Ein Roboter namens Klunk: Roman (German Edition)

den Strahlenschutzanzug drang und seine Haut wie mit den eisigen Fingern einer Totenhand berührte. Was für eine Art, zu sterben – im Frachtraum des eigenen Schiffes zu erfrieren.
    Aus den Augenwinkeln heraus bemerkte er eine Bewegung. Er drehte sich auf die Seite und entdeckte Klunk im Schott. Der Roboter gestikulierte in seine Richtung. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Hal ihn sah, vollführte er eine kreiselnde Bewegung mit den Armen.
    »Du willst, dass ich über den Boden zu dir rolle?«, fragte Hal.
    Klunk grinste und hob beide Daumen.
    »Das wollte ich gerade tun, als du mit deiner Pantomime angefangen hast!«, rief Hal. Die Kapuze dämpfte seine Stimme. Er wand und krümmte sich, bis er seinen Körper parallel zum Schott ausgerichtet hatte. Dann begann er, sich um seine Körperachse zu drehen, wobei er sorgfältig darauf achtete, den Kopf aus dem klebrigen Gel herauszuhalten. Als er nahe genug war, packte ihn Klunk an den Händen und zog ihn durch das Schott.
    »Ich bin ja so froh, dass Sie in Sicherheit sind, Mr. Spacejock.«
    »Was ich nicht dir zu verdanken habe«, knurrte Hal. Er zog sich die Kapuze vom Kopf. »So viel zur Reinigung des Frachtraums. Was jetzt?«
    »Ich habe eine Idee.«
    »Raus damit.«
    »Wenn wir das Hecktor öffnen, könnte ich das Gel dort hinausschieben.«
    »Du hast doch gesagt, dass du dich auf dem glitschigen Zeugs nicht bewegen kannst.«
    »Richtig, aber ich kann mir aus den Resten des Strahlenschutzanzugs ein Paar rutschfeste Pantoffeln basteln.«
    »Warum ist dir das nicht eingefallen, bevor du mich da reingeschickt hast?«, fragte Hal, wobei er mit dem Daumen auf den Frachtraum deutete.
    »Weil der Anzug da noch nicht kaputt war.«
    Hal setzte zu einer bissigen Erwiderung an, verzichtete dann aber darauf und blieb einfach mit ausgestreckten Armen stehen, während Klunk ihm zuerst aus den Stiefeln und dann aus den zerfetzten Überresten des Schutzanzugs half. Als der Roboter ihn von dem letzten Fetzen befreit hatte, machte Hal sich daran, seine Stiefel wieder anzuziehen. »Verdammt!«, stieß er hervor.
    »Was?«
    Er zeigte Klunk die Sohlen. »Völlig durchgefressen. Und das war mein einziges Paar.«
    »Sie werden sich auf der Raumstation bestimmt ein Paar neue Stiefel kaufen können.«
    »Und wovon?«
    Aus einem über ihren Köpfen angebrachten Lautsprecher ertönte ein Geräusch wie von einer losschnellenden Bogensehne. »Ein Anruf«, meldete der Navcom.
    »Stell ihn durch.«
    Es rauschte und krachte aus dem Lautsprecher, dann dröhnte Jerlings Stimme auf. »Wo zur Hölle stecken Sie? Meine Leute warten darauf, Ihre Ladung zu löschen. Ich habe es eilig, Mann!«
    »Tut mir leid, Mr. Jerling. Wir hatten ein kleines Problem mit dem Antrieb. Ist fast erledigt.«
    »Was meinen Sie mit ›wir‹?«
    »Ich und Klunk«, erwiderte Hal.
    Ein oder zwei Sekunden lang rauschte der Lautsprecher nur leise vor sich hin. »Natürlich. Also, beeilen Sie sich. Wenn Sie nicht in den nächsten 20 Minuten hier andocken, kürze ich Ihnen das Honorar um die Hälfte.«
    Ein Klicken verriet, dass Jerling das Gespräch beendet hatte.
    Hal stieß Klunk an. »Ich dachte schon, er würde dir die Hölle heiß machen, weil du weggelaufen bist.«
    »Das kommt noch.«
    »Komisch, dass er nicht ein Wort über dich verloren hat.«
    »Das wird er«, prophezeite Klunk düster.
    »Mach dir deswegen keine Sorgen. Ich werde ein gutes Wort für dich einlegen.«
    Klunk sah Hal hoffnungsvoll an. »Wirklich?«
    »Sicher. Und wenn ich dann mit meiner Lobrede fertig bin, wird er so beeindruckt sein, dass er dir eine Medaille anstecken wird.«
    »Das ist wirklich sehr freundlich von Ihnen, Mr. Spacejock.«
    »Nicht der Rede wert.« Hal drückte dem Roboter die Überreste des Strahlenschutzanzugs in die Hände. »Und was die Reinigung des Hangars betrifft …«
    Klunk bewegte sich vorsichtig über den tückischen Boden, kletterte über umgestürzte Kisten hinweg und rutschte auf dem dicken Schlick herum, der das Deck wie ein nasser Schleimteppich überzog. Obwohl er nur langsam vorankam, erreichte er schließlich das Tor am Heck. Er wollte es gerade öffnen, als Hals Stimme aus den Deckenlautsprechern ertönte:
    »Bist du schon fertig?«
    »Ich habe bisher nicht einmal angefangen.«
    »Dann komm allmählich in die Gänge. Zeit ist Geld, die Leute warten. Und noch etwas, ich werde …«
    Klunk drückte die Öffnungstaste. Der Rest von Hals Worten wurde vom Pfeifen der entweichenden Luft verschluckt. Die Torflügel