Ein Rezept für die Liebe: Roman (German Edition)
ihren Schultern und das eng anliegende schwarze Shirt bis hinunter zu ihren schwarzen Hosen. Nein, er hatte sie nicht vergessen. Er hatte ihr vom weichen Licht der Duchin Lounge erhelltes Gesicht noch vor sich gesehen, nachdem er die Bar längst verlassen hatte. In dieser Nacht hatte er von weichem, rotem Haar und Augen in der reichen Farbe der Erde geträumt. Von langen Beinen und Armen, die sich um seinen Körper schlangen, von Sex so intensiv und real, dass er um ein Haar im Schlaf zum Höhepunkt gekommen wäre. Das war ihm schon lange nicht mehr
passiert. So etwas vergaß ein Mann nicht so schnell. Zumindest nicht sofort.
»Ich brauche ihre Hilfe eigentlich nicht«, erklärte Stanley, »aber es ist trotzdem nett, sie um mich zu haben.«
Rob richtete den Blick wieder auf den Ladenbesitzer. Er war sich nicht sicher, glaubte jedoch ein Leuchten in den Augen des alten Mannes zu erkennen, als er von seiner Enkeltochter sprach. Ein Leuchten, das ihm bisher noch nie an ihm aufgefallen war. Er mochte Stanley Caldwell und respektierte ihn. »Wohnt sie bei dir?«
»Ja. Sie verwöhnt mich nach Strich und Faden, aber ich versuche, mich nicht allzu sehr daran zu gewöhnen. Sie kann nicht für immer bei mir bleiben, sondern muss irgendwann wieder ihr eigenes Leben führen.«
Rob nahm einen Apfel und ging zum Tresen. »Wo wohnt sie normalerweise?«, erkundigte er sich. Er lebte lange genug in Gospel, um zu wissen, dass nicht viel notwendig war, um die Lebensgeschichte eines anderen Menschen erzählt zu bekommen, ob man sie nun hören wollte oder nicht. Und in diesem bestimmten Fall konnte er eine gewisse Neugier nicht leugnen.
»Katie kommt aus Las Vegas«, antwortete Stanley, trat hinter die Kasse und tippte den Preis für die Milch, die Riegel und den Apfel ein.
Als Rob seine Geldbörse aus der Gesäßtasche zog, fragte er sich, ob Kate wohl als Tänzerin in einem dieser Casinos arbeitete. Groß genug war sie jedenfalls. Und die geeigneten Brüste für diese winzigen Kostüme hatte sie zweifellos auch. In seinen wilden Zeiten wäre sie genau der Typ Frau gewesen, auf den er flog. Groß. Gut gebaut. Willig.
»Sie arbeitet als Privatdetektivin«, fügte Stanley hinzu, während er die Müsliriegel in eine Plastiktüte gab.
Diese Neuigkeit überraschte ihn. Beinahe so sehr wie der Augenblick,
als er sich umgedreht und sie nur wenige Meter vor sich hatte stehen sehen, mit einer Miene, die beinahe dieselbe Verblüffung verriet wie seine eigene.
Er reichte Stanley eine Zehndollarnote. »Sie sieht nicht aus wie die Privatdetektive, die ich bisher kennen gelernt habe«, meinte er, und er war schon einigen begegnet.
»Das ist ja ihr Erfolgsgeheimnis«, gab Stanley stolz zurück. »Frauen reden mit ihr, weil sie eine von ihnen ist, und Männer, weil sie einer schönen Frau nicht widerstehen können.«
Rob gelang es schon seit einiger Zeit ziemlich gut, Frauen zu widerstehen. Schönen und auch weniger schönen. Es war nicht einfach, aber er nahm an, dass er das Schlimmste hinter sich hatte. Vor allem diese ständige Sehnsucht – bis eine gewisse Rothaarige sich ihm an den Hals geworfen und ihm ein eindeutiges Angebot gemacht hatte. Kate Hamilton einen Korb zu geben war zweifellos eines der schwierigsten Dinge gewesen, die er seit langem hatte tun müssen.
Er nahm die Quittung und schob seine Geldbörse in die Hosentasche.
»Hier ist dein Schlüssel«, sagte Stanley und schloss die Kassenschublade. »Ein paar Päckchen von UPS wurden geliefert, während du weg warst. Und gestern habe ich die Post vom Fußboden aufgehoben.«
»Das wäre doch nicht nötig gewesen«, meinte Rob, nahm den Schlüssel und tat ihn zu den anderen am Schlüsselring. Vor seiner Abreise hatte Stanley angeboten, Pakete für ihn anzunehmen. »Aber natürlich bin ich dir sehr dankbar dafür. Als Dank habe ich dir auch etwas mitgebracht.« Er öffnete die Innentasche seines Anoraks und holte einen Fliegenköder heraus. »Das ist eine Goldkopf-Nymphe, die ich kurz vor meiner Abreise angefertigt habe. Denen kann keine Regenbogenforelle widerstehen«, erklärte er.
Stanley nahm sie und hielt sie ins Licht, während sich ein Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete. »Sie ist eine echte Schönheit, aber du weißt ja, dass ich nicht Fliegenfischen gehe.«
»Noch nicht«, meinte Rob und griff nach der Tüte mit seinen Einkäufen. »Aber ich habe vor, dich dazu zu bekehren.« Er ging zur Tür. »Bis bald, Stanley.«
»Bis bald. Und richte deiner Mutter
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