Ein Ring aus Asche
sagte sie weich. »D och es ist noch länger, wenn man sich so hoffnungslos und jämmerlich fühlt.«
Kapitel 26
Clio
» NEIN .«
Thais wandte sich nach mir um. »W as denn?«
»N ein«, sagte ich erneut und verschränkte die Arme vor der Brust. »D u wirst auf keinen Fall mit so was an auf ein verfluchtes Date gehen. Ich meine, heilige Mutter, was ist denn bloß mit dir los?«
Wieder betrachtete sich Thais in dem bodenlangen Spiegel. »W arum kann ich das nicht anziehen?«
»W eil du aussiehst wie eine Pfadfinderin beim Kekseverkaufen.« Angewidert schüttelte ich den Kopf. Von wegen genau gleich. Ganz offensichtlich war ich diejenige von uns beiden, die den gesamten Sinn für Mode abbekommen hatte.
»J a, und was soll ich dann nehmen?«, fragte Thais irritiert, doch ich lief bereits zu meinem Schrank. Heute Abend hatte sie ein waschechtes Date mit Kevin LaTour, und ich wollte verflucht sein, wenn ich nicht alles in meiner Macht Stehende tat, damit es zwischen den beiden funkte. In Anbetracht der Tatsache, dass wir uns so ähnlich sahen, war es der reinste Albtraum, mich selbst in einem derart schlichten weißen T-Shirt und einem knielangen Jeansrock zu sehen. Und das für ein Date.
Zum Glück war mein Schrank randvoll mit Klamotten, in denen Thais so sexy aussehen würde wie ich. Sie folgte mir in mein Zimmer und setzte sich aufs Bett. Ich warf ihr einen prüfenden Blick zu, während ich die verschiedenen Möglichkeiten erwog. Wir hatten die ganze Woche Wäsche gewaschen, manchmal zwei-, dreimal hintereinander, um den Geruch nach Rauch aus den Kleidern zu bekommen. »W ir wollen, dass du sexy und zugänglich aussiehst, aber nicht billig«, sagte ich, während ich eine romantische Bluse aus dünner, knittriger Baumwolle hochhielt, die man bis über die Schultern ziehen konnte. Ich drückte sie mir ans Gesicht und atmete ein. Nichts als der Duft von Waschmittel.
»N a prima«, sagte Thais trocken.
Ich sah sie an. »B ist du nervös?«
»I ch weiß nicht. Nicht so richtig, glaube ich. Kevin ist sehr nett.« Sie klang nicht über-enthusiastisch und ich spürte ein Engegefühl in der Brust. Je mehr sie Kevin mochte, desto weniger würde Luc ihr bedeuten. Es war nicht so, dass ich den Bastard für mich selbst wollte, doch eine fiese Stimme in meinem Inneren flüsterte mir zu, dass Thais sich einfach nicht mehr um ihn scheren sollte, denn dann wäre es so, als würde er ein bisschen mehr mir gehören. Eine hässliche Stimme, zugegeben, aber sie war da.
Ich warf die Bluse aufs Bett. »Z ieh das an.«
»U nd wieso ist das jetzt besser als das, was ich trage?«, fragte Thais, während sie aus ihrem T-Shirt schlüpfte.
»E rstens ist die Bluse mit den Stickereien schlicht hübscher und sieht mädchenhafter aus als dein Hafenarbeiter-Shirt, und zweitens wirkt der Gummizug obenrum so, als könnten die Jungs das Teil einfach runterziehen.«
Thais erstarrte. »H aaaallooo?!«
Ich zuckte die Achseln. »D u musst sie ja nicht lassen. Aber zumindest haben sie das Bild im Kopf.«
»U nd warum sollte ich das wollen?«
Ich schüttelte seufzend den Kopf und fand dann einen schwarzen Minirock, der zu der Bluse ganz hervorragend aussehen würde. »Z ieh’s einfach an und hör auf deinen Master.«
Thais hielt den Rock in die Höhe. Er reichte ihr gerade mal bis zur Mitte des Oberschenkels. »U nd wie soll ich mich damit hinsetzen?«
»L ass ihn hochrutschen.« Also ehrlich, das Mädel war ein hoffnungsloser Fall.
»U nd wenn mir was runterfällt, wie hebe ich das auf?«
»S o.« Ich beugte die Knie, ging in die Hocke und erhob mich dann wieder. Oder du lässt es ihn aufheben.«
Sie warf mir einen maliziösen Blick zu und streifte sich den Minirock über. Ich tauschte ihre schlichten Kreolen gegen ein Paar Hängerchen aus, die ihr fast bis auf die Schultern fielen.
»D ein Haar ist okay, aber wir haben wunderschöne Augen«, sagte ich, während ich ihr Gesicht betrachtete. »D u solltest mehr damit anstellen. Und deine Haut ist ein bisschen pink, das müssen wir mattieren.«
Als Kevin zehn Minuten später klingelte, war Thais fertig. Sie sah großartig aus und viel mehr nach mir.
Nan und ich hielten uns im Hintergrund, als Thais die Tür öffnete. Ich sah Kevin im Eingang stehen. Thais hatte recht, er war tatsächlich attraktiv.
»W ow!«, hörte ich Kevin sagen, und dann: »Ä hm, ich meine, du siehst wirklich… toll aus.«
Thais lachte, winkte uns zum Abschied zu und schloss die Tür hinter sich.
»W
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