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Ein Sarg für zwei

Ein Sarg für zwei

Titel: Ein Sarg für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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und
versucht, ihn dazu zu bringen, mich zu beißen!
    Ich war zu
einer beißwütigen Bestie mutiert!
    Ich kroch
auf das Bett und zog die Decke über mich. Unvermittelt überkam mich eine starke
Müdigkeit, und ich war nur noch zu einem Gedanken fähig, bevor ich in einen
tiefen Schlaf fiel.
    Die Idee,
zum Schultreffen zu gehen, um mich wieder normal zu fühlen, war wohl nicht
sonderlich clever gewesen.
    Aber he, wie
heißt es so schön: Lebe und lerne.
     

8
     
    Ich zwang
mich, die Augen einen Spalt zu öffnen, und linste auf den Digitalwecker neben
dem Bett. Es war zehn Uhr. Morgens. Ich hatte fast zwölf Stunden geschlafen und
konnte mich nicht an einen einzigen Traum erinnern, sei er nun prophetisch oder
was auch immer.
    Kein
schlechter Anfang.
    Dann fiel
mir schlagartig wieder ein, was am Abend zuvor passiert war. Ich stöhnte
ungläubig und vergrub schamerfüllt mein Gesicht in den Kissen. Ich wollte nicht
glauben, dass ich mich auf einmal in eine halsbeißende Nymphomanin verwandelt
hatte. Doch das war gestern. Heute war es vorbei. Garantiert. Ich fühlte mich
wieder viel mehr wie ich selbst. Guter Schlaf wirkt manchmal Wunder.
    »Du bist
wach«, hörte ich eine tiefe Stimme.
    Ich verzog
das Gesicht und spähte über die gestärkten weißen Laken auf den vollständig
angezogenen Thierry, der auf einem Stuhl vor dem Fernsehgerät saß. Die Vorhänge
waren zugezogen, deshalb war es dunkel im Zimmer.
    »Guten
Morgen«, krächzte ich.
    »Wie fühlst
du dich?«, erkundigte er sich.
    »Besser.«
    »Wie schön.
Wir werden sehr sorgfältig auf irgendwelche auffälligen Verhaltensweisen bei
dir achten müssen, Sarah. Und wir müssen unbedingt diese Hexe aufspüren, mit
der du gestern Abend gesprochen hast. Ich habe schon ein paar Anrufe getätigt,
um herauszufinden, wo sie sich aufhält.«
    Ich
räusperte mich. »Ich will ihr nicht mehr begegnen. Vielleicht verwandelt sie
mich das nächste Mal in eine Kröte.«
    Thierry fand
das offenbar gar nicht komisch. Sein Handy klingelte, und er zog es aus der
Jacketttasche. »Wir müssen bald aufbrechen. Ich lasse dich kurz allein, damit
du dich in Ruhe anziehen kannst.«
    Er verließ
das Motelzimmer, um den Anruf draußen entgegenzunehmen.
    Ich blieb
noch eine Minute liegen und starrte in den Deckenspiegel, der nur ein
zerwühltes Bett und eine Mulde an der Stelle, an der ich lag, zeigte. Ich zwang
mich aufzustehen, duschte, band meine Haare zu einem kurzen Pferdeschwanz, zog
mich an und stopfte meine getragenen Sachen in meine Reisetasche. Dann hockte
ich mich auf die Bettkante und versuchte, nicht ins Grübeln zu verfallen, aber
das funktionierte nicht sonderlich.
    Es ging mir
eigentlich ganz gut. Ich fühlte mich fit. Alles war in Ordnung. Je eher wir
hier wegkamen und unser normales Leben weiterführen konnten, desto besser. Ich
konnte diesen unglücklichen kleinen Ausflug für immer aus meinem Gedächtnis
streichen.
    Ich hatte
halt in zwei Hälse gebissen. Mehr war nicht passiert. Fertig. Aus.
    Stacy musste
eine seltsame Hexe sein. Was war das bloß für ein dämlicher Zauberspruch
gewesen?
    Hätte sie
mich in eine Kröte verwandelt, wäre das schlimmer gewesen.
    Mein inneres
Motivationsgespräch zeigte Wirkung, und als Thierry ins Zimmer zurückkam, war
ich bereit zum Aufbruch. Ich quälte mir sogar ein Lächeln ab.
    Er hob eine
Braue. »Wie ich sehe, geht es dir offenbar tatsächlich wieder gut. Schön.«
    »Ja.
Thierry, ich weiß, dass das, was gestern Abend geschehen ist, wirklich
sonderbar ist, und es tut mir echt leid. Ich verspreche dir, dass so etwas
nicht noch einmal vorkommt.«
    Er
betrachtete mich ein paar Sekunden. »Ich mache dir keine Vorwürfe. Du warst
nicht du selbst.«
    Das war
absolut richtig. Wäre ich ich selbst gewesen, hätte ich mich geschämt und mich
entschuldigt, anstatt ihn lüstern zu verführen. Das war absolut nicht
ich. Okay, damit will ich nicht sagen, dass ich nicht grundsätzlich gern ein
bisschen mehr von diesem Selbstbewusstsein besessen hätte, aber wenn das mit
dem unkontrollierbaren Verlangen nach Blut einherging, musste ich wohl darauf
verzichten.
    Möglicherweise
sollte ich daraus lernen, mit dem zufrieden zu sein, was ich hatte. Ich suchte
unaufhörlich nach einem Ausweg, nach einer Möglichkeit, so zu sein, wie ich
früher gewesen war, also menschlich und normal, so dass ich nie wirklich meine
Existenz als Vampirzögling geschätzt hatte, die eigentlich gar nicht so
schlecht war. Abgesehen von diesen Jägern, versteht

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