Ein Sarg für zwei
bedeutet es.«
Er setzte
sich neben mich auf die Schreibtischkante. »Nein, tut es nicht. Was in der Vergangenheit
passiert ist, ist vorbei. Du bist jetzt eine andere Person. Du bist älter und
klüger und kannst einsehen, dass du damals einen Fehler gemacht hast.«
Ich hob
erstaunt eine Braue. »Ist es nicht merkwürdig, dass du mir einen Rat gibst, den
du selbst in Bezug auf deine Vergangenheit nicht annehmen kannst?«
»Das ist
etwas anderes.«
Ich zuckte
mit den Schultern. »Mag sein, das weiß ich nicht. Und mir ist natürlich klar,
dass ich nicht mehr dieselbe Person bin wie damals. Aber ich habe immer
gedacht, ich wäre in der Schule ein nettes Mädchen gewesen, das alle mochten.
Dass ich eine Menge Freunde hatte. Klar, mir hat die Schule nicht besonders
gefallen, und ich habe meine Heimatstadt bei der ersten Gelegenheit verlassen,
die sich mir bot, aber ich habe gedacht, ich wäre eine von den Guten gewesen.
Vielleicht war ich in Wirklichkeit ja gar nicht so nett. Wenn ich Stacy
gegenüber so gemein war, zu wem war ich ebenfalls so fies? Was habe ich
womöglich sonst noch vergessen?«
»Du gehörst
zu den Guten. Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass du eine
gute Person bist, Sarah.«
»Wenn du
meinst.«
Er schenkte
mir sein sehr seltenes Lächeln. »Ja, das meine ich. Ich habe in meinem Leben
viele Leute kennengelernt, Menschen und Vampire. Von allen, die mir jemals
begegnet sind, bist du für mich die Aufrichtigste und Ungewöhnlichste.«
»Findest du
das wirklich?«
Er nickte
und nahm meine Hand. »Ganz sicher.«
Seine Hand
fühlte sich warm an. »Darfst du mich denn berühren?«
Er ließ mich
nicht los. »Ich spüre momentan überhaupt keine Dunkelheit, nur Licht.« Er
zögerte. »Außerdem wartet Butch vor der Tür. Ich habe ihn gebeten einzugreifen,
wenn etwas ... Ungewöhnliches passieren sollte.«
Ich grinste
ihn an. »Das klingt ein bisschen voyeuristisch, aber einverstanden.«
Er zog mich
mitsamt dem Stuhl näher an sich und küsste mich behutsam auf die Lippen. Dann
fuhr er mir mit den Fingern durchs Haar. »Wir haben sie immer noch nicht
gefunden, und das tut mir sehr leid, aber es wird nicht mehr lange dauern.«
»Wenn wir
sie gefunden haben, oder wenn sie mich zuerst findet, weiß ich jedenfalls, was
ich tun werde.«
»Und das
wäre?«
»Ich werde
mich bei ihr entschuldigen. Jetzt, wo ich weiß, dass ich mich wirklich
entschuldigen muss, werde ich sie um Vergebung bitten und sie hoffentlich
überzeugen können, diesen blöden Fluch aufzuheben.«
»Das ist
eine sehr weise Entscheidung.«
»Ich bin
sehr weise.« Ich erwiderte den Kuss und rollte dann ein Stück zurück. »Ron hat
da übrigens eine interessante Theorie über das Wiederauftauchen des Roten Teufels.
Du solltest ihn bei Gelegenheit einmal darauf ansprechen.«
»Wie schon
gesagt, es ist nicht der Rote Teufel. Der Mann, dem du neulich Abend begegnet
bist, war ein Betrüger.« Er klang, als wäre er vollkommen davon überzeugt.
Ich
schüttelte den Kopf. »Du hältst es also für absolut unmöglich, dass es der
Echte ist? Vielleicht ist er es ja doch. Es sind schon merkwürdigere Dinge
passiert.«
Seine Kiefer
mahlten. »Sag mir bitte sofort Bescheid, wenn er noch einmal versucht, mit dir
Kontakt aufzunehmen, Sarah. Ich bin sehr argwöhnisch, was seine wahren
Absichten angeht.«
Ich schlug
meine Beine übereinander und versuchte, es mir bequem zu machen, doch ich
spürte, dass Thierry sich total verspannte, sobald der Rote Teufel auch nur
erwähnt wurde. »Argwöhnisch? Aber er hat mir das Leben gerettet.«
Thierry
stand auf und verschränkte die Arme. »Er war zufällig in der Gegend, als du in
Gefahr warst, und hat eingegriffen. Wir wissen nicht, ob er dich wirklich
retten oder sich vielleicht nur Zugang zu deinem Leben verschaffen wollte.«
»Wieso
sollte er das wollen?«
Er
schüttelte mit ernster Miene den Kopf. Ich wusste nicht, wieso Thierry sich so
über diesen Kerl aufregte, aber gut war das nicht. Überhaupt nicht.
»Okay,
vergiss es«, lenkte ich ein. »Sollte er irgendwelche Rauchsignale in meine
Richtung senden, verspreche ich dir, dass du es als Erster erfährst.«
Er runzelte
weiterhin die Stirn. »Und lass dich nicht von seinem Charme einwickeln.«
»Charme?«
Er hob die
Brauen. »Man sagt, der Rote Teufel wäre ein charmanter Mann.«
»Und du
glaubst, ich ließe mir so leicht den Kopf verdrehen?«
Er zuckte
leicht mit den Schultern. »Ich weiß nicht.«
»Offensichtlich
hast du
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