Ein Ring von Tiffany - Roman
befangen wegen ihres Äußeren.
»Meine Güte, Em, du siehst ja super aus«, sagte er mit mehr Ernsthaftigkeit, als sie ihm zugetraut hätte.
Emmy blickte auf ihren Morgenmantel und sprach ein stummes Dankgebet, dass Duncan nicht eine halbe Stunde früher aufgekreuzt war, bevor sie sich nach der Dusche ein bisschen aufgepeppt hatte.
»Danke.«
Sein Blick glitt weiter über ihren Körper. »Nein, ich meine, echt, echt super. So toll wie noch nie. Was immer du zurzeit treibst, es bekommt dir definitiv ausgezeichnet«, sagte er ohne eine Spur von Ironie.
Ach so, du meinst, mir mit praktisch jedem attraktiven Fremden, der mir über den Weg läuft, das Hirn aus dem Kopf zu vögeln? Sexy Unterwäsche zu kaufen? Mich zu weigern, meinen Körper zu hassen, bloß weil du es getan hast? Ja, erstaunlich, aber wahr: Es läuft gut.
»Danke, Duncan«, war alles was sie herausbrachte.
Er sah sich in der Wohnung um. »Wo ist denn Otis?«, fragte er mit einem Blick auf den leeren Käfig. »Ist er endlich...«
»Ha! Schön wär’s. Obwohl es so vermutlich die zweitbeste Lösung ist.«
Duncan sah sie fragend an.
»Adriana hat ihn während meiner letzten Geschäftsreise in Pflege genommen - mit viel Knurren und Murren - und sich tagelang fürchterlich aufgeführt. Und dann, aus heiterem Himmel, als ich sie nach meiner Rückkehr anrufe, um zu sagen, dass ich ihn abholen komme, vielen, vielen Dank, dass du auf ihn aufgepasst hast, blablabla - echt jetzt, ich habe hundert Dollar für eine Flasche Wein auf den Kopf gehauen, als Dankeschön
und Entschuldigung -, da sagt sie auf einmal, er könne noch eine Weile bei ihr bleiben.«
»Bei ihr bleiben?«
»Ja! Kannst du dir das vorstellen? Sie hat gesagt, sie hätten sich angefreundet. Ich hätte Otis’ innere Werte nicht erkannt, und sie hätte ihm neue Lebensperspektiven eröffnet.«
»Was hast du darauf geantwortet?«
»Das fragst du noch? Dass sie absolut recht hat; ich habe seine inneren Werte nicht erkannt, und es stimmt, dass er und ich uns immer spinnefeind waren. Und dass ich mir, wenn sie ihn noch ›eine Weile‹ bei sich behalten will, vermutlich einen Ruck geben und zustimmen werde. Das war vor acht Wochen. Heute Morgen hab ich mit ihr telefoniert, und da wollten die zwei gerade zur ›Piepmatz-Wellness‹ - ihre Worte, nicht meine. Ich halte mich ganz still und bete, dass das Ganze kein Traum ist.«
Duncan zog seinen Mantel aus und warf ihn über einen Stuhl. Darunter trug er einen Anzug; er war also direkt von der Arbeit hergekommen. In der Hand hielt er eine schlichte braune Einkaufstüte, und Emmy fragte sich unwillkürlich, ob darin wohl ein Geburtstagsgeschenk für sie steckte.
»Da, ich hab dir was mitgebracht«, sagte er, als er ihren Blick bemerkte.
»Echt?« Ihre Stimme klang hoffnungsvoller, als ihr lieb war. Die Tüte, die er ihr reichte, enthielt offenbar etwas Schweres, und ihr erster Gedanke war, dass es sich um eine Art Bildband handeln müsse. Vielleicht einer von diesen Fotoreiseführern zu Luxushotels oder etwas über die Karibikinseln, die sie in Duncans wenigen Ferienwochen unsicher gemacht hatten.
Emmy spähte neugierig in die Tüte - die nichts weiter als eine Packung mit fünfhundert Blatt Kopierpapier enthielt.
Duncan, dem Emmys verblüffter Gesichtsausdruck nicht entging, zuckte die Achseln. »Ich hab mehr als eine Stunde in dem blöden Laden da drüben gehockt. Da musste ich schließlich irgendwas kaufen.«
»M-hm.« Er hatte also nicht an ihren Geburtstag gedacht und auch nicht zum allerersten Mal selbst etwas für sie ausgesucht. Es hätte sie weder wundern noch enttäuschen sollen, tat es aber trotzdem.
»Tja, also, äh, du fragst dich wahrscheinlich, was mich hierherführt...« Er legte eine Kunstpause ein, doch Emmy blieb mucksmäuschenstill. »Ich weiß, dass die ganze Situation mit Brianna für uns beide nicht leicht war, aber das ist ja jetzt, äh, vorbei, und ich hatte gehofft, wir könnten, äh, versuchen, das aufzuarbeiten.«
So. Jetzt war die Katze aus dem Sack. Emmy war so platt, dass sie sich an der Tischkante festhalten musste. Sie wusste kaum, wo ihr der Kopf stand. Duncan hatte soeben in einem einzigen Satz drei verschiedene, aber gleichermaßen hammermäßige Bomben losgelassen. Erstens, indem er das dramatische Ende ihrer fünfjährigen Beziehung, in der er sie mit einer ihm von Emmy vermittelten und bezahlten Fitnesstrainerin betrogen hatte, als »Situation« bezeichnete - ganz zu schweigen von dem unsäglichen
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