Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Ring von Tiffany - Roman

Ein Ring von Tiffany - Roman

Titel: Ein Ring von Tiffany - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger Regina Rawlinson Martina Tichy
Vom Netzwerk:
für einen tollen Hecht hält, aber letztlich bist du immer noch seine Lektorin. Du sagst, wo es langgeht, stimmt’s?«

    »Stimmt«, sagte sie mechanisch, dachte dabei aber eigentlich nur, wie sehr es sie wurmte, wenn Russell sich haargenau wie ihr Vater anhörte. Am Abend zuvor hatte Mr. Eisner ihr gegenüber exakt dieselben Worte gebraucht, mit denen er sie vermutlich nur aufbauen wollte; für Leigh aber hatte es wie eine herablassende Belehrung der ungeschickten Amateurin durch den Vollprofi geklungen.
    Russell küsste sie auf die Stirn, zog Boxershorts an und spazierte ins Bad, wo er die Dusche auf die höchste Temperatur einstellte. Dann schloss er die Tür und ging in die Küche, um sich dort, bis das Dampfbad bereit war, sein tägliches Powerfrühstück zuzubereiten: Soja-Protein-Shake, Magermilchjoghurt und Rührei aus drei Eiweiß. Ein Ritual, das Leigh über die Maßen irritierte. Wozu diese immense Wasserverschwendung? , fragte sie ihn immer wieder, woraufhin er sie lediglich daran erinnerte, dass Wasser in ihrer monatlichen Nebenkostenpauschale enthalten war und es somit keine große Rolle spielte. Es war nur eins von den Dingen an ihm, die sie in den Wahnsinn trieben. Sie hatte vollstes Verständnis dafür, dass er einmal pro Woche, wenn seine Show aufgezeichnet wurde, ein komplettes Studio-Make-up tragen musste, aber sie hasste es, ihm beim Abschminken zuzusehen. Dazu benutzte er ihren Make-up-Entferner und ihre Pads und tupfte damit penibel unter den Augen und um die Nase herum, und obwohl sie nicht genau sagen konnte, warum, widerte es sie an. Nicht so sehr, wie wenn er das Abschminken vergaß und ihre Kopfkissen mit Grundierung für Männer vollgeschmiert waren, aber trotzdem - das Ganze war einfach ekelhaft.
    Sie schalt sich für ihre Strenge und Intoleranz, holte tief Luft und entspannte ein wenig. Erst neun Uhr früh an einem sonnigen Donnerstagmorgen, und trotzdem fühlte sie sich schon jetzt, als wäre sie seit achtundvierzig Stunden auf den Beinen und hätte einen Weltkrieg hinter sich. Erschöpft, aber immer noch vor Ärger leise brodelnd, hievte Leigh sich aus dem Bett und verschwand in den Dampfkochtopf von Badezimmer.

    Sie schaffte es, in eine weiße Jeans zu schlüpfen und alles Übrige einzupacken, bevor Russell seinerseits mit Duschen fertig war, schickte ihm darum nur einen Luftkuss durch die Badezimmertür und machte sich mit ihrem kleinen Rollenkoffer eilig davon zu Hertz in der East 13th Street. Nachdem sie alle Versicherungsangebote unterschrieben hatte - Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste! -, holte sich Leigh noch einen großen geeisten Latte, stopfte sich zwei Nicorette in den Mund und schwang sich hinter das Lenkrad ihres roten Ford Focus. Die Fahrt war kürzer, als sie dachte; schon nach gut zwei Stunden hielt sie auf dem Parkplatz eines Restaurants namens Estia’s, das äußerlich einem kleinen, mit Schindeln verkleideten Cottage glich, genau wie Jesse es beschrieben hatte. Sie suchte drinnen die Toilette auf und gönnte sich einen weiteren Becher Kaffee, bevor sie Jesse anrief.
    Er meldete sich beim vierten Klingeln.
    »Jesse? Ich bin’s, Leigh. Ich bin im Estia’s.«
    »Jetzt schon? Ich hatte Sie erst heute Nachmittag erwartet.«
    Ihr Blutdruck stieg. »Hm, das verstehe ich nicht so ganz. Wir hatten doch gestern noch miteinander gesprochen, und da hatte ich Ihnen gesagt, dass ich zwischen zwölf und halb eins da sein würde.«
    Er lachte. Seine Stimme klang, als käme er frisch aus dem Bett. »Okay, aber wer ist schon jemals wirklich pünktlich? Wenn ich Mittag sage, meine ich eigentlich drei Uhr.«
    »Ach, tatsächlich?«, erwiderte sie. »Also wenn ich Mittag sage, dann meine ich auch Mittag.«
    Er lachte wieder. »Schon kapiert«, sagte er. »Ich zieh mich schnell an und komme dann gleich. Trinken Sie einen Kaffee. Versuchen Sie ein bisschen zu entspannen. Wir machen uns sofort an die Arbeit, versprochen.«
    Sie bestellte einen weiteren Kaffee und blätterte in der Modebeilage der Donnerstagszeitung, die jemand auf dem Tresen liegen gelassen hatte.

    Sie hörte ihn hereinkommen, bevor sie ihn sah - sie starrte nämlich wie gebannt auf die Zeitung und gab vor, völlig in einen Artikel über Naturbürsten aus Wildschweinborsten vertieft zu sein. Die Stammgäste rings um sie herum - alle aus der Gegend und, wie es aussah, nicht von der Schickimickibrigade - winkten und riefen Hallo. Ein besonders raubeinig wirkender alter Knacker im Blaumann mit aufgenähtem

Weitere Kostenlose Bücher