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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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halbe Stunde vorverlegt, weil Tobias früh weg muss«, rief die Stylistin über das Dröhnen des Föhns hinweg. »Ich komm hier schon allein zurecht. Am besten gehst du gleich rüber zur Location, zum Nachfrisieren.«
    »Bin schon unterwegs«, trällerte Gilles. Er hievte sich eine schwere Ledertasche mit seinem Handwerkszeug auf die Schulter und winkte Adriana wieder zur Tür. »Also dann, ab, Marsch zum Set.«
    Die Aufnahmen liefen bereits, als sie im Loft ankamen. Bis man sie endlich durchließ, mussten sie ihre Drehausweise erst von sage und schreibe drei Mitarbeitern aufs penibelste überprüfen lassen.
    »Der Laden hier ist ja besser bewacht als die Villa von Tom Cruise«, flüsterte Adriana.
    Gilles lächelte, aber er blieb wachsam. Er passte auf, nicht über das Gewirr aus Strippen und Kabeln zu stolpern. »Kurz bevor du mir gesimst hast, haben sie einem Postboten gesagt, dass er heute bis nach Drehschluss keine Briefe ausliefern darf.«
    In dem riesigen, klassischen New Yorker Loft mit den mehr als sechs Meter hohen Decken und den unverputzten Backsteinwänden war eine ganze Sammlung imposanter moderner Skulpturen ausgestellt. Im Wohnbereich, vor dem Kamin, hatte die Crew ein breites Himmelbett aus Messing aufgebaut. Mit der schicken Tagesdecke in modischen Braun- und Grüntönen und den dezent eleganten Nachtschränkchen sah es aus wie einem Katalog für Designermöbel entsprungen. So interessant
der Anblick auch war, noch interessanter war der Anblick der halbnackten Schauspielerin, die sich darin räkelte.
    »Ruhe am Set!«, dröhnte eine tiefe Männerstimme auf die Kulisse herunter.
    Gilles griff nach Adrianas Hand, und sie blieben wie angewurzelt stehen.
    »Film ab!«
    »Film ab!«
    »Film ist ab!«
    »Und... Action!« Adriana drehte sich neugierig um. Die letzte Anweisung kam von einem Mann, der etwas abseits saß. Er trug einen dicken Kopfhörer und starrte, konzentriert nach vorn gebeugt, wie gebannt auf einen Monitor. Die junge Frau, die neben ihm stand, machte sich eifrig Notizen auf einem Klemmbrett. Der Mann musste wohl der Regisseur sein, Gottvater persönlich. Und tatsächlich, als Adriana sich ein paar Zentimeter nach links schob, sah sie, dass auf der schwarzen Stofflehne seines Stuhls der Name TOBIAS BARON prangte. Sie hatte ihn sich um einiges älter vorgestellt: Bei seiner Filmographie hätte man jemanden von Mitte fünfzig, Mitte sechzig erwartet. Aber dieser Mann war allerhöchstens vierzig.
    Die ganze Einstellung dauerte nur zwanzig Sekunden. Die Schauspielerin, die nur mit einem offenen Oberhemd und einem weißen Baumwollslip bekleidet war, der an ihr tausendmal verführerischer aussah als so mancher String, lag im Bett und las einen Roman. Als sie sich mit der Hand über den Bauch strich und eine Seite umblätterte, dämmerte es Adriana plötzlich, dass es sich bei ihr um Angelinas Bodydouble handelte.
    »Schnitt!«, rief Tobias. Sofort steuerte Gilles zielstrebig auf die Frau im Bett zu und zerzauste ihr fachmännisch das Haar. Davon, dass sie ihm ihren Körper mit ekstatisch nach hinten gelegtem Kopf entgegenreckte, schien er nicht das Geringste mitzubekommen.
    Ein paar Minuten später hieß es wieder »Film ab!« und »Action!
« Aber genau in dem Moment, als sich ein männlicher Schauspieler mit göttlichem Oberkörper auf seine Kollegin legte, klingelte ein Handy. Adrianas Handy. Vierzig Köpfe schraubten sich zu ihr herum, während sie vollkommen cool in ihrer Tasche kramte, das Handy herausholte und ausschaltete - nachdem sie den Anrufer identifiziert hatte.
    »Und Schnitt!«, brüllte Tobias. »Was ist los, Leute? Wir sind hier doch nicht im Kasperletheater. Weg mit den Handys. Und jetzt noch mal von vorn, ab da, wo Fernando reinkommt. Keine Klappe … und Action!«
    Als die Szene schließlich zur vollen Zufriedenheit des Regisseurs im Kasten war, verkündete er eine Pause. Gilles hielt Adrianas Hand so fest umklammert, dass sich seine Fingernägel in ihre Handfläche bohrten. Ihr war klar, dass er kurz vor einem Tobsuchtsanfall stand - hysterisch war er schon immer gewesen -, aber bevor er sie nach draußen schleppen konnte, um sie nach Strich und Faden zusammenzustauchen, schnitt ihm Tobias wutentbrannt den Weg ab. Den Kopfhörer um den Hals, baute er sich mit grimmiger Miene vor ihnen auf, während die übrigen Mitglieder der Filmcrew so weit auf Sicherheitsabstand gingen, dass sie nicht ins Visier geraten, aber doch noch jedes Wort mithören konnten.
    »Wer sind Sie?«,

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