Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
»Scheiße.«
»Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll. Ich habe Angst, mein Großvater könnte irgendwo in einen Graben gefahren sein. Ich schätze, ich sollte den Sheriff anrufen.«
»Damit würde ich noch ein wenig warten«, meinte er. Kate hörte ein dumpfes Poltern und mehrere gedämpfte Flüche, ehe seine Stimme wieder an ihr Ohr drang. »Tut mir leid, ich habe das Telefon fallen lassen, als ich meine Hose zuknöpfen wollte. Ich hole dich auf dem Weg zu meiner Mutter ab.«
»Du glaubst also, sie sind zusammen?«
»Ja, da beide nicht da sind, liegt die Vermutung nahe.« Kate legte auf und griff nach ihrer Jacke. Sie wünschte, es gäbe jemanden außer Rob, den sie hätte anrufen können. Unwillkürlich flammte die Erinnerung an jenen bewussten Abend auf, und sie stieß ein gequältes Stöhnen aus. Sie konnte nicht fassen, dass sie in dieser Stellung mit ihm geschlafen hatte. Es war nicht einfach für ein Mädchen, seine Würde zu bewahren, wenn es mit in die Luft gerecktem Hinterteil auf dem Boden kauerte, doch aus irgendeinem Grund war ihr an diesem Abend der Gedanke an ihre Würde nicht in den Sinn gekommen. Während sie noch das herrliche Gefühl nach dem Sex genossen hatte, war er bereits im Waschraum gewesen und hatte seine Flucht geplant. Sowie das Kondom abgestreift gewesen war, hatte er den Laden verlassen, so schnell ihn seine Füße trugen.
Bei der Party im Gemeindezentrum hatte er sich zwar bei ihr entschuldigt. Vielleicht tat es ihm tatsächlich leid, aber Kate vermutete, dass er in erster Linie bedauerte, dass sie nicht mehr mit ihm schlafen würde. Ja, sie wusste, dass sich das zynisch anhörte.
Na und? Sie würde jedenfalls nicht zulassen, dass er ihr noch einmal wehtat.
Sie trat ans Fenster und hielt Ausschau nach Rob. Die schmale Mondsichel warf ein fahles Licht auf die Wildnis um sie herum. Sie schob den Gedanken an ihre Begegnung mit Rob beiseite und dachte darüber nach, was wohl mit ihrem Großvater passiert war. Wenn er tatsächlich irgendwo im Graben festsaß, würde er jetzt kaum mehr die Hand vor Augen sehen.
Eine Viertelstunde später lenkte Rob seinen Hummer in die Einfahrt. Kate schlüpfte in die Ärmel ihrer Jacke und stand neben der Beifahrertür, noch bevor er die Gangschaltung in die Parkposition gebracht hatte.
»Gleich nachdem du angerufen hattest, habe ich es noch einmal bei meiner Mutter versucht«, erklärte er, als sie einstieg und die Tür zuschlug. »Es hat niemand abgenommen.« Er sah nach hinten, während er den Wagen rückwärts aus der Einfahrt fuhr. Die blaue Beleuchtung des Armaturenbretts erhellte eine Hälfte seines Gesichts und drang durch sein Haar, das zerzaust und unerträglich sexy aussah.
Sie ärgerte sich über sich selbst, weil es ihr nicht einmal in dieser heiklen Situation entging. Insbesondere da sie ihn doch für einen Mistkerl hielt. »Steckt deine Mutter jemals das Telefon aus?«, fragte sie.
Er blieb mitten auf der Straße stehen und sah sie an, während er den Hebel der Automatikschaltung nach vorn legte. »Nein. Zumindest hat sie es bisher noch nie getan.«
Er schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln, auch wenn es seine Wirkung verfehlte. »Wahrscheinlich sind sie weggegangen, um sich irgendwo im Mondenschein ihre Gedichte vorzulesen, und haben die Zeit vergessen.«
»Glaubst du das ernsthaft?«
Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Straße und trat
aufs Gaspedal. »Soll ich ehrlich sein? Nein, aber ich dachte, du glaubst es vielleicht und machst dir keine ganz so großen Sorgen mehr.«
Sie würde auf keinen Fall zulassen, dass er sie mit seinem Charme um den Finger wickelte. »Machst du dir denn überhaupt keine Sorgen?«
»Würde ich das nicht tun, wäre ich wohl kaum um …«, erwiderte er, ehe er innehielt und auf die Digitalanzeige des Navigations systems sah, »um 0.52 Uhr auf der Straße unterwegs. Ich hatte gerade eine halbe Stunde geschlafen, als du angerufen hast.«
Sie wandte sich ab und sah aus dem Beifahrerfenster, als sie an der Tankstelle und am Gerichtsgebäude vorbeikamen. Was hatte Rob wohl so lange wach gehalten? Die unwillkommene Erinnerung an ihn, wie er mit Rose das Gemeindezentrum verließ, schob sich in ihr Bewusstsein. Erst gestern hatte sie ihn gesehen, wie er mit Dixie Howe vor dem Laden geplaudert hatte. Die Frau hatte ihn sogar umarmt, ehe sie gegangen war, und Kate fragte sich, ob er mit ihr oder der anderen bis Mitternacht zusammen gewesen war. Wahrscheinlich mit beiden, wenn man seine Vergangenheit
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