Ein Ring von Tiffany - Roman
Augen und sah zu Leigh hin, die mit
versteinerter Miene dasaß, die klunkerfreie Hand unter den Schenkel geklemmt. Adriana fühlte sich mies; Emmy wusste anscheinend noch nicht, dass Leigh am Abend zuvor Russell den Ring zurückgegeben hatte.
»Gut, oder? Hab ich mir gerade ausgedacht - und gleich in den Ring geworfen... ha, ha, ha!« Emmy schüttelte sich vor Lachen über ihren Kalauer.
»Entschuldigung, ich dachte nur, weil -« Die Kellnerin hüstelte und blickte zu Boden.
Adriana fiel ihr ins Wort. »Nein, wir müssen uns entschuldigen. Wir feiern tatsächlich etwas... den dreißigsten Geburtstag von unserer Freundin hier. Und wie Sie sehen, haben wir ein bisschen damit zu kämpfen.«
»Dreißig? Echt? Sie haben sich aber gut gehalten für drei ßig!«, zirpte die Bedienung, die allerhöchstens vierundzwanzig sein konnte. »Ich hoffe bloß, dass ich in dem Alter auch noch so gut aussehe.«
Zum Glück griff Leigh ein, bevor Emmy etwas wirklich Gehässiges vom Stapel lassen konnte, und sagte: »Ja, echt super, nicht? Wir würden dann gern bestellen.«
Die Kellnerin nahm breit lächelnd ihre Bestellungen entgegen und zischte ab, hochzufrieden mit sich und ihren aufmunternden Bemerkungen.
»Blödes Weib«, zischte Emmy gedämpft. »Mögen ihre munteren Megamöpse ihr mit dreißig Rückenschmerzen bescheren.«
Adriana haute auf den Tisch. »Habt ihr gesehen, was sie jetzt schon für Hautschäden vom Sonnenbaden hat? Also bitte! Mit dreißig sieht das Mädel aus wie eine Mumie auf Urlaub. Die Möpse sind noch ihr geringstes Problem.«
»Ich weiß ja nicht, wo ihr zwei immer hinguckt, aber ich musste mir die ganze Zeit ihre Haare ansehen«, sagte Leigh.
»Ihre Haare? Was war denn mit denen verkehrt?«, fragte Emmy.
»Im Augenblick noch gar nichts, aber man sieht schon jetzt,
dass sie bald weniger werden. Ich hätte mit dreißig ja nicht gern schon eine hohe Stirn und eine Schneise in der Mitte.«
Dreifaches Gelächter.
»Ja, okay, stimmt schon... Das war vermutlich längst fällig«, sagte Emmy und knüpfte damit wieder dort an, wo die unselige Kellnerin sie unterbrochen hatte. »Es ist bloß komisch, wie sich die Dinge entwickeln, oder? Da wollte ich nichts lieber, als dass Duncan zurückkommt und mir ewige Liebe und Treue schwört und wir gemeinsam dem Sonnenuntergang entgegengehen, dass er einsieht, was für einen schrecklichen Fehler er gemacht hat, und dann passiert genau das, und ich will nichts weiter, als dass ihn ein Bus platt fährt. Ist das normal?«
»Absolut«, sagte Adriana. »Oder was meinst du, Leigh?« Adriana hatte schon vorher ein paarmal versucht, Leigh in das Gespräch mit einzubeziehen, aber die hatte nicht viel gesagt, saß nur mit einem abwesenden Lächeln da und murmelte gelegentlich »Hmmm« und »M-hm«.
»Definitiv«, antwortete Leigh und blickte zu Adriana. »Unser kleines Mädchen wird langsam erwachsen! Ich finde es ja so« - ihr Handy klingelte und schnitt ihr das Wort ab.
Sie zog es aus der Tasche, checkte die Anruferkennung und drückte das Gespräch weg. »Wieder Jesse?«, fragte Adriana.
Leigh nickte. »Man sollte meinen, er hätte die Botschaft allmählich kapiert. Seit er aus Indonesien zurück ist, habe ich ihn kein einziges Mal zurückgerufen.«
»Ja, querida ? Und wie genau lautet die Botschaft?« Natürlich konnte Adriana ihren Freundinnen gegenüber nicht ganz so unverblümt sagen, wie high sie gewesen war, als Emmy anrief und ihr von Leighs Affäre und ihrer nachfolgenden Trennung von Russell erzählte. Nicht dass sie Russell nicht hinreißend fand - jeder fand Russell hinreißend. Aber Leigh fand sie eben noch hinreißender, und sie wollte nur das Allerbeste für sie. Und jetzt also eine Affäre? Mit einem verheirateten Mann? Der dazu rein zufällig auch noch ein Genie, ein Flattergeist und in
tausenderlei Hinsicht vollkommen unpassend war? Was für ein herrlich unerwarteter Schritt in die richtige Richtung. Wenn Leigh es doch nur auch so sähe …
»Dass das, was zwischen uns passiert ist, ein Fehler war, eine einmalige Sache, die Monate zurückliegt, Herrgott noch mal, und über die wir echt nicht reden müssen. Ich verstehe einfach nicht, warum er es unbedingt schwerer machen muss, als es ist.«
Emmy lachte. »Süße, du kannst dem Typen doch nun nicht böse sein, nur weil er mitgekriegt hat, dass das alles doch ein bisschen komplizierter ist, oder? Weiß er, dass du mit Russell Schluss gemacht hast?«
Leighs Kopf fuhr hoch. »Natürlich nicht«,
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