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Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
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Namensschild - ein Originalteil, nicht eines der Retromodelle, die bei Bloomingdale’s in der Abteilung für junge Herrenmode verkauft wurden -, auf dem SMITH stand, hob seinen Kaffeebecher und zwinkerte Jesse zu.
    »Morgen, Sir«, sagte Jesse und klopfte dem Mann auf den Rücken.
    »Chef«, lautete die Antwort, begleitet von einem Nicken und einem Schluck aus dem Becher.
    »Und, bleibt’s bei Montagabend?«
    Wieder ein Nicken. »Montag.«
    Jesse schritt die Frühstückstheke ab, begrüßte unterwegs jeden einzelnen Gast und nahm dann auf dem freien Stuhl neben Leigh Platz. Sie fand, dass er aus irgendeinem nicht näher zu bestimmenden Grund eine bessere Figur machte als bei ihren beiden vorhergehenden Treffen. Er war zwar immer noch nicht scharf oder gut aussehend im herkömmlichen Sinn, wirkte aber wieder schön lässig zerzaust und, so blöd das auch klang, cool . Zum Teil lag es an seiner Aufmachung - ein schmal geschnittenes, kariertes Vintage-Hemd und Levi’s, die ihm auf den Leib geschneidert zu sein schienen -, aber darüber hinaus auch einfach daran, wie er sich gab. Alles an ihm verkündete lauthals »ungezwungen«, doch im Gegensatz zu dem absichtsvollen Schmuddellook der Neunziger oder irgendwelchen kunstvoll zurechtgezupften Schlafzimmerfrisuren war Jesses Erscheinungsbild authentisch.
    Sie merkte, dass sie ihn selbstvergessen anstarrte.
    »Was gibt’s am Montag?«, fragte sie rasch; es war das Erste, das ihr in den Sinn kam.

    »Keine Lust auf die übliche Nettikette, hm?«, fragte Jesse lächelnd. »Ich auch nicht. Montag ist Pokerabend, und Smith ist als Gastgeber dran. Er wohnt in einer winzigen Schuhschachtel über dem örtlichen Schnapsladen, deshalb treffen wir uns alle am Flughafen von East Hampton - da arbeitet er als Bordmechaniker. Wir spielen im Hangar, worauf ich mich schon ziemlich freue. Es gibt gleich zweierlei zu feiern, das Ende des Sommers und das Ende der Invasion der Großen Arschlöcher - zumindest bis zum kommenden Jahr.«
    Leigh schüttelte den Kopf. Vielleicht war an all dem Klatsch und den Berichten der Boulevardpresse ja doch etwas dran, und Jesse hatte tatsächlich einen Sprung in der Schüssel. Vor ein paar Jahren war er noch auf Lesereisen durch die Weltgeschichte gejettet, hatte sich an Speisen, Outfits und Frauen der Luxusklasse delektiert und dank seines frischgebackenen literarischen Ruhms Zugang zu jeder heißen Party gehabt, und nun lebte er hier abgeschottet in einem Arbeiterviertel im Ostteil von Long Island und spielte in leer stehenden Hangars Poker mit Bordmechanikern. Das neue Buch sollte besser mal verdammt gut sein, das war alles, was Leigh dazu einfiel.
    Jesse schien Gedanken lesen zu können: »Sie wollen dringend loslegen, stimmt’s? Sagen Sie’s einfach.«
    »Ich will allerdings dringend loslegen. Ich bin nur für zwei Tage und eine Nacht hier und habe bisher noch immer nicht den leisesten Schimmer, woran Sie eigentlich arbeiten.«
    »Dann gehen wir.« Er schob der Frau hinter dem Tresen einen Zehndollarschein hin und ging vor zum Ausgang. Sobald er draußen auf dem Kies stand, zündete er sich eine Zigarette an. »Ich würde Ihnen auch eine anbieten, aber etwas sagt mir, dass Sie nicht rauchen.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, schwang er sich in seinen Jeep.
    »Fahren Sie mir hinterher. Bis zum Haus sind es nur ein paar Minuten, aber mit vielen Abzweigungen.«

    »Sollte ich nicht lieber zuerst im Hotel einchecken?«, fragte Leigh und zwirbelte eine Strähne ihres Pferdeschwanzes um den Finger. Sie hatte sich in dem Örtchen Sag Harbor eingemietet. Dessen geschichtsträchtiges American Hotel war gleicherma ßen für seine altmodische, holzverkleidete Klubatmosphäre wie für seine Mammutmartinis bekannt und berühmt.
    Jesse reckte den Kopf aus dem Fenster. »Das können Sie gern versuchen, aber ich hab auf der Fahrt hierher kurz dort nachgefragt, und da hieß es, vor drei sei an Einchecken nicht zu denken. Ich würde ja zu gern bis dahin warten, glauben Sie mir …«
    »Nein, nein, sehen wir zu, dass wir endlich anfangen. Ich werde heute Nachmittag eine Pause machen, um einzuchecken, danach setzen wir uns wieder an die Arbeit.«
    »Klingt traumhaft.« Er kurbelte das Fenster hoch und legte den Rückwärtsgang ein; die Hinterräder verschwanden in einer Staubwolke.
    Leigh sauste zu ihrem Mietwagen und folgte Jesse. Er bog links auf die Sagg Road ab und fuhr geradeaus durch den Ort, vorbei an dem Hotel, das er Leigh mit einem Winken im Rückspiegel

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