spar ich mir für meine Memoiren auf, Mairie.«
    Sie sah ihn wieder aufmerksam an. »Sie werden einen Ghostwriter brauchen«, erklärte sie. Es klang nicht so, als ob sie scherzte.

    Die Redaktion des Scotsman befand sich in einem modernen Gebäude am unteren Ende der Holyrood Road, gegenüber der BBC und dem Parlament. Mairie Henderson hatte ihre Stelle bei der Zeitung zwar schon vor Jahren gekündigt, aber sie war da nach wie vor ein bekanntes Gesicht und verfügte über einen eigenen Security-Ausweis.
    »Wie haben Sie sich denn den ergaunert?«, fragte Rebus, als er sich am Empfang eintrug.

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