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Ein Ring aus Asche

Ein Ring aus Asche

Titel: Ein Ring aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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olltest du, dass sie ihn dir vorstellt?«, fragte ich Nan.
    »D as kann sie später immer noch«, erwiderte sie, während sie ins Arbeitszimmer lief. »E r sieht nett aus.«
    »U nd er ist kein Hexer«, sagte ich und folgte ihr. »N ach Luc ist jeder andere ein Klacks.« Kaum waren mir die Worte über die Lippen gekommen, zuckte ich zusammen. Mist. Ich hatte mich so angestrengt, Lucs Namen weder Racey noch Thais noch Nan gegenüber zu erwähnen. Die ganze Zeit hatte ich heruntergespielt, wie ich mich fühlte, wie todunglücklich und erschüttert ich war. Ich wollte nicht, dass irgendjemand Bescheid wusste. Es war schon schlimm genug, es selbst zu wissen.
    Doch natürlich hatte Nan mit ihrem rasiermesserscharfen Verstand meine Bemerkung aufgefangen. Sie drehte sich zu mir um.
    »W as willst du mir zu Luc sagen?«, fragte sie behutsam.
    »N ichts.« Und ganz bestimmt wollte ich ihr auch nicht sagen, dass Richard mich gestern Abend geküsst hatte. Ich versuchte noch immer, die Erinnerung daran zu verdrängen. Morgen würde ich die beiden auf dem Récolte-Fest treffen. Super Sache.
    Ich ging zum Schrank und holte unsere vier Pokale hervor. Wir hatten an einem Spähzauber arbeiten wollen, da Thais heute Abend ausging und ich, die bemitleidenswerte Clio, kein Date mit einem normalen Jungen unter zweihundertfünfzig Jahren zustande gebracht hatte.
    Mit einer Handvoll Sand, der ihr durch die Finger rieselte, begann Nan einen Kreis auf den Boden zu zeichnen. Kreidekreise konnten für alle erdenklichen Zwecke eingesetzt werden. Kreise, die mit Salz gezogen wurden, hatten eine schützende, reinigende Wirkung. Überhaupt konnten Kreise mit quasi allem gemacht werden: Muscheln, Steinen, Edelsteinen, Blättern, Seidenfasern… was auch immer. Unser heutiger Sandkreis hatte machtvolle, schützende Eigenschaften, denn alle seine Bestandteile– Quarz, Kalk (in Form von zermahlenen, kalkhaltigen Muscheln), Feldspat, Glimmer und Magnetit– verfügten über Schutzkräfte.
    Ich stellte die vier Pokale auf, zündete ein wenig Weihrauch, eine Kerze und dann noch eine blaue Kerze an, die sich in der Mitte des Kreises befand. Nan und ich setzten uns einander gegenüber auf den Boden. Es war nicht mehr so wie früher, bevor ich erfahren hatte, dass sie mich belogen und meinen Vater von mir ferngehalten hatte. Noch vor einem Monat hatte ich ihr vollkommen vertraut, mein Leben ohne Weiteres in ihre Hände gelegt. Jetzt wusste ich, dass ich das nicht mehr tun konnte. Ich fragte mich, ob dieses Wissen unsere Magie, unsere Verbindung stören würde.
    Ich blickte auf. Nan sah mich an, als wüsste sie, was ich gerade dachte. Mit einem leichten, traurigen Lächeln fasste sie mich an den Händen und schloss die Augen.
    Irgendwann begann sie zu singen, und als ich mich bereit fühlte, stimmte ich mit meinem Lied ein. Jede von uns betrachtete die Kerze, die zwischen uns leuchtete, und bald schon war ich ein Teil von ihr. Ich blickte auf den unteren, fast durchsichtigen, bläulich gefärbten Teil der Flamme, der über dem Docht zu schweben schien, und dann auf die orangefarbene Parabel, die sich darüber erhob und stetig brannte. Und ganz oben die weißgelbe Spitze, die hin und her schwankte, wellenförmig, brennend, wie das Leben selbst. Der Geist des Feuers wurde größer als die Kerzenflamme selbst. Es war, als wäre ein kleiner Funke eines lodernden Inferno hier in unserer Mitte gelandet. Ich konnte seinen Appetit fühlen, seine Begierde, zu verzehren. Das Feuer schien so rein, so erhaben über alle Gesetze von Gut und Böse. Es war ganz einfach es selbst, ohne Stolz und ohne Reue.
    Ich wollte Feuer sein.
    Während ich es träumerisch betrachtete, entstand vor mir das Bild eines Lagerfeuers. Ein eiserner Topf mit kochendem Wasser stand auf einem Auflagebock. Ich blickte mich um und sah ein Dorf. Eine enge Straße, die über und über mit Austernschalen bedeckt war, schlängelte sich durch eine unregelmäßige Reihe Holzhäuser. Es sah aus wie auf einem Filmset. Neugierig lief ich die Straße entlang. Ein Schwein lief quiekend an mir vorbei, dicht gefolgt von zwei Jungen mit Stöcken. Frei laufende Hühner pickten am Straßenrand im Dreck. Es roch nach verbranntem Holz.
    Ein kleineres Häuschen stand etwas abseits. Es war gelb gestrichen und im Hof blühten Blumen und Kräuter. Ich hatte das Gefühl, das Haus zu kennen, und lief darauf zu. Die Eingangstür stand offen. Eine Katze kam herausgerannt, hinter ihr eine Frau mit hellbraunem, fast blondem

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