Ein Rest von Schuld - Rankin, I: Rest von Schuld - Exit Music

erkennt man bald, dass das wirklich stimmt. Ihre Bank hofft, mit den Russen ein paar fette Deals abzuschließen, nicht? Vielleicht haben Sie sich etwas von Ihrer kostbaren Zeit genommen, um mit ihnen in Gleneagles eine Runde Golf zu spielen und es Stuart Janney überlassen, dafür zu sorgen, dass alles glattlief …?«
    »Ich begreife wirklich nicht, was das alles mit meiner Stieftochter zu tun haben soll.«
    »Könnte ein bisschen peinlich werden, wenn sich herausstellte, dass sie etwas mit dem Mordfall Todorow zu tun hat … egal, um wie viele Ecken die Verbindung Ihrer Ansicht nach auch gehen mag. Sie führt geradewegs zu Ihnen, direkt zur Spitze der FAB. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Andropow und seine Kumpane das besonders toll finden werden.«
    Corbyn schlug mit beiden Fäusten auf den Tisch, seine Augen waren zwei glühende Kohlen. Addison zitterte am ganzen Leib, stemmte sich aus dem Sessel hoch. »Es war ein Fehler«, sagte er. »Es war falsch von mir, nicht zulassen zu wollen, dass sie verletzt wird.«
    »Michael«, fing Corbyn an, brach aber dann ab, weil er nicht wusste, womit er den Satz hätte beenden können.
    »Mir ist aufgefallen, dass Ihre Tochter Ihren Namen nicht angenommen hat, Sir«, sagte Rebus. »Das hält sie aber nicht davon ab, Sie bei Bedarf um Hilfe zu bitten, wie? Und diese hübsche Wohnung, die sie da hat, gehört der Bank, richtig?«
    Addisons Mantel und Schal hingen an einem Haken hinter der Tür, und die war sein Ziel.
    »Ein Appell an ein normalmenschliches Gefühl für Anstand, das ist alles«, fuhr der Banker fort, mehr zu sich selbst als zu sonst jemandem im Raum. Er hatte es geschafft, einen Arm in den Ärmel zu schieben, kämpfte aber noch mit dem zweiten. Doch sein Bedürfnis, schleunigst wegzukommen, war so stark, dass der Mantel noch halb an ihm herunterhing, als er den Raum verließ. Die Tür blieb offen. Corbyn und Rebus waren beide aufgestanden und starrten sich an.
    »Das ist ja ganz gut gelaufen«, meinte Rebus.
    »Sie sind ein verdammter Idiot, Rebus.«
    »Was ist aus ›John‹ geworden? Haben Sie jetzt Angst, dass er Ihnen aus reiner Gehässigkeit die Hypothekenzinsen erhöht?«
    »Er ist ein guter Mann – und ein persönlicher Freund«, spie Corbyn aus.
    »Und seine Stieftochter ist eine verlogene Kifferin.« Rebus zuckte mit den Schultern. »Wie es so schön heißt, seine Familie kann man sich nicht aussuchen. Seine Freunde allerdings schon … aber auch die Freunde der FAB scheinen ein ziemlich merkwürdiger Haufen zu sein.«
    »Die First Albannach ist verdammt noch mal eine der wenigen Erfolgsgeschichten, die dieses Land vorzuweisen hat!«, bellte Corbyn.
    »Das macht sie noch lange nicht zu den Guten.«
    »Ich darf also vermuten, dass Sie sich selbst als ›den Guten‹ betrachten?« Corbyn stieß ein raues Lachen aus. »Herrgott, Sie haben Nerven!«
    »Wäre sonst noch etwas, Sir? Vielleicht ein Nachbar, der es gern hätte, dass das CID seine ohnehin dürftigen Humanressourcen in die Aufklärung eines Gartenzwergdiebstahls investiert?«
    »Nur noch eins.« Corbyn hatte sich wieder hingesetzt. Die nächsten drei Worte kamen wie ebenso viele langsame Taktschläge. »Sie … sind … passé.«
    »Danke, dass Sie mich daran erinnern.«
    »Das ist mein Ernst. Ich weiß, dass Sie noch drei Tage bis zu Ihrer Pensionierung haben, aber bis dahin sind Sie suspendiert.«
    Rebus starrte den Mann an. »Ist das nicht ein klitzekleines bisschen kleinlich und erbärmlich, Sir?«
    »Warten Sie ab, bis Sie den Rest gehört haben.« Corbyn atmete tief durch. »Wenn ich erfahre, dass Sie auch nur einen Fuß über die Schwelle der Gayfield-Square-Wache gesetzt haben, degradiere ich jeden einzelnen Officer, der was mit Ihnen zu tun hat. Ich erwarte von Ihnen nur noch das, Rebus: dass Sie sich hier rausschleichen und Ihre verbleibenden Tage auf dem Kalender abhaken. Sie sind nicht mehr im Dienst und werden es nie wieder sein.« Er streckte die offene Hand aus. »Ihren Dienstausweis, bitte.«
    »Wollen Sie sich darum prügeln?«
    »Nur wenn Sie bereit sind, dafür in die Arrestzelle zu wandern. Ich glaube, wir könnten Sie ohne allzu viele Probleme drei Tage lang festhalten.« Die Hand zuckte auffordernd. »Mir fallen auf Anhieb wenigstens drei meiner Vorgänger im Amt ein, die sonst was dafür gäben, in diesem Moment hier sein zu können«, schnaubte Corbyn.
    »Mir auch, Sir«, pflichtete Rebus ihm bei. »Wir würden ein Barbershop-Quartett auf die Beine stellen und über den