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Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

Titel: Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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weiteres Lächeln. Ein Sicherheitsbeamter schleuste sie durch einen Metalldetektor, worauf sie Schlüssel, Handys und Münzgeld wieder einsammeln durften.
    »Erwarten Sie Ärger?«, fragte Hawes den Mann.
    »Code grün«, erklärte er feierlich.
    »Da sind wir aber erleichtert.«
    Der Lift beförderte sie in den dritten Stock, wo eine junge Frau in schwarzem Hosenanzug auf sie wartete, in der ausgestreckten Hand einen braunen A4-Umschlag. Als Hawes ihn entgegennahm, nickte die Frau einmal, drehte sich um und marschierte einen scheinbar endlosen Korridor entlang wieder in ihr Büro. Tibbet bekam nicht einmal die Chance, den Fahrstuhl zu verlassen, und als Hawes einstieg, glitt die Tür zu, und sie waren auch schon wieder auf dem Weg nach unten. Gerade mal drei Minuten nachdem sie das Gebäude betreten hatten, standen sie draußen in der Kälte und fragten sich, was gerade passiert war.
    »Das ist kein Haus«, sagte Hawes. »Das ist eine Maschine.«
    Tibbet signalisierte durch einen leisen Pfiff, dass er derselben Meinung war, und ließ den Blick über den Parkplatz schweifen.
    »Wo steht das Auto noch mal?«
    »Jenseits des Horizonts«, antwortete Hawes und marschierte los.
    Als sie wieder neben ihm im Wagen saß, riss sie den Umschlag auf und zog ein Dutzend Blätter heraus: Fotokopien von Kontoauszügen. Vorn klebte eine gelbe Haftnotiz. Die handschriftliche Mitteilung erklärte, dass Todorow, wie er bei Eröffnung des Kontos übrigens selbst angegeben habe, vermutlich noch anderweitige Mittel besaß. Eine Überweisung sei von einer Moskauer Bank getätigt worden. Unterschrieben war die Notiz mit »Stuart Janney«.
    »Also, schlecht ging’s ihm nicht«, stellte Hawes fest. »Sechs Riesen auf dem Girokonto und achtzehn auf dem Sparbuch.« Sie überprüfte die Daten der Kontobewegungen: keine nennenswerten Einzahlungen oder Abhebungen in den letzten Tagen vor seinem Tod und überhaupt nichts mehr danach. »Wer immer seine Bankcard hat mitgehen lassen, scheint sie nicht zu benutzen.«
    »Er hätte ihn ausplündern können«, bestätigte Tibbet. »Vierundzwanzigtausend … so viel zum Thema ›armer Poet‹.«
    »Dachkammern dürften heutzutage nicht mehr so in sein«, pflichtete ihm Hawes bei. Sie tippte eine Nummer in ihr Handy. Clarke meldete sich, und Hawes referierte ihr die wichtigsten Punkte. »Hat am Tag seines Todes hundert abgehoben.«
    »Wo?«
    »Bankautomat in der Waverley Station.« Hawes runzelte plötzlich die Stirn. »Warum ist er von einem Bahnhof aus Edinburgh weg und an einem anderen wieder angekommen?«
    »Er war mit Charles Riordan verabredet. Ich glaube, Riordan hatte einen Stamm-Inder in der Nähe.«
    »Aber danach fragen können wir ihn schlecht, was?«
    »Nicht so gut«, gab Clarke zu. Hawes hörte Stimmen im Hintergrund; trotzdem klang es bedeutend ruhiger als am Gayfield Square.
    »Wo sind Sie, Shiv?«, fragte sie.
    »Im Rathaus, wegen Überwachungsbändern.«
    »Wie lang noch, bis Sie wieder im Basislager sind?«
    »’ne Stunde vielleicht.«
    »Sie klingen untröstlich. Was Neues von unserem Lieblings-DI?«
    »Vorausgesetzt, Sie meinen damit nicht Starr, sondern Rebus, lautet die Antwort nein.«
    »Erzähl ihr von der Bank«, sagte Tibbet.
    »Ich soll Ihnen von Colin ausrichten, dass wir unseren Besuch bei der First Albannach sehr genossen haben.«
    »Feudal, ja?«
    »Ich hab schon schlechter gewohnt; abgesehen von Wasserrutschen hatten die da alles.«
    »Haben Sie Stuart Janney gesehen?«
    »Er war in einer Besprechung. Um ehrlich zu sein, war’s eine richtige Fließbandnummer: Rein, raus und herzlichen Dank.«
    »Sie müssen ihre Aktionäre schützen. Wenn die Gewinne die zehn Milliarden erreichen, kann man keinerlei schlechte Publicity gebrauchen.«
    Hawes wandte sich zu Tibbet. »Siobhan«, sagte sie zu ihm, »meint, letztes Jahr hätten die zehn Milliarden Gewinn gemacht.«
    »So um den Dreh«, fügte Clarke hinzu.
    »So um den Dreh«, wiederholte Hawes für Tibbet.
    »Da kommt man ins Grübeln«, wiederholte Tibbet leise und schüttelte langsam den Kopf.
    Hawes starrte ihn an. Lippen zum Küssen, dachte sie. Jünger als sie und weniger erfahren. Das war Material, mit dem sich was anfangen ließ – vielleicht schon heute Abend.
    »Bis später dann«, sagte sie zu Clarke und beendete das Gespräch.

31
    Dr. Scarlett Colwell erwartete Rebus in ihrem Büro am George Square. Es lag in einem der oberen Stockwerke, hatte daher eine tolle Aussicht, die man dank des Kondenswassers, das sich

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